Nachruf auf Liv Helga Dommasnes

30.5.1949 (Molde, Norway) – 13.9.2023 (Bergen, Norway)

 Autorin: Doris Guts­miedl, Datum: 05.02.2024

 Am 13. Sep­tem­ber 2023 ver­starb Liv Hel­ga Dom­mas­nes, die vie­len Mit­frau­en nicht nur als Kol­le­gin und Pio­nie­rin der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung bekannt ist, son­dern auch Fem­Arc über vie­le Jah­re hin­weg unter­stüt­ze.

Dr. phi­los. Liv Hel­ga Dom­mas­nes war Pro­fes­so­rin für Archäo­lo­gie am Depart­ment of Cul­tu­ral Histo­ry, Uni­ver­si­ty Muse­um of Ber­gen, Nor­we­gen. Dort war sie zustän­dig für die älte­re Eisen­zeit skan­di­na­vi­scher Ter­mi­no­lo­gie, von der vor­rö­mi­schen Eisen­zeit bis zum Früh­mit­tel­al­ter. In ihrer For­schung kon­zen­trier­te sie sich jedoch eher auf jün­ge­re Zeit­epo­chen, von der Völ­ker­wan­de­rungs­zeit bis zur Wikin­ger­zeit. Sie schrieb bedeu­ten­de Bei­trä­ge zu The­men­be­rei­chen Bestat­tungs­sit­ten und Reli­gi­on sowie zu archäo­lo­gi­scher Geschlech­ter­for­schung, femi­nis­ti­scher Archäo­lo­gie, und zur Archäo­lo­gie der Kind­heit.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes pro­mo­vier­te 1976 mit einer Arbeit über “Yng­re jer­nal­der i Sogn – for­søk på sosi­al rekon­struks­jon” (Frü­he Eisen­zeit in Sogn – Ver­such einer sozia­len Rekon­struk­ti­on) an der Uni­ver­si­tät Ber­gen. Dies war eine der ers­ten Arbei­ten in der euro­päi­schen Archäo­lo­gie, die eine Geschlech­ter­per­spek­ti­ve ein­nahm. Sie selbst schrieb dazu im Tagungs­band zu 25 Jah­ren Fem­Arc: “When my turn came to choo­se a sub­ject for my dis­ser­ta­ti­on, I deci­ded that I wan­ted to know about Viking women of the past, but I also had the good sen­se to name it ‘inves­ti­ga­ting social struc­tu­re’.” Die­ser Arbeit soll­ten vie­le wei­te­re fol­gen.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes set­ze sich über vie­le Jah­re hin­weg für Frau­en und für Geschlech­ter­for­schung in der Archäo­lo­gie ein – unter ande­rem im nor­we­gi­schen Netz­werk K.A.N. (Kvin­ner i Arkeolo­gi i Nor­ge – Frau­en in der Archäo­lo­gie in Nor­we­gen), das seit 1985 auch die gleich­na­mi­ge Zeit­schrift K.A.N. her­aus­gab. Dies war das ers­te Netz­werk archäo­lo­gisch arbei­ten­der Frau­en in Euro­pa, und ein Vor­bild für Fem­Arc.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes war auch maß­geb­lich an der Grün­dung der Com­mu­ni­ty “Archäo­lo­gie und Geschlecht in Euro­pa (AGE)” im Rah­men der Euro­pean Asso­cia­ti­on of Archaeo­lo­gists (EAA) im Jahr 2008 betei­ligt. Sie war von 2009 bis 2014 zusam­men mit San­dra Mon­tón Sub­í­as (ICREA-Pom­peu Fabra Uni­ver­si­ty, Bar­ce­lo­na, Spa­ni­en) Co-Chair von AGE, und trug wesent­lich zum Erfolg der EAA-Com­mu­ni­ty bei.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes wuss­te um die Bedeu­tung von Ver­net­zung und Zusam­men­ar­beit. Sie brach­te For­schen­de aus ver­schie­de­nen Län­dern, aka­de­mi­schen Tra­di­tio­nen und Fach­ge­bie­ten zusam­men. Sie ebne­te auch vie­le ihrer jün­ge­ren Kol­le­gin­nen den Weg in die Archäo­lo­gie. Sie war eine her­aus­ra­gen­de For­sche­rin, aber auch eine Men­to­rin, die immer zu Gesprä­chen bereit war und Rat wuss­te. Ihr Wis­sen und ihre Bereit­schaft zu Aus­tausch und Zusam­men­ar­beit wer­den alle, die sie kann­ten, ver­mis­sen. Ihr wis­sen­schaft­li­ches Werk wird blei­ben – auch als Inspi­ra­ti­on für kom­men­de Gene­ra­tio­nen von For­schen­den.

Möge sie in Frie­den ruhen.

Ein eng­lisch­spra­chi­ger Nach­ruf ist in “The Euro­pean Archaeo­lo­gist” erschie­nen

https://www.e‑a-a.org/EAA/Navigation_Publications/TEA_79_content/Obituary.aspx

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