Melanie Janßen-Kim

Melanie Janßen-Kim

Portrait Michaela Helmbrecht

Dr. Melanie Janßen-Kim

Ich habe Vor- und Früh­ge­schicht­li­che Archäo­lo­gie, Sino­lo­gie und Ost­asia­ti­sche Kunst­ge­schich­te in Bonn und Hang­zhou stu­diert. The­ma mei­ner Dis­ser­ta­ti­on war die Bron­ze­zeit in Korea (https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/handle/20.500.11811/8164). Mei­ne For­schungs­schwer­punk­te sind inter­kul­tu­rel­le Ver­glei­che und frü­he Bron­ze­zeit. Seit 2007 bin ich Mit­frau und seit neu­es­tem auch Edi­tio­nä­rin.

 

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2024 Bochum: CFP: Geschlechter und ihre Körper – Tagung der AG Geschlechterforschung

Call for Papers – Tagung AG Geschlechterforschung

Geschlechter und ihre Körper

NWVA-Verbandstagung in Bochum
07.10.- 11.10.2024

Die bio­lo­gi­schen Kör­per von Men­schen sind und waren zen­tral in Debat­ten um die Geschlech­ter, nicht nur inner­halb der Archäo­lo­gie. Geprägt von tra­di­tio­nel­len, bür­ger­li­chen Geschlech­ter­kon­zep­ten hat die deutsch­spra­chi­ge Archäo­lo­gie lan­ge Zeit bio­lo­gi­sche Unter­schie­de binär auf­ge­fasst. Sie wur­den zudem als allei­ni­ge Ursa­che für beob­ach­te­te Unter­schie­de zwi­schen Frau­en und Män­ner, ihrem Ver­hal­ten, ihren Iden­ti­tä­ten, ihrer Selbst- und Fremd­dar­stel­lung gese­hen. Geschlech­ter außer­halb die­ser binä­ren Wahr­neh­mung wur­den so gut wie gar nicht the­ma­ti­siert.
Mit der Ent­wick­lung der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung etwa seit den 1990er Jah­ren hielt die Unter­schei­dung zwi­schen bio­lo­gi­schem und sozia­lem Geschlecht Ein­zug in die deutsch­spra­chi­ge archäo­lo­gi­sche Dis­kus­si­on, bei oft wei­ter­hin binär ver­stan­de­nen bio­lo­gi­schen Geschlech­tern. Erst unter dem Ein­fluss der Theo­rien J. But­lers und der que­er stu­dies wur­den die kör­per­li­che Viel­falt und die Unab­hän­gig­keit von Iden­ti­tä­ten und sozia­ler Rol­len von der Bio­lo­gie the­ma­ti­siert. Die Über­win­dung binä­rer Auf­fas­sun­gen von Geschlecht ist auch heu­te noch ein wich­ti­ges The­ma. Gleich­zei­tig wur­den in den ver­gan­ge­nen etwa 20 Jah­ren ver­mehrt die viel­fäl­ti­gen Ein­flüs­se von Lebens­be­din­gun­gen, Tätig­kei­ten und sozia­len Rol­len auf die bio­lo­gi­schen Kör­per und umge­kehrt die Nut­zung von Kör­pern für die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Iden­ti­tät nach außen beleuch­tet. Die Zusam­men­hän­ge zwi­schen bio­lo­gi­schem Kör­per, Geschlech­ter­iden­ti­tät und Geschlech­ter­rol­le wer­den dabei ganz unter­schied­lich auf­ge­fasst.
Nicht zuletzt ver­ste­hen wir auch immer mehr den Ein­fluss unse­rer eige­nen kul­tu­rel­len Prä­gun­gen auf unse­ren Vor- und Dar­stel­lun­gen von vor- und früh­ge­schicht­li­chen Kör­pern.
In der Sit­zung der AG wol­len wir einen Über­blick über den aktu­el­len Stand der viel­fäl­ti­gen Debat­ten rund um Geschlech­ter und bio­lo­gi­sche Kör­per in der Archäo­lo­gie gewin­nen. Dabei kön­nen u.a. fol­gen­de Fra­gen im Fokus von Bei­trä­gen ste­hen:

  • An wel­chen Kör­per­merk­ma­len wird Geschlecht in unter­schied­li­chen Kul­tu­ren und Zei­ten fest­ge­macht? Herr­schen dabei binä­re Vor­stel­lung vor, wird eine Viel­falt von Geschlech­tern ange­nom­men oder ein Kon­ti­nu­um? Und wie lässt sich dies mit archäo­lo­gi­schen Quel­len erschlie­ßen?
  • Wie wirkt sich geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Arbeits­tei­lung auf die bio­lo­gi­schen Kör­per aus und wie ist sie mit ande­ren sozia­len und bio­lo­gi­schen Fak­to­ren ver­schränkt?
  • Wie kön­nen geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Ernäh­rung und ihre bio­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen nach­ge­wie­sen wer­den?
  • Las­sen sich Spu­ren geschlech­ter­spe­zi­fi­scher Medi­zin nach­wei­sen? Oder geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Modi­fi­ka­tio­nen des Kör­pers?
  • Wel­che neu­en Erkennt­nis­se zu geschlechts­spe­zi­fi­schem Umgang mit den Kör­pern Ver­stor­be­ner in Bestat­tungs­ri­tua­len gibt es?
  • Wie wer­den kör­per­li­che Unter­schie­de in prä­his­to­ri­schen Kul­tu­ren bild­lich dar­ge­stellt? Kön­nen wir geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Kör­pe­ridea­le sol­cher Kul­tu­ren erken­nen?
  • Wel­che Rol­le spielt die tra­di­tio­nel­le Auf­fas­sung, Geschlecht gehe rein vom Kör­per aus, inner­halb der Archäo­lo­gie aktu­ell?
  • Wie weit hat sich die dekon­struk­ti­ve Auf­fas­sung, dass Geschlech­ter von der Bio­lo­gie unab­hän­gig sind, durch­ge­setzt, wie anwend­bar ist sie für die Archäo­lo­gie und wie wird sie prak­tisch ange­wandt?
  • Wie wer­den kör­per­li­che Über­res­te abhän­gig vom bio­lo­gi­schen Geschlecht von uns heu­te wahr­ge­nom­men und beschrie­ben?
  • Wie stel­len wir heu­te die Kör­per von Men­schen der Urge­schich­te bild­lich dar?

Wir pla­nen Vor­trä­ge von jeweils 20 Minu­ten Län­ge und freu­en uns über Zusam­men­fas­sun­gen von ca. 250 bis 400 Wor­ten an AGGeschForsch2024@gmx.de. Abga­be­schluss ist der 31.03.2024.

Orga­ni­sa­ti­on: Jana Esther Fries, Cla­ra Schal­ler

 

Call for Papers als pdf-Datei: Down­load

 

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2024 Bochum: Gender-Innovationen? Geschlechter- und feministische Perspektiven in den Sozial- und Geisteswissenschaften

Gender-Innovationen? Geschlechter- und feministische Perspektiven in den Sozial- und Geisteswissenschaften

Ruhr-Universität Bochum, 25.–26. April 2024
Expert*innenworkshop
Call for Papers, Bewerbungsschluss: 30.11.2023

Schenkt man den Selbst­be­schrei­bun­gen in der Frau­en- und Geschlech­ter­for­schung Glau­ben, so gehö­ren die Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten zu den Fächer­grup­pen, in denen femi­nis­ti­sche Ansät­ze und Geschlech­ter­per­spek­ti­ven den größ­ten Nie­der­schlag im Wis­sen­schafts­be­reich gefun­den haben, und auch die Geschlech­ter­gleich­stel­lung scheint in die­sen Fächer­grup­pen in allen Sta­tus­grup­pen ver­gleichs­wei­se kom­for­ta­bel zu sein. Als „Pro­blem­fä­cher“ in Bezug auf die Gleich­stel­lung und die Eta­blie­rung der Frau­en- und Geschlech­ter­for­schung gel­ten dem­nach die Natur- und Tech­nik­wis­sen­schaf­ten. Die­se Hal­tung wird auch in der Wis­sen­schafts- und Gleich­stel­lungs­po­li­tik ver­tre­ten, zuletzt in den vom Wis­sen­schafts­rat im Juli 2023 vor­ge­leg­ten „Emp­feh­lun­gen zur Wei­ter­ent­wick­lung der Geschlech­ter­for­schung in Deutsch­land“, und beein­flusst die Aus­rich­tung öffent­li­cher Pro­gram­me zur For­schungs- und Gleich­stel­lungs­för­de­rung. Im Rah­men die­ses Expert*innenworkshops soll fächer­ver­glei­chend dis­ku­tiert wer­den, wie weit die Ent­wick­lung femi­nis­ti­scher Ansät­ze und Geschlech­ter­per­spek­ti­ven in den Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten im deutsch­spra­chi­gen Raum gedie­hen ist und inwie­fern femi­nis­ti­sche Ansät­ze und Geschlech­ter­per­spek­ti­ven in den betref­fen­den Dis­zi­pli­nen eta­bliert und aner­kannt sind.

Wir wün­schen uns Bei­trags­vor­schlä­ge unter ande­rem zu den fol­gen­den Fra­gen:

  • Wie erfolg­reich ist die femi­nis­ti­sche Kri­tik dar­in gewe­sen, das Wis­sen, das in den sozi­al- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen als auto­ri­ta­tiv und exzel­lent gilt, nach­hal­tig zu ver­än­dern, ja, zu trans­for­mie­ren? Wie und von wem wur­den bzw. wer­den die­se Erfol­ge erreicht? In wel­chen dis­zi­pli­nä­ren (Teil-)Bereichen sind femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ven Teil des Kanons und wie kommt es jeweils dazu? In wel­chen dis­zi­pli­nä­ren (Teil-)Bereichen konn­ten femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ven bis­her nicht Fuß fas­sen und wie ist dies zu erklä­ren?
  • Wie ver­su­chen die an femi­nis­ti­scher bzw. Frau­en- und Geschlech­ter­for­schung Inter­es­sier­ten in den Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten Ein­fluss auf die Epis­te­mo­lo­gien, Method(ologi)en und Inhal­te der jewei­li­gen Dis­zi­pli­nen zu neh­men? Wel­che Orga­ni­sa­ti­ons­for­men, z. B. Arbeits­grup­pen, Sek­tio­nen und Ver­ei­ne, und wel­che Medi­en, z. B. Tagun­gen, Publi­ka­tio­nen und Prei­se, wer­den hier­für (nicht) genutzt, und war­um (nicht)? Inwie­fern tre­ten bei der Orga­ni­sa­ti­ons­bil­dung Widerstände/Hindernisse auf bzw. könn­ten auf­tre­ten? Wel­che The­men wer­den dabei (bis­her nicht) gesetzt? Wie ist die jewei­li­ge Reso­nanz auf femi­nis­ti­sche Wissenschaftler*innen und ihre Orga­ni­sa­ti­ons­for­men in den betref­fen­den (Herkunfts-)Disziplinen zu erklä­ren?
  • Wie ist der Stand der Geschlech­ter­gleich­stel­lung in die­sen Dis­zi­pli­nen? Inwie­fern tra­gen die jewei­li­gen wis­sen­schaft­li­chen Fach­ge­sell­schaf­ten dazu bei, die Gleich­stel­lung in den Dis­zi­pli­nen zu för­dern und durch­zu­set­zen? Auf wel­che Reso­nanz tref­fen die Fach­ge­sell­schaf­ten dabei in den Dis­zi­pli­nen und außer­wis­sen­schaft­lich?
  • Wie steht es mit der Bezie­hung zwi­schen den in den sozi­al- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen vari­ie­ren­den Inte­gra­ti­ons­for­men und ‑gra­den femi­nis­ti­scher Per­spek­ti­ven und dem Fort­schritt der betref­fen­den Fach­wis­sen­schaf­ten in der Errei­chung von Gleich­stel­lungs­zie­len?
  • Wel­chen Ein­fluss hat in die­sen Dis­zi­pli­nen die (begrenz­te) Prä­senz von Frau­en und Frau­en- und Geschlech­ter­for­schung in den Schlüs­sel­be­rei­chen der For­schung auf die Mög­lich­kei­ten, sozia­len und poli­ti­schen Wan­del zu ana­ly­sie­ren? Wie ant­wor­ten die Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten selbst auf den sozia­len und poli­ti­schen Wan­del in den Geschlech­ter­ver­hält­nis­sen und den Bedarf an geschlech­ter­in­for­mier­tem Wis­sen außer­halb des Wis­sen­schafts­sys­tems?
  • Gibt es Beson­der­hei­ten in den jewei­li­gen sozi­al- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen im Hin­blick auf die genann­ten Fra­gen und wie las­sen sich die­se erklä­ren?

Ziel­set­zung des geplan­ten Work­shops in hybri­der Form ist es, die­se und angren­zen­de Fra­gen mit Expert*innen zu erör­tern. Dabei soll eine Bestands­auf­nah­me in Bezug auf den Sta­tus der geschlech­ter­be­zo­ge­nen Ana­ly­sen und femi­nis­ti­schen For­schung in ver­schie­de­nen Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten erar­bei­tet wer­den. Der Work­shop soll so einen Raum für Refle­xio­nen eröff­nen, wie die Geschlech­ter- und femi­nis­ti­sche For­schung die­se Dis­zi­pli­nen berei­chert oder geschärft hat. Des Wei­te­ren sol­len mög­li­che For­schungs­de­si­de­ra­te und Hand­lungs­be­dar­fe aus­ge­lo­tet wer­den.

Will­kom­men sind theo­re­ti­sche und empi­ri­sche Bei­trags­vor­schlä­ge zu und aus allen Dis­zi­pli­nen der Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten. Beson­de­re Auf­merk­sam­keit soll jedoch der Sozio­lo­gie, der Poli­tik­wis­sen­schaft, der Geschichts­wis­sen­schaft, der Phi­lo­so­phie sowie den Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten zukom­men. Denk­bar sind z. B. Fall­stu­di­en, Bei­trä­ge zu aktu­el­len epis­te­mo­lo­gi­schen und method(olog)ischen Fra­gen, Über­le­gun­gen zur For­schungs­pra­xis und zur Orga­ni­sa­ti­on der Dis­zi­pli­nen. Beson­ders begrüßt wer­den Bei­trä­ge, die sich auf die fach­wis­sen­schaft­li­che Ebe­ne der Wis­sen­schafts­theo­rie/-kri­tik, Inhal­te, Cur­ri­cu­la, Lehr- und Ein­füh­rungs­bü­cher, Publi­ka­tio­nen u. a. m. bezie­hen, sowie Bei­trä­ge, die sich mit der dis­zi­pli­nen­po­li­ti­schen Ebe­ne der Eta­blie­rung eige­ner Arbeits­grup­pen, Sek­tio­nen bzw. Ver­ei­ne von Frau­en* bzw. zu femi­nis­ti­schen Per­spek­ti­ven in den wis­sen­schaft­li­chen Fach­ge­sell­schaf­ten und außer­halb die­ser befas­sen. Wir freu­en uns bspw. aber auch über Bei­trä­ge zum Stand der Gleich­stel­lung und zur Gleich­stel­lungs­po­li­tik in allen Sta­tus­grup­pen der im Fokus ste­hen­den Fächer­grup­pen und über Bei­trä­ge, die fach­wis­sen­schaft­li­che und ‑poli­ti­sche Aspek­te ver­knüp­fen oder etwa auf den sozia­len und poli­ti­schen Ein­fluss femi­nis­ti­scher Per­spek­ti­ven in den Fach­wis­sen­schaf­ten ein­ge­hen. Die Bei­trä­ge kön­nen ein­zel­ne Dis­zi­pli­nen oder Teil­be­rei­che von Dis­zi­pli­nen behan­deln aber auch fächer(gruppen) ver­glei­chend ange­legt sein.

Wir laden alle inter­es­sier­ten Wissenschaftler*innen herz­lich ein, ein Abs­tract zum geplan­ten Bei­trag (mit Infor­ma­tio­nen zu Gegen­stand, Fra­ge­stel­lung, Ziel­set­zung und mög­li­cher Struk­tur des Bei­trags) im Umfang von 3.000 bis 5.000 Zei­chen bis zum 30. Novem­ber 2023 an Prof. Dr. Hei­ke Kah­lert (conference-sozsug@rub.de) als Word- oder PDF-Datei ein­zu­rei­chen. Das Abs­tract soll auch eine Kurz­bio­gra­phie im Umfang von maxi­mal 10 bis 12 Zei­len und voll­stän­di­ge Kon­takt­da­ten (Name, akademische/r Titel, insti­tu­tio­nel­le Zuge­hö­rig­keit, Post­adres­se, Tele­fon­num­mer und E‑Mail-Adres­se) ent­hal­ten. Bit­te geben Sie auch an, ob Sie in Prä­senz oder digi­tal am Work­shop teil­neh­men möch­ten. Eine Rück­mel­dung zu Annah­me oder Ableh­nung Ihres Bei­trags­vor­schlags erfolgt bis Mit­te Janu­ar 2024. Aus­ge­wähl­te Bei­trä­ge sol­len publi­ziert wer­den.

Der Expert*innenworkshop fin­det im Rah­men des For­schungs­pro­jekts „Gen­der-Inno­va­tio­nen in den Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten: Orga­ni­sa­tio­nen und Leh­re im Fokus (Gen­der-Inno­va­tio­nen)“ statt. Am Bei­spiel der Fächer Sozio­lo­gie, Poli­tik­wis­sen­schaft, Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten, Geschichts­wis­sen­schaft und Phi­lo­so­phie wird in dem Pro­jekt her­aus­ge­ar­bei­tet, inwie­fern die Bei­trä­ge von Frau­en und ihre wis­sen­schaft­li­chen Leis­tun­gen und Poten­zia­le in Ver­bin­dung mit Gen­der als The­ma und Erkennt­nis­ka­te­go­rie in den Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten berück­sich­tigt wer­den und wel­che Aner­ken­nung sie hier­für bis­her erfah­ren. Das For­schungs­vor­ha­ben „Gen­der-Inno­va­tio­nen“ wird von 2023 bis 2026 aus Mit­teln des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung (BMBF) geför­dert und unter der Lei­tung von Prof. Dr. Hei­ke Kah­lert von Susan­na Booth und Lisa Chris­ti­ne Wackers am Lehr­stuhl für Soziologie/Soziale Ungleich­heit und Geschlecht der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum bear­bei­tet.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen unter: www.gender-innovationen.de.

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2023: Rezension Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

2023: Rezension Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

Rezension: Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

 Autorin: Ulri­ke Ram­bu­scheck, Datum: 02.10.2023

Katha­ri­na Wes­sel­mann, Die abge­trenn­te Zun­ge. Sex und Macht in der Anti­ke neu lesen. wbg Theiss (Darm­stadt 2021). 223 Sei­ten, 13 Abbil­dun­gen.

Was haben Incels und Rap­per mit der Anti­ke zu tun? Eini­ge ihrer miso­gy­nen Äuße­run­gen und gewalt­tä­ti­gen Inhal­te haben ihre Wur­zeln in der anti­ken Lite­ra­tur. Die Par­al­le­len zu eini­gen Dich­tern wie Catull oder Ovid sind so auf­fäl­lig, dass man mei­nen könn­te, sie hät­ten sie gele­sen, was aber eher unwahr­schein­lich ist. Wie kommt es dann zu die­sen frap­pie­ren­den Ähn­lich­kei­ten? Hin­ter die­ses Geheim­nis nimmt uns die Alt­phi­lo­lo­gin Katha­ri­na Wes­sel­mann mit auf eine lite­ra­ri­sche Rei­se in die Anti­ke. In neun Kapi­teln wird von einem aktu­el­len miso­gy­nen Ereig­nis der Gegen­wart aus nach den anti­ken Wur­zeln die­ses Phä­no­mens gefahn­det. Dies ist sehr erstaun­lich, da wir doch meis­tens davon aus­ge­hen, dass die Anti­ke die Wie­ge von so posi­ti­ven Sachen wie Demo­kra­tie, Phi­lo­so­phie oder Recht­spre­chung ist, von der unse­re abend­län­di­sche Kul­tur bis heu­te tief beein­flusst ist. Doch die Anti­ke ist auch die Wie­ge des Patri­ar­chats, der Miso­gy­nie und der Gewalt gegen Frau­en und alle Men­schen, die kei­ne männ­li­chen Bür­ger waren. Die­sen Bogen von der Anti­ke zu Phä­no­me­nen unse­rer heu­ti­gen west­li­chen Welt zu schla­gen, macht für mich den Reiz des Buches aus. Plötz­lich erschei­nen auch so unschul­di­ge Din­ge wie Vasen­ma­le­rei­en in einem ganz neu­en Licht.
Die Band­brei­te der The­men reicht von „Erzähl­te Frau­en“, bei dem Frau­en aus einer männ­li­chen Per­spek­ti­ve beschrie­ben wer­den, über die Dar­stel­lung von mäch­ti­gen Frau­en, die in der Öffent­lich­keit stan­den, bis zu den häss­li­chen Frau­en, die nicht ins anti­ke Schön­heits­ide­al pass­ten. Wei­te­re Kapi­tel beschäf­ti­gen sich mit den Grau­sam­kei­ten gegen Frau­en, denen wir in den Mythen begeg­nen, wie Ver­ge­wal­ti­gun­gen und ver­such­te sexu­el­le Über­grif­fe, sowie mit Ver­ge­wal­ti­gun­gen in der Ehe, wie sie aus Komö­di­en (!) bekannt sind. In einem Kapi­tel wird auf Män­ner als Opfer ein­ge­gan­gen, denn nur erwach­se­ne freie Bür­ger waren sicher vor sexu­el­ler Gewalt, für Skla­ven oder sehr jun­ge Män­ner galt dies häu­fig nicht. In einem wei­te­ren Kapi­tel wird die latei­ni­sche Lie­bes­ele­gie vor­ge­stellt und wie sie bis heu­te unse­re Vor­stel­lun­gen von geglück­ten Lie­bes­be­zie­hun­gen beein­flusst, meis­tens mit eher nega­ti­ven Fol­gen für die Frau­en. Damit eng ver­bun­den ist die Idee der roman­ti­schen Lie­be in der anti­ken Lite­ra­tur und ihre fata­len Aus­wir­kun­gen auf Frau­en. In einem Kapi­tel wird auf die Obs­zö­ni­tät und Gewalt­ver­herr­li­chung von eini­gen Gedich­ten Catulls und sei­ner Dich­ter­kol­le­gen ein­ge­gan­gen.
Dür­fen sol­che Tex­te heu­te noch gele­sen wer­den? Die Autorin sagt ganz klar Ja, aber sie müs­sen kon­tex­tua­li­siert wer­den. Dann kön­nen sie uns viel über die anti­ken Struk­tu­ren und Macht­ver­hält­nis­se sagen und dar­über hin­aus auch Phä­no­me­ne unse­rer eige­nen Gegen­wart bes­ser ver­ste­hen hel­fen, deren Ursprün­ge in der Anti­ke lie­gen. Des­halb kann ich das Buch allen emp­feh­len, die an sol­chen Lini­en zwi­schen Anti­ke und Gegen­wart inter­es­siert sind. Das Buch ist flüs­sig und span­nend geschrie­ben. Es basiert auf einer Vor­le­sung an der Chris­ti­an-Albrechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel, wo die Autorin Pro­fes­so­rin für Fach­di­dak­tik der Alten Spra­chen ist. Den­noch ist es für ein brei­te­res Publi­kum geeig­net. Abge­run­det wird es durch ein Regis­ter der im Text genann­ten anti­ken Autor*innen (Sap­pho ist die ein­zi­ge Dich­te­rin) mit ihren Lebens­da­ten sowie die Biblio­gra­fie.

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2023: Rezension Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

2023: Rezension Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

Rezension: Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

 Autorin: Ulri­ke Ram­bu­scheck, Datum: 02.10.2023

Marylè­ne Patou-Mathis, Weib­li­che Unsicht­bar­keit. Wie alles begann. Aus dem Fran­zö­si­schen von Ste­pha­nie Singh. Han­ser Ver­lag, Mün­chen 2021. Ori­gi­nal: L’homme pré­his­to­ri­que est aus­si une femme. Une his­toire de l’invisibilité des femmes. All­ary Edi­ti­on, Paris, 2020. 286 Sei­ten.

Die fran­zö­si­sche Ur- und Früh­ge­schicht­le­rin Marylè­ne Patou-Mathis legt hier ein Buch vor, das laut Klap­pen­text den prä­his­to­ri­schen Frau­en den ihnen gebüh­ren­den Platz in der Geschich­te ein­räu­men will.
In der Ein­lei­tung wird betont, dass die alten Kli­schees der jagen­den Män­ner und in den Höh­len häus­li­che Arbei­ten ver­rich­ten­den Frau­en nicht mehr gel­ten, da sie durch „[n]eue Ana­ly­se­te­chi­ken archäo­lo­gi­scher Relik­te, jüngs­te Ent­de­ckun­gen mensch­li­cher Fos­si­li­en und die Ent­wick­lung der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie“ ent­kräf­tet wor­den sei­en (S. 9). Ziel des Buches ist es „ (…) Ant­wor­ten auf die Fra­ge nach der Geschich­te der Frau­en in den urge­schicht­li­chen Gesell­schaf­ten zuta­ge zu för­dern“ (S. 13).

Im ers­ten Kapi­tel „Die prä­his­to­ri­sche Frau in der Lite­ra­tur“ geht es erst­mal um Skulp­tu­ren und Gemäl­de aus dem 19. und dem Anfang des 20. Jahr­hun­derts, die Urmen­schen dar­stel­len, wie sie damals gese­hen wur­den: Frau­en und Kin­der erwar­te­ten in der Höh­le die Rück­kehr der Män­ner von der Jagd. Hier ist es sehr bedau­er­lich, dass es kei­ne Abbil­dun­gen gibt. In Roma­nen bis in die 1930er-Jah­re wur­den Frau­en nur kli­schee­haft geschil­dert. In Fil­men der 1960er-Jah­re muss­ten sie haupt­säch­lich für Män­ner sexy sein.
Im Unter­ka­pi­tel „Waren unse­re Vor­fah­ren von Natur aus gewalt­tä­tig?“ geht es um die Vor­stel­lun­gen einer gewalt­vol­len Ver­gan­gen­heit, wie sie in Roma­nen und Kunst­wer­ken des 19. Jahr­hun­derts zum Aus­druck kommt. Aus die­ser Zeit stammt das Ste­reo­typ des tier­fell­tra­gen­den, keu­len­schwin­gen­den Man­nes, der sich gegen eine feind­li­che Natur erweh­ren muss und rie­si­ge Beu­te­tie­re wie Mam­muts jagt. Archäo­lo­gi­sche Fun­de geben aber eher Hin­wei­se auf Gewalt ab dem Neo­li­thi­kum oder der Bron­ze­zeit. Die Autorin zieht dar­aus den Schluss, dass das Geschlech­ter­ver­hält­nis in der Alt­stein­zeit noch aus­ge­gli­chen war und „[d]ie Unter­wer­fung der Frau­en (…) jün­ge­ren Datums (ist) und (…) auf die Errich­tung des patri­ar­cha­len Sys­tems (folgt) …“ (S. 22). Im Unter­ka­pi­tel „Frau­en­raub“ wird dar­über spe­ku­liert, ob die Urmen­schen Frau­en­raub oder doch eher Frau­en­tausch betrie­ben hät­ten.

Im Kapi­tel „Die Ent­ste­hung der Urge­schich­te als wis­sen­schaft­li­che Dis­zi­plin“ sol­len die Bestand­tei­le unse­res kul­tu­rel­len Erbes unter­sucht wer­den, die die wis­sen­schaft­li­che Beschäf­ti­gung mit der Urge­schich­te beein­flusst haben. Es geht um die Grün­de, wes­halb in der west­lich-abend­län­di­schen Kul­tur die Frau­en als den Män­nern unter­le­ge­ne Wesen auf­ge­fasst wer­den. Dazu wer­den Dis­kur­se aus Reli­gi­on, Phi­lo­so­phie, Medi­zin und – seit dem 18. Jahr­hun­dert – den neu­en Wis­sen­schaf­ten vom Men­schen (Anthro­po­lo­gie, „Schä­del­kun­de“, „Ras­sen­kun­de“) her­an­ge­zo­gen, die alle­samt die Frau­en nega­tiv bewer­te­ten.

Im Kapi­tel „Die prä­his­to­ri­sche Frau im Licht neu­er Erkennt­nis­se der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie“ geht es in zwei Unter­ka­pi­teln um „Frau­en im Paläo­li­thi­kum“ und um „Frau­en im Neo­li­thi­kum und in der Metall­zeit“. Im ers­ten Unter­ka­pi­tel wird haupt­säch­lich die Kunst des Jung­pa­läo­li­thi­kums mit sei­nen Höh­len­ma­le­rei­en und Sta­tu­et­ten vor­ge­stellt. Hier zeigt sich beson­ders deut­lich, wie wich­tig Abbil­dun­gen gewe­sen wären. Die Frau­en­sta­tu­et­ten wer­den lei­der immer als „Venus­fi­gu­ren“ bezeich­net, obwohl in einer Fuß­no­te dar­auf hin­ge­wie­sen wird, dass die­se Bezeich­nung unan­ge­mes­sen ist. Es wird noch auf die Tätig­kei­ten und die kör­per­li­che Ver­fas­sung von alt­stein­zeit­li­chen Frau­en, auf Patri- oder Matri­lo­ka­li­tät (für die Autorin gab es Patri­lo­ka­li­tät bereits bei den Nean­der­ta­lern, die sie als Zwang gegen­über den Frau­en ansieht) und auf Bestat­tun­gen ein­ge­gan­gen, bevor sich der Fra­ge zuge­wen­det wird, ob es matri­ar­cha­le Gesell­schaf­ten gege­ben habe und wenn ja, ab wann. Für die heu­ti­ge Zeit wer­den Matri­ar­cha­te bestrit­ten (S. 123; auf Sei­te 192 aller­dings wird das Gegen­teil behaup­tet). Für paläo­li­thi­sche Gesell­schaf­ten kon­sta­tiert die Autorin zum Schluss die­ses Unter­ka­pi­tels, dass die­se matri­li­ne­ar orga­ni­siert oder die Geschlech­ter­ver­hält­nis­se gleich­be­rech­tigt gewe­sen sei­en.
Das Unter­ka­pi­tel „Frau­en im Neo­li­thi­kum und in der Metall­zeit“ fragt danach, ob sich der Sta­tus von Frau­en im Neo­li­thi­kum ver­bes­sert oder ver­schlech­tert habe. Nach Abwä­gen eini­ger Mei­nun­gen kommt die Autorin zu kei­nem ein­deu­ti­gen Ergeb­nis. Es wird kon­sta­tiert, dass die Situa­ti­on von Frau­en je nach Gebiet und ihrer gesell­schaft­li­chen Posi­ti­on unter­schied­lich war. Dann wird auf die Ama­zo­nen der grie­chi­schen Sage und ihrer mög­li­chen Ver­bin­dung zu sky­thi­schen Krie­ge­rin­nen­grä­bern ein­ge­gan­gen. Danach wird auf die vie­len Frau­en­dar­stel­lun­gen ein­ge­gan­gen, die oft als Frucht­bar­keits- oder Mut­ter­göt­tin­nen gedeu­tet wer­den. Nach die­sen neo­li­thi­schen Frau­en­dar­stel­lun­gen wer­den weib­li­che Gott­hei­ten in den anti­ken Hoch­kul­tu­ren behan­delt.

Im vier­ten Kapi­tel „Ewi­ge Rebel­lin­nen“ wer­den gro­ße Frau­en­per­sön­lich­kei­ten und Ent­wick­lun­gen, die Frau­en betra­fen oder an denen sie Anteil hat­ten, von der Anti­ke bis ins 20. Jahr­hun­dert vor­ge­stellt.

Das Nach­wort „Frau­en und Femi­nis­mus – ges­tern und heu­te“ ist ein lei­den­schaft­li­cher Appell für die Rech­te der Frau­en in der heu­ti­gen Gesell­schaft wie in der Geschich­te. Beson­ders das Patri­ar­chat müs­se als das erkannt wer­den, was es sei: „eine Denk- und Hand­lungs­form, die eine auf Geschlech­ter­bi­na­ri­tät und Geschlech­ter­hier­ar­chie fußen­de Ord­nung schafft“ (S. 192). Im Fol­gen­den wer­den Unge­rech­tig­kei­ten, unter denen bis heu­te Frau­en lei­den, auf­ge­zählt wie Unter­re­prä­sen­ta­ti­on von Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen und in der Wis­sen­schaft, Sexis­mus in den Medi­en, geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Erzie­hung, die Jun­gen gegen­über Mäd­chen bevor­zugt, oder Mas­ku­li­ni­sie­rung der Spra­che. Statt wie jahr­hun­der­te­lang Frau­en wei­ter­hin in kul­tu­rell vor­ge­ge­be­ne Rol­len zu zwin­gen, soll­te das Patriachat über­wun­den und die Kom­ple­men­ta­ri­tät der Geschlech­ter ange­strebt wer­den.

Für mich stellt sich nach der Lek­tü­re die­ses Buches beson­ders die Fra­ge, für wen es geschrie­ben ist? Nach Auf­ma­chung und Klap­pen­text des Buches wohl eher für ein grö­ße­res Publi­kum. Die Autorin ist Ur- und Früh­ge­schicht­le­rin und ein Vier­tel des Buches sind Anmer­kun­gen, eigent­lich gute Vor­aus­set­zun­gen für eine soli­de wis­sen­schaft­li­che Arbeit. Lei­der hat es die Autorin aber nicht geschafft, das Mate­ri­al in ange­mes­se­ner Wei­se zu prä­sen­tie­ren: Nur sel­ten ist ein roter Faden zu erken­nen, zu oft schwankt die Argu­men­ta­ti­on hin und her, ohne zu einem Ergeb­nis zu kom­men. Wie schon bei der Beschrei­bung der ein­zel­nen Kapi­tel deut­lich gewor­den sein soll­te, hal­ten die Über­schrif­ten oft nicht, was sie erwar­ten las­sen. Aus all die­sen Grün­den blei­ben Lai*innen rat­los zurück und für Fachwissenschaftler*innen ist es ein gro­ßes Durch­ein­an­der.
Begrif­fe wie Gen­der, Geschlech­ter­rol­len, die Gen­der­theo­rie, Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie und femi­nis­ti­sche Archäo­lo­gie wer­den ver­wen­det, ohne die­se genau zu erklä­ren; Glei­ches gilt für archäo­lo­gi­sche Fach­be­grif­fe. Hier wäre ein Glos­sar sinn­voll gewe­sen.
Und dann die Fra­ge, was soll­te eigent­lich ver­mit­telt wer­den? Der Inhalt geht weit über die Archäo­lo­gie hin­aus. Es han­delt sich eher um eine Geschich­te der Frau­en von der Alt­stein­zeit bis heu­te.
Neben die­sen inhalt­li­chen Kri­tik­punk­ten gibt es noch eine Rei­he von for­ma­len Unzu­läng­lich­kei­ten. Neben, wie schon erwähnt, feh­len­den Bil­dern und einem Glos­sar ist das Buch teil­wei­se schlecht über­setzt: Im Deut­schen gibt es weder „Urhis­to­ri­ker“ noch „Wild- und Feld­beu­ter“, noch eine „Ursün­de“.
Als ein­zi­ger posi­ti­ver Punkt ist die Nen­nung von fran­zö­si­scher Lite­ra­tur anzu­füh­ren, die in der deut­schen ur- und früh­ge­schicht­li­chen For­schung wenig rezi­piert wird.
Als Fazit bleibt, dass ich das Buch nicht emp­feh­len kann. Hier ist eine Chan­ce ver­tan wor­den, die archäo­lo­gi­sche Geschlech­ter­for­schung einem grö­ße­ren Publi­kum vor­zu­stel­len und Fachwissenschaftler*innen mit den neu­es­ten Erkennt­nis­sen bekannt zu machen.

Wer als fach­frem­de Per­son etwas über die Arbeits­wei­se der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie wis­sen möch­te, soll­te lie­ber auf das Buch von Mar­ga­ret Ehren­berg „Die Frau in der Vor­ge­schich­te“ von 1992 zurück­grei­fen. Die Vor­ge­hens­wei­se der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung wird hier klar struk­tu­riert erklärt und an Bei­spie­len erläu­tert, die nichts an Aktua­li­tät ver­lo­ren haben. Auch die zwei Aus­stel­lungs­ka­ta­lo­ge „Frau­en – Zei­ten – Spu­ren“, Kata­log Aus­stel­lung Mett­mann (1998 her­aus­ge­ge­ben von Bär­bel Auf­fer­mann und Gerd C. Weni­ger) und „Ich Mann. Du Frau. Fes­te Rol­len seit Urzei­ten?“ Begleit­buch zur Aus­stel­lung des Archäo­lo­gi­schen Muse­ums Colom­bischlöss­le (2014 her­aus­ge­ge­ben von Bri­git­te Röder) sind ein guter Ein­stieg ins The­ma. Als kri­ti­sche Stim­me zur soge­nann­ten Matri­ar­chats­for­schung sei auf das Buch „Göt­tin­nen­däm­me­rung. Das Matri­ar­chat aus archäo­lo­gi­scher Sicht“ von Bri­git­te Röder, Julia­ne Hum­mel und Bri­git­ta Kunz aus dem Jahr 1996 hin­ge­wie­sen, das sich eben­falls eher an ein brei­te­res Publi­kum wen­det, ohne fach­li­che Abstri­che zu machen.

 

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