Gleichstellungsstandards neu gedacht: ein Kommentar

Autorin: Julia K. Koch, Datum: 13.07.2020

 

Die DFG hat ihre For­schungs­ori­en­tier­te Gleich­stel­lungs­stan­dards auf den neu­es­ten Stand gebracht – und sorgt für Unru­he in den Wis­sen­schafts­in­sti­tu­tio­nen. Denn ger­ne wer­den dort die Sta­tis­ti­ken zum Stel­len­ver­hält­nis1 Frau­en : Män­ner schön­ge­re­det und hin und her gedreht, bis die Per­spek­ti­ve einen etwas güns­ti­ge­ren Blick auf die Zah­len ergibt. Es ist gut und wich­tig, dass die DFG als einer der wich­tigs­ten Dritt­mit­tel­ge­ber in Deutsch­land die Chan­cen­gleich­heit anmahnt und ver­schie­dens­te För­der­mög­lich­kei­ten in ihrem Pro­gramm hat. Die Unter­stüt­zung der­je­ni­gen Wis­sen­schaft­le­rin­nen, denen die Kar­rie­re in den Uni­ver­si­tä­ten und Insti­tu­ten gelun­gen ist, ins­be­son­de­re bei der Mit­ar­beit in Gre­mi­en, ist rich­tig, denn dort wer­den die Ent­schei­dun­gen über die Rah­men­be­din­gun­gen des Wis­sen­schafts­sys­tems in unse­rem Land getrof­fen.

Es soll­te aber nicht über­se­hen wer­den, dass das gesam­te Sys­tem auf der Aus­nüt­zung des soge­nann­ten Mit­tel­baus beruht – durch (Kurz-)Zeitverträge, kur­ze För­der­pe­ri­oden, hohe Erfolgs­er­war­tun­gen in Form von inter­na­tio­na­len Kon­gress­be­su­chen und zahl­rei­chen Publi­ka­tio­nen. Nur fällt die­se Peri­ode lei­der in die Lebens­pha­se, in der Kin­der groß­ge­zo­gen und Eltern gepflegt wer­den möch­ten. Obwohl die fle­xi­blen Arbeits­zei­ten theo­re­tisch zulas­sen wür­den, vie­les orga­ni­siert zu bekom­men, ver­hin­dert die aus­ge­präg­te Anwe­sen­heits­kul­tur eben die­ses. Der Spa­gat der Mitarbeiter*innen zwi­schen Wis­sen­schaft und Fami­lie ist also sys­tem­im­ma­nent. Es wun­dert mich des­halb nicht, dass ver­nünf­tig den­ken­de Men­schen sich aus dem Sys­tem Wis­sen­schaft ver­ab­schie­den.

Um lang­fris­tig etwas zu ver­än­dern, bedarf es mehr als ein paar mehr Pro­fes­so­rin­nen und Hilfs­kräf­te zur Unter­stüt­zung der­sel­ben. Die tra­di­tio­nel­len Netz­wer­ke müs­sen auf­ge­bro­chen wer­den, sehr viel mehr unbe­fris­te­te Stel­len geschaf­fen – oder viel­leicht etwas ganz Neu­es gewagt wer­den: Wie wäre es mit einem 10-jäh­ri­gen Grund­ein­kom­men für die­je­ni­gen, die einen MA-Abschluss oder eine Pro­mo­ti­on geschafft haben und noch kei­nen unbe­fris­te­ten Arbeits­ver­trag vor­zei­gen kön­nen? Und zwar nicht nur für die kom­men­de Gene­ra­ti­on, son­dern für alle, die aktu­ell als Wissenschaftler*innen arbei­ten und leben möch­ten. Das wür­de Raum für ent­spann­tes, sor­gen­frei­es For­schen und Zeit für eige­ne Pro­jek­te schaf­fen sowie Abhän­gig­kei­ten auf beruf­li­cher wie pri­va­ter Ebe­ne ver­mei­den. M.E. wür­de der Erkennt­nis­ge­winn in den Wis­sen­schaf­ten davon pro­fi­tie­ren.


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Diver­si­tät ist in der Daten­er­fas­sung bis­her kaum ange­kom­men.

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