Mein FemArc-Moment – wie hat das bei mir eigentlich alles angefangen?

Autorin: Jana Fries, Datum: 02.10.2020

 Unser Netz­werk Fem­Arc hat inzwi­schen eine bald drei­ßig­jäh­ri­ge Geschich­te. Und jede von uns hat eine kur­ze oder lan­ge Geschich­te der Beschäf­ti­gung mit der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie und/oder femi­nis­tisch-archäo­lo­gi­schen The­men. Die kom­men bei unse­rem Aus­tausch manch­mal zur Spra­che, manch­mal wis­sen wir aber auch nur wenig, was ande­re im Netz­werk bewo­gen hat, hier mit­zu­ma­chen und was sie dabei erlebt haben. Zum Teil gibt es hoch­span­nen­de Erleb­nis­se, wie Frau­en zur Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie gekom­men sind und was sie auf ihrem Berufs­weg bedeu­tet.

Unse­re jewei­li­gen Geschich­ten mit dem The­ma soll­te unter ande­rem Gegen­stand sein bei unse­rem für Anfang Okto­ber geplan­ten Tref­fen zur Stand­ort­be­stim­mung. Wie so vie­le Ver­an­stal­tun­gen, die für den Aus­tausch wich­tig sind, muss­te es wegen Covid ver­scho­ben wer­den.

Bei der Vor­be­rei­tung des Tref­fens kamen bei mir Erin­ne­run­gen an frü­he Fem­Arc-Zei­ten auf und der Wunsch, die per­sön­li­chen Anfän­ge zu sam­meln, die einen Ein­stieg in die Stand­ort­be­stim­mung erleich­tern kön­nen. Ich habe des­halb über die Mai­ling­list der Fem­Arc die Fra­ge gepos­tet, was unse­re Mit­frau­en dazu gebracht hat, sich mit den The­men des Netz­wer­kes zu befas­sen. Gab es dafür ent­schei­den­de Momen­te, ein­zel­ne Begeg­nun­gen, Auf­sät­ze oder Aus­stel­lun­gen? Wie kam es, dass sie bei Fem­Arc ein­ge­stie­gen sind oder sich für Geschlech­ter­the­men stark gemacht haben? Oder war es eher eine all­mäh­li­che Ent­wick­lung?

Für die­se klei­ne Umfra­ge habe ich eben­falls Flin­ga in Form eines White­boards genutzt.

So sah das Ergeb­nis aus: 

Zur besseren Lesbarkeit hier die Beiträge nochmals:

Ich habe erst spät stu­diert und mich schon lan­ge vor­her in der Frau­en­be­we­gung enga­giert. Fried­rich Engels Text „Vom Ursprung der Fami­lie, des Pri­vat­ei­gen­tums und des Staa­tes“ weck­te in mir den Wunsch, der Fra­ge nach dem Ursprung des Patri­ar­chats wis­sen­schaft­lich auf den Grund zu gehen und Ur- und Früh­ge­schich­te zu stu­die­ren. Vom Netz­werk archäo­lo­gisch arbei­ten­der Frau­en hat­te ich gele­sen. Das war mein Ding! Ich habe an einer Fach­schafts­ta­gung teil­ge­nom­men und bin seit­her dabei, mal mehr, mal weni­ger aktiv. Zu mei­ner Fra­ge­stel­lung, woher kommt das Patri­ar­chat, habe ich gelernt, dass es zwar ein­fa­che Fra­gen gibt, aber kei­ne ein­fa­chen Ant­wor­ten. Fem­Arc steht für mich dafür, wis­sen­schaft­li­che Ant­wor­ten zu fin­den.

Zu Schul­zei­ten gab es nach Ansicht eini­ger Lehrer*innen zwei Grün­de, wes­halb ich auf dem Gym­na­si­um falsch war: Mein Geschlecht („Mäd­chen brau­chen kein Abitur, die wer­den eh nur Haus­frau und Mut­ter“) und das Bil­dungs­ni­veau mei­ner Eltern, die kei­ne höhe­re Schu­le besucht haben („Arbei­ter­kin­der gehö­ren nicht aufs Gym­na­si­um“). Als ich das Stu­di­um begon­nen habe, habe ich mei­ne sozia­le Her­kunft für mich behal­ten; mein Geschlecht jedoch war offen­sicht­lich. Da ich schon aus der Schul­zeit wuss­te, dass ich es als Frau schwe­rer haben wür­de, habe ich mir gezielt Unter­stüt­zung gesucht. So bin ich im Stu­di­um zu Fem­Arc gekom­men, und geblie­ben.

Auch in den 2010er Jah­ren war das The­ma Femi­nis­mus und Gen­der-Archäo­lo­gie lei­der nicht auf der Tages­ord­nung des Stu­di­ums. Auf der Suche nach gleich­ge­sinn­ten Frau­en, die sich der rea­len Pro­ble­ma­tik bewusst sind und es nicht als läs­tig abtun, bin ich auf die Fem­Arc gesto­ßen, da man bei die­ser The­ma­tik schnell allei­ne dasteht und als Que­ru­lan­tin abge­tan wird.

Auf­ge­wach­sen in einer beschüt­zen­den Kir­chen­ge­mein­de, hat­te ich mein Aha-Erleb­nis, als mir klar war, dass ich mich nicht abhän­gig machen kann vom Wohl­wol­len eines älte­ren Profs, der Dank­bar­keit erwar­tet. Das war noch nicht in der Archäo­lo­gie, aber der Wech­sel war dann auch fäl­lig, und ich freue mich, dass es Fem­Arc gibt.

Eine Fach­schafts­ta­gung vor vie­len Jah­ren: Ein Work­shop bringt Femi­nis­mus und Archäo­lo­gie zusam­men und mich in Kon­takt mit Kol­le­gin­nen, die da schon mehr wis­sen. Plötz­lich rut­schen eini­ge Din­ge in der Vor­ge­schich­te an den rich­ti­gen Platz. Es war groß­ar­tig, die Archäo­lo­gie von da an gemein­sam mit ande­ren Augen zu sehen. Ich blieb in Kon­takt und es war für mich sehr klar, dass ich mich hier ein­brin­gen muss.

Ich glau­be, ich war bei dem glei­chen Work­shop, war mein ers­tes Semes­ter, glau­be ich. Danach habe ich Fem­Arc im Blick behal­ten und bin irgend­wann bei­getre­ten, als ich mich „groß genug“ gefühlt habe.

Ein NETZ­werk bie­tet Halt und fängt auf. Ein NETZ­werk fängt aber auch ein, und hält zurück. Im Lau­fe der Jah­re habe ich Fem­Arc als NETZ­werk in bei­der­lei Hin­sicht erlebt.

Auf­ge­wach­sen in einer Zeit, in der „Femi­nis­mus“ kaum laut aus­ge­spro­chen wur­de, war die Uni eine Offen­ba­rung. Hier traf ich auf Frau­en mit ähn­li­chen Erfah­run­gen und glei­cher For­schungs- und Dis­kus­si­ons­lust. Eine Netz­werks­grün­dung schien damals eine selbst­ver­ständ­li­che Not­wen­dig­keit.

Ich habe wäh­rend mei­nes Stu­di­ums in den 1990er Jah­ren eigent­lich kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung erlebt; damals war „Femi­nis­tin“ ein Schimpf­wort. Dass wir nach wie vor nicht von Gleich­be­rech­ti­gung spre­chen kön­nen, habe ich erst spä­ter mit­be­kom­men, aller­dings nie am eige­nen Leib. Zu Fem­Arc bin ich über die Edi­ti­on gekom­men.

Ich lieb­äug­le schon sehr lan­ge mit der Fem­Arc. Aller­dings ist mein femi­nis­ti­sches Ver­ständ­nis que­er­fe­mi­nis­tisch geprägt und somit hat­te und habe ich etwas Schwie­rig­kei­ten mit der Sat­zung (Stich­wort: Voll­frau). Ver­gan­ge­nes Jahr wur­de mir aller­dings berich­tet, dass die Fem­Arc bereit ist noch­mal neu über z.B. die­sen Punkt zu dis­ku­tie­ren. Daher bin ich nun ger­ne dabei.

Das White­board ist übri­gens wei­ter­hin unter https://flinga.fi/s/FLTCYK2 erreich­bar und darf ger­ne ergänzt wer­den.

Kontakt

c/o Muse­um Herx­heim
Unte­re Haupt­stra­ße 153
76863 Herx­heim

E‑Mail: redaktion@femarc.de
Web: www.femarc.de

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Fem­Arc e.V., Spar­kas­se Han­no­ver
IBAN: DE36 2505 0180 0910 2955 65
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