Jagende Frauen – noch im Jahr 2023 eine Sensation!?
Autorin: Michaela Helmbrecht, Datum: 05.07.2023
In den letzten Tagen ging eine „Sensationsmeldung“ durch die Medien: Eine Studie, die zahlreiche ethnographische Studien auswertet, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass in rezenten Gesellschaften, deren Substistenz auf Jagd und Sammeln beruht, durchaus auch Frauen jag(t)en. Huch – da entpuppt sich doch tatsächlich das liebgewonnene Bild des jagenden Mannes und der sammelnden Frau als Stereotyp! Für mich als Frau, die sich seit Jahren mit geschlechtsbezogenen Stereotypen beschäftigt, ist das keine große Überraschung. Eher wundere ich mich ein wenig, dass dieses Thema tatsächlich so ein Aufreger ist.
Aber worum geht es in der Studie?
Die Autorinnen und Autoren, die ihre Meta-Studie „The Myth of Man the Hunter: Women’s contribution to the hunt across ethnographic contexts“ in der Open-Access-Zeitschrift Plos one veröffentlicht haben, haben zahlreiche ethnographische Studien der letzten hundert Jahre zusammengetragen und festgestellt, dass in 79 % Prozent der Gesellschaften, über die Angaben zur Jagd vorhanden sind, Frauen aktiv und vorsätzlich auf die Jagd gegangen sind, auch auf Großwild. Sie verbinden diese Erkenntnis mit archäologischen Funden aus der Zeit vor der Sesshaftwerdung, die ebenfalls nahelegen, dass die Jagd keine ausschließliche Domäne der Männer war. Dennoch wurde lange Zeit sowohl in der Ethnographie als auch in der Archäologie in der Regel davon ausgegangen, dass es eine strikte Aufteilung gab: die Männer jagten und die Frauen sammelten. Ausnahmen bestätigten nur die Regel.
Mit dieser Meta-Studie, die zwar nichts grundlegend Neues präsentiert, aber große Aufmerksamkeit in den Medien erfahren hat, könnte nun immerhin ein Schritt getan sein, dass sich das hartnäckige Bild der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Steinzeit endlich aus den Köpfen verabschiedet. Solange aber in Schulbüchern immer noch behauptet wird, dass die Jagd Männersache war, wird sich leider auch dieses Stereotyp nicht so leicht aus der Welt schaffen lassen.
Hier lässt sich die Studie lesen:
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0287101
Citation: Anderson A, Chilczuk S, Nelson K, Ruther R, Wall-Scheffler C (2023) The Myth of Man the Hunter: Women’s contribution to the hunt across ethnographic contexts. PLoS ONE 18(6): e0287101. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0287101
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