Archäologie und Geschlechter – worum geht es?

Geschlecht ist inner­halb jeder Grup­pe, jeder sozia­len Schicht, jeder Kul­tur oder Epo­che eine bedeu­ten­de Kate­go­rie. Prä­his­to­ri­sche und his­to­ri­sche Kul­tu­ren und Gesell­schaf­ten kön­nen nur dann rich­tig beschrie­ben und ver­stan­den wer­den, wenn die Geschlech­ter­idea­le, ‑auf­ga­ben und ‑zuschrei­bun­gen aus­rei­chend berück­sich­tigt wer­den. Dies war vie­le Jahr­zehn­te lang inner­halb der Archäo­lo­gie nicht der Fall. Teil­wei­se wur­de bestrit­ten, dass es hier­zu For­schungs­mög­lich­kei­ten gibt, häu­fi­ger wur­den still­schwei­gend die eige­ne Gegen­wart und die jün­ge­re Ver­gan­gen­heit in die Vor­ge­schich­te pro­ji­ziert.
In vie­len Unter­su­chun­gen sind die Geschlech­ter­idea­le bür­ger­li­cher Fami­li­en des 19. Jahr­hun­derts erkenn­bar, die auf die Ver­gan­gen­heit über­tra­gen wur­den. Ent­spre­chen­des Ver­hal­ten von Frau­en und Män­nern wur­de als natur­ge­ge­ben ange­nom­men und des­halb auch unver­än­der­lich für alle Epo­chen der Vor­ge­schich­te ver­mu­tet.
Dane­ben domi­nier­ten als „männ­lich“ gel­ten­de The­men wie Hand­werk, Waf­fen, Fern­han­del das Fach, wäh­rend „weib­li­che“ The­men deut­lich sel­te­ner behan­delt wur­den. Beson­ders deut­lich wird dies in Model­len und Abbil­dun­gen.
Mit die­ser Schil­de­rung und Gewich­tung der Geschlech­ter präg­te die Archäo­lo­gie zudem das Bild von Frau­en und Män­nern, da die Dar­stel­lung der Ver­gan­gen­heit immer auch zur Erklä­rung und Recht­fer­ti­gung der Gegen­wart benutzt wird.

Im Gegen­satz und in der Aus­ein­an­der­set­zung mit die­ser Dar­stel­lung der Geschlech­ter ent­stan­den zahl­rei­che Ansät­ze einer ande­ren Behand­lung des The­mas. Sie las­sen sich in vier Haupt­rich­tun­gen zusam­men­fas­sen:

  • Tra­di­tio­nel­le Frau­en­for­schung
  • Enga­gier­te Frau­en­for­schung
  • Geschlech­ter­for­schung
  • Femi­nis­ti­sche Archäo­lo­gie

Alle die­se Rich­tun­gen sind im Netz­werk ver­tre­ten und las­sen sich in ver­schie­de­nen Publi­ka­tio­nen und For­schungs­vor­ha­ben nicht immer von­ein­an­der tren­nen.

Heu­te gibt es eine grö­ße­re Zahl von For­schungs­pro­jek­ten und Publi­ka­tio­nen zu archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­the­men. Auch die Muse­ums­dar­stel­lun­gen haben sich all­mäh­lich ver­än­dert und die Dar­stel­lun­gen in Schul­bü­chern sind zum Gegen­stand von Unter­su­chun­gen gewor­den.

Frau­en­for­schung, Geschlech­ter­for­schung und sogar femi­nis­ti­sche Ansät­ze gel­ten inzwi­schen als klei­nes, aber akzep­tier­tes Fach­ge­biet inner­halb der Archäo­lo­gie. Seit 2003 befasst sich die Arbeits­grup­pe Geschlech­ter­for­schung bei den Alter­tums­ver­bän­den mit die­sen Fra­gen inner­halb der Ur- und Früh­ge­schich­te.

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