Call for Papers – Tagung AG Geschlechterforschung

Geschlechter und ihre Körper

NWVA-Verbandstagung in Bochum
07.10.- 11.10.2024

Die bio­lo­gi­schen Kör­per von Men­schen sind und waren zen­tral in Debat­ten um die Geschlech­ter, nicht nur inner­halb der Archäo­lo­gie. Geprägt von tra­di­tio­nel­len, bür­ger­li­chen Geschlech­ter­kon­zep­ten hat die deutsch­spra­chi­ge Archäo­lo­gie lan­ge Zeit bio­lo­gi­sche Unter­schie­de binär auf­ge­fasst. Sie wur­den zudem als allei­ni­ge Ursa­che für beob­ach­te­te Unter­schie­de zwi­schen Frau­en und Män­ner, ihrem Ver­hal­ten, ihren Iden­ti­tä­ten, ihrer Selbst- und Fremd­dar­stel­lung gese­hen. Geschlech­ter außer­halb die­ser binä­ren Wahr­neh­mung wur­den so gut wie gar nicht the­ma­ti­siert.
Mit der Ent­wick­lung der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung etwa seit den 1990er Jah­ren hielt die Unter­schei­dung zwi­schen bio­lo­gi­schem und sozia­lem Geschlecht Ein­zug in die deutsch­spra­chi­ge archäo­lo­gi­sche Dis­kus­si­on, bei oft wei­ter­hin binär ver­stan­de­nen bio­lo­gi­schen Geschlech­tern. Erst unter dem Ein­fluss der Theo­rien J. But­lers und der que­er stu­dies wur­den die kör­per­li­che Viel­falt und die Unab­hän­gig­keit von Iden­ti­tä­ten und sozia­ler Rol­len von der Bio­lo­gie the­ma­ti­siert. Die Über­win­dung binä­rer Auf­fas­sun­gen von Geschlecht ist auch heu­te noch ein wich­ti­ges The­ma. Gleich­zei­tig wur­den in den ver­gan­ge­nen etwa 20 Jah­ren ver­mehrt die viel­fäl­ti­gen Ein­flüs­se von Lebens­be­din­gun­gen, Tätig­kei­ten und sozia­len Rol­len auf die bio­lo­gi­schen Kör­per und umge­kehrt die Nut­zung von Kör­pern für die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Iden­ti­tät nach außen beleuch­tet. Die Zusam­men­hän­ge zwi­schen bio­lo­gi­schem Kör­per, Geschlech­ter­iden­ti­tät und Geschlech­ter­rol­le wer­den dabei ganz unter­schied­lich auf­ge­fasst.
Nicht zuletzt ver­ste­hen wir auch immer mehr den Ein­fluss unse­rer eige­nen kul­tu­rel­len Prä­gun­gen auf unse­ren Vor- und Dar­stel­lun­gen von vor- und früh­ge­schicht­li­chen Kör­pern.
In der Sit­zung der AG wol­len wir einen Über­blick über den aktu­el­len Stand der viel­fäl­ti­gen Debat­ten rund um Geschlech­ter und bio­lo­gi­sche Kör­per in der Archäo­lo­gie gewin­nen. Dabei kön­nen u.a. fol­gen­de Fra­gen im Fokus von Bei­trä­gen ste­hen:

  • An wel­chen Kör­per­merk­ma­len wird Geschlecht in unter­schied­li­chen Kul­tu­ren und Zei­ten fest­ge­macht? Herr­schen dabei binä­re Vor­stel­lung vor, wird eine Viel­falt von Geschlech­tern ange­nom­men oder ein Kon­ti­nu­um? Und wie lässt sich dies mit archäo­lo­gi­schen Quel­len erschlie­ßen?
  • Wie wirkt sich geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Arbeits­tei­lung auf die bio­lo­gi­schen Kör­per aus und wie ist sie mit ande­ren sozia­len und bio­lo­gi­schen Fak­to­ren ver­schränkt?
  • Wie kön­nen geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Ernäh­rung und ihre bio­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen nach­ge­wie­sen wer­den?
  • Las­sen sich Spu­ren geschlech­ter­spe­zi­fi­scher Medi­zin nach­wei­sen? Oder geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Modi­fi­ka­tio­nen des Kör­pers?
  • Wel­che neu­en Erkennt­nis­se zu geschlechts­spe­zi­fi­schem Umgang mit den Kör­pern Ver­stor­be­ner in Bestat­tungs­ri­tua­len gibt es?
  • Wie wer­den kör­per­li­che Unter­schie­de in prä­his­to­ri­schen Kul­tu­ren bild­lich dar­ge­stellt? Kön­nen wir geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Kör­pe­ridea­le sol­cher Kul­tu­ren erken­nen?
  • Wel­che Rol­le spielt die tra­di­tio­nel­le Auf­fas­sung, Geschlecht gehe rein vom Kör­per aus, inner­halb der Archäo­lo­gie aktu­ell?
  • Wie weit hat sich die dekon­struk­ti­ve Auf­fas­sung, dass Geschlech­ter von der Bio­lo­gie unab­hän­gig sind, durch­ge­setzt, wie anwend­bar ist sie für die Archäo­lo­gie und wie wird sie prak­tisch ange­wandt?
  • Wie wer­den kör­per­li­che Über­res­te abhän­gig vom bio­lo­gi­schen Geschlecht von uns heu­te wahr­ge­nom­men und beschrie­ben?
  • Wie stel­len wir heu­te die Kör­per von Men­schen der Urge­schich­te bild­lich dar?

Wir pla­nen Vor­trä­ge von jeweils 20 Minu­ten Län­ge und freu­en uns über Zusam­men­fas­sun­gen von ca. 250 bis 400 Wor­ten an AGGeschForsch2024@gmx.de. Abga­be­schluss ist der 31.03.2024.

Orga­ni­sa­ti­on: Jana Esther Fries, Cla­ra Schal­ler

 

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