2025: Rezension Karin Bojs: Die Mütter Europas – Die letzten 43.000 Jahre

2025: Rezension Karin Bojs: Die Mütter Europas – Die letzten 43.000 Jahre

Rezension Karin Bojs: Mütter Europas – Die letzten 43 000 Jahre

Oli­via Stüs­si, 21.02.2025

Karin Bojs: Müt­ter Euro­pas – Die letz­ten 43.000 Jah­re. C.H. Beck Ver­lag, 2024

Die schwe­di­sche Wis­sen­schafts­jour­na­lis­tin Karin Bojs war bis 2013 Lei­te­rin der Wis­sen­schafts­re­dak­ti­on der schwe­di­schen Tages­zei­tung Dagens Nyhe­ter, schreibt jedoch wei­ter Kolum­nen für die­se Zei­tung. Sie erhielt die Ehren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tät Stock­holm und wur­de für ihre Arbei­ten mehr­fach aus­ge­zeich­net. Zuvor erschien von Karin Bojs „Mei­ne Euro­päi­sche Fami­lie. Die letz­ten 54 000 Jah­re“. Dar­in begibt sie sich mit­tels DNA-For­schung auf die Suche nach der eige­nen Fami­li­en­ge­schich­te. In ihrem neu­es­ten Werk «Müt­ter Euro­pas. Die letz­ten 43 000 Jah­re» –  2024 im C.H.Beck Ver­lag auf Deutsch erschie­nen – befasst sie sich erneut inten­siv mit DNA-Ana­ly­sen und was dadurch über die Lebens­wei­se der Frau­en und die Geschlech­ter­ver­hält­nis­se all­ge­mein her­ge­lei­tet und rekon­stru­iert wer­den kann.

Der Auf­bau der Kapi­tel ist chro­no­lo­gisch geglie­dert und beginnt mit einem Kapi­tel zur soge­nann­ten „Venus von Wil­len­dorf“ (1) – also ca. 30 000 vor Chris­tus – und endet mit der Erläu­te­rung ver­schie­de­ner Publi­ka­tio­nen zur Rol­le von Frau­en in der Wikin­ger­zeit. Dabei setzt sie sich inhalt­lich nicht pri­mär mit „Müt­tern“ aus­ein­an­der, son­dern beginnt jedes Kapi­tel mit einer all­ge­mei­nen Über­sicht zu unter­schied­li­chen archäo­lo­gi­schen und wis­sen­schaft­li­chen Debat­ten über den euro­päi­schen Kon­ti­nent, wobei sie immer wie­der ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven ein­an­der kri­tisch gegen­über­stellt. Die geo­gra­phi­schen Aus­flü­ge nach Afri­ka, Ame­ri­ka und den Nahen Osten kom­ple­men­tie­ren und unter­stüt­zen das Gesamt­bild und ermög­li­chen es die dar­auf fol­gen­den frau­en­spe­zi­fi­schen Infor­ma­tio­nen in einen glo­ba­len his­to­ri­schen Kon­text ein­zu­bet­ten. Dabei ver­knüpft Bojs die­se Infor­ma­tio­nen gekonnt mit der The­ma­tik der Migra­ti­on. Dies macht die Lek­tü­re ange­nehm infor­ma­tiv, gut ver­ständ­lich und damit auch nie­der­schwel­lig. Es bil­det einen guten Über­blick und einen ein­fa­chen Ein­stieg in die The­ma­tik von DNA-Ana­ly­sen, Geschlech­ter­rol­len und Frau­en in archäo­lo­gi­schen Dis­kur­sen. So setzt sich Bojs mit der Debat­te über die Anwend­bar­keit des Drei­pe­ri­oden­sys­tems – der klas­si­schen Ein­tei­lung in Stein- Bron­ze- und Eisen­zeit –  kri­tisch aus­ein­an­der, por­trä­tiert ver­schie­de­ne Frauen(-Figuren), wie die „Venus von Wil­len­dorf“,  Lucy,  die rote Dame von El Mirón, das soge­nann­te Kau­gum­mi­mäd­chen oder das Tyb­rind-Vig-Mäd­chen. Dabei setzt sie die­se in den dazu­ge­hö­ri­gen geo­gra­phisch-archäo­lo­gi­schen Fund­kom­plex.

„Nach mei­ner Auf­fas­sung ist es wich­tig, von der Geschich­te zu ler­nen, alle Tech­ni­ken, die es gibt, anzu­wen­den und auf Fak­ten basie­ren­de Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen. Jetzt haben wir neue Tech­nik, unter ande­rem DNA, aber auch Iso­to­pe, Son­nen­stür­me, GPS, 3D-Mikro­sko­pe und vie­les ande­re. Dank sol­cher Tech­nik und auch lin­gu­is­ti­schen oder geis­tes­wis­sen­schaft­li­cher For­schung haben die Wis­sen­schaft­ler ganz ande­re Mög­lich­kei­ten zu unter­su­chen, wie es wirk­lich war mit den Geschlech­ter­rol­len und den unter­schied­li­chen Migra­ti­ons­mus­tern von Män­nern und Frau­en.“ (Bojs 2024, S. 227)

Inter­es­sant in ihrer Aus­ein­an­der­set­zung war ihre häu­fi­ge Bezug­nah­me auf Mari­ja Gim­bu­tas’ Theo­rien, ins­be­son­de­re, weil Gim­bu­tas als Archäo­lo­gin nicht ernst genom­men wird und eine ernst­zu­neh­men­de Bezug­nah­me auf ihre Arbeit im aka­de­mi­schen Umfeld nicht als emp­feh­lens­wert gilt. Dabei wird  ihre Kur­g­an­hy­po­the­se durch neue­re DNA Ana­ly­sen nun teil­wei­se gestützt.  Sogar Colin Ren­frew  – zeit­le­bens ihr gröss­ter Kri­ti­ker – ent­schul­dig­te sich öffent­lich mit den Wor­ten bei Gim­bu­tas : „Cer­tain­ly I was wrong.“ (2)

Dabei ist es Bojs anzu­rech­nen, dass sie sich durch­aus kri­tisch mit Gim­bu­tas’ Theo­rien aus­ein­an­der­setzt. In ihrem Nach­wort schreibt sie: „Mari­ja Gim­bu­tas zog Schluss­fol­ge­run­gen, wie sich die Geschlech­ter­rol­len in ver­schie­de­nen Epo­chen ver­än­dert haben. Viel­fach lag sie rich­tig, wie neue DNA-For­schun­gen bestä­ti­gen. Jeden­falls rich­ti­ger als ihre (männ­li­chen) Arbeits­kol­le­gen und Zeit­ge­nos­sen. Aber sie irr­te sich auch. Sie wur­de von einer roman­ti­schen Auf­fas­sung getrie­ben, wonach ein­drin­gen­de Indo­eu­ro­pä­er ganz für das Böse, Krie­ge­ri­sche und Patri­ar­cha­li­sche stan­den, wäh­rend die Bau­ern­be­völ­ke­rung „Alt­eu­ro­pas“ fried­lich und mit einem eher weib­li­chen Fokus gelebt habe. So ein­fach war es nicht, nach allem, was wir heu­te wis­sen.“ ( Bojs 2024, S. 226)

Der Ver­such 42 000 Jah­re Mensch­heits­ge­schich­te über meh­re­re Kon­ti­nen­te hin­weg auf 227 Sei­ten unter­zu­brin­gen, führt jedoch auch zu sprach­li­chen und inhalt­li­chen Ver­all­ge­mei­ne­run­gen, wel­che teil­wei­se ein fal­sches Bild zeich­nen. So wird durch­wegs von den Aurigna­ci­ern, den Solut­re­ni­ern, den Schnur­ke­ra­mi­kern oder Kel­ten gespro­chen, was für alle genann­ten und gera­de für letz­te­re Grup­pe eine fal­sche und unprä­zi­se Fremd­be­zeich­nung für in Wahr­heit sehr vie­le klei­ne Volks­grup­pen ist. Auch kommt es vor, dass Daten und Ana­ly­sen sti­lis­tisch zu Wahr­hei­ten ver­all­ge­mei­nert wer­den. So bleibt es teil­wei­se nicht beim rei­nen Auf­zäh­len von Fak­ten, son­dern es wird eine pas­sen­de Inter­pre­ta­ti­on hin­zu­ge­fügt, die so eigent­lich im Kon­junk­tiv ste­hen müss­te.

So schreibt sie „ Andrew Sher­rat hat auch recht damit, dass das Pflü­gen mit Och­sen in allen bekann­ten Land­wirt­schafts­kul­tu­ren ein Job für Män­ner war. Es ist phy­sisch schwer, und die Frau­en konn­ten neben­her nicht noch auf ihre klei­nen Kin­der auf­pas­sen. Typi­sche Frau­en­be­schäf­ti­gun­gen in tra­di­tio­nel­len Land­wirt­schafts­ge­sell­schaf­ten wie Korn mah­len, Backen, die Her­stel­lung von Kera­mik und Tex­ti­li­en sowie das Bewirt­schaf­ten eines klei­nen Fel­des mit Hand­werk­zeu­gen las­sen sich bes­ser mit dem Stil­len und der Betreu­ung von Klein­kin­dern kom­bi­nie­ren. Dass das Joch, das Rad und der Pflug Män­nern mehr Macht auf Kos­ten der Frau­en gege­ben hat, ist des­halb eine logi­sche Schluss­fol­ge­rung; die Hypo­the­se mag also rich­tig sein. Aber noch gibt es kei­ne direk­ten Hin­wei­se dafür.“ (Bojs 2024, S. 140)

Es ist kei­nes­wegs eine „logi­sche Schluss­fol­ge­rung“, dass mit den von Bojs als typisch männ­li­chen beschrie­be­nen Arbei­ten Macht auf Kos­ten von Frau­en aus­ge­übt wird. Die kör­per­li­che Kraft mit Macht­aus­übung gleich­zu­set­zen, ist eine gesell­schaft­lich kon­stru­ier­te Denk­wei­se, die von unse­rem heu­ti­gen Zeit­geist, der von Kri­sen, Krie­gen und gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen geprägt ist, bestimmt wird und stark mit Macht­aus­übung über ande­re und deren Unter­drü­ckung zusam­men­hängt. So sind wir es gewohnt, kör­per­li­che Kraft mit Macht oder Stär­ke und weib­lich kon­no­tier­te Tätig­kei­ten mit Schwä­che zu asso­zi­ie­ren und damit das eine auf- bzw. das ande­re abzu­wer­ten. Doch wir kön­nen nicht wis­sen, ob dies auch in der Ver­gan­gen­heit der Fall war. Es gibt und gab unter­schied­li­che Vor­stel­lun­gen dar­über, was Macht ist und wie die­se zum Aus­druck kommt. Bei­spiels­wei­se kann auch Wis­sen oder die Mög­lich­keit Zeit mit Kin­dern und in der siche­ren Umge­bung der Dorf­ge­mein­schaft zu ver­brin­gen, Macht bedeu­ten oder auch ein Pri­vi­leg dar­stel­len. Aus­ser­dem ken­nen wir die gesell­schaft­li­che Rele­vanz und Bedeu­tung von Tex­til- oder Kera­mik­pro­duk­ti­on in prä­his­to­ri­schen Gesell­schaf­ten nicht im Detail. Das imma­te­ri­el­le Kul­tur­er­be, unter ande­rem bestehend aus Wert- und Norm­vor­stel­lun­gen über das Wesen der Welt und das gesell­schaft­li­che Zusam­men­le­ben und die Bedeu­tung von Macht in die­sem Gefü­ge, kann nur ansatz­wei­se erahnt wer­den und könn­te völ­lig anders gear­tet gewe­sen sein, als wir uns dies vor­stel­len kön­nen.

Ein offe­ner und trans­pa­ren­ter Umgang mit sub­jek­ti­ven und zeit­ge­nös­sisch gepräg­ten Inter­pre­ta­tio­nen auf einer tie­fe­ren geis­ti­gen Ebe­ne bzw. die Kenn­zeich­nung von his­to­ri­scher Ima­gi­na­ti­on (im Sin­ne Rein­hard Bern­becks, in: Mate­ri­el­le Spu­ren des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­rors. Zu einer Archäo­lo­gie der Zeit­ge­schich­te. Tran­script, Bie­le­feld 2017 ), wäre ein wün­schens­wer­ter Ansatz gewe­sen,  gera­de weil Bojs auch die The­ma­tik der Migra­ti­on in den Fokus stellt und den Aspekt der zeit­ge­nös­si­schen Prä­gung selbst betont: „Ich habe in die­sem Buch wie­der­holt betont, dass Geschichts­schrei­bung immer von ihrer Zeit geprägt wird. Im Neun­zehn­ten Jahr­hun­dert, als die Archäo­lo­gie als Wis­sen­schaft neu war, spiel­ten natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Strö­mun­gen eine gros­se Rol­le. Sol­che Prin­zi­pi­en leben in erstaun­li­che hohem Grad in der heu­ti­gen Archäo­lo­gie wei­ter, unter ande­rem in der Ter­mi­no­lo­gie. Als der Nazis­mus im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert auf­kam, waren Miss­deu­tun­gen von Archäo­lo­gie, Lin­gu­is­tik und Volks­tums­for­schung fun­da­men­ta­le Bau­stei­ne des Ideen­ge­bäu­des. Nicht zuletzt schwärm­ten die Nazis für frü­he Indo­eu­ro­pä­er und für Wikin­ger.“ (Bojs 2024, S.226)
Die­ses Bei­spiel ver­deut­licht sehr schön, wie stark unse­re gesell­schaft­li­che Prä­gung und damit die gän­gi­gen Wert- und Norm­vor­stel­lun­gen unser Den­ken und Han­deln beein­flus­sen.
Nichts­des­to­trotz emp­fand ich die Müt­ter Euro­pas als eine sehr span­nen­de und auch berei­chern­de Lek­tü­re. Der Inhalt ist nie­der­schwel­lig, gut geschrie­ben und erleich­tert damit Eins­tig in das The­ma DNA-For­schung,  Archäo­lo­gie und Vor­stel­lun­gen über die Geschlech­ter­rol­len. Dar­um gibt es von mir eine kla­re Kauf- oder Ausleih‑, sowie Lese­emp­feh­lung!

 

Fuß­no­ten:

(1) Der Begriff der “Venus­dar­stel­lun­gen” oder “Venus-Kunst” ist ein Über­be­griff für eine Über­ka­te­go­rie, die sich auf die Dar­stel­lung von Frau­en auf Gra­vie­run­gen, Reli­efs, Male­rei­en und voll­plas­ti­schen Frau­en­sta­tu­et­ten bezieht. Die Figu­ri­nen selbst sind aus den ver­schie­dens­ten Mate­ria­li­en gefer­tigt. Geprägt wur­de der Venus-Begriff durch den fran­zö­si­schen Archäo­lo­gen Mar­quis de Vibraye, als wäh­rend des 19 Jahr­hun­derts die ers­ten Frau­en­fi­gu­ren in Frank­reich gefun­den wur­den. Sei­nen Fund von 1864 in der Höh­le Lau­ge­rie-Bas­se – ein nack­te weib­li­che Stau­tet­te – nann­te er “Vénus impu­di­que” bzw. “unzüch­ti­ge Venus”. Dies ver­mut­lich in Anleh­nung an die römi­sche Venus oder der grie­chi­schen Aphro­di­te – die bei­de für Lie­be, Schön­heit und damit für die “pure Weib­lich­keit” ste­hen. Die Nackt­heit der Figu­ri­ne wur­de aller­dings als unan­stän­dig und unge­heu­er­lich – also unzüch­tig – emp­fun­den. Der Begriff konn­te sich für ein Lai­en­pu­bli­kum wie auch für die wis­sen­schaft­li­che Fach­welt gröss­ten­teils durch­set­zen (Röder et.al 1996, 193; Wolf 2010, 43 ) Heu­te gilt der Begriff in der archäo­lo­gi­schen Fach­welt aller­dings als umstrit­ten und wird kaum mehr ver­wen­det. Den­noch hat sich der Name der „Venus von Wil­len­dorf“ als eigen­stän­di­ge Bezeich­nung gera­de aus­ser­halb die­ser durch­set­zen kön­nen und wird nach wie vor gebraucht, wenn von die­ser Figu­ri­ne die Rede ist.

(2) Lord Colin Ren­frew | Mari­ja Redi­via: DNA and Indo-Euro­pean Ori­g­ins, unter: youtube.com/watch?v=pmv3J55bdZc&t=3759s (auf­ge­ru­fen am 21.2.2025)

 

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2025: Rezension David Safier: Aufgetaut

2025: Rezension David Safier: Aufgetaut

Rezension zu David Savier, Aufgetaut

oder: Warum die Steinzeitfrau Urga feministische Archäologie braucht

Oli­via Stüs­si, 21.02.2025

Beim Stö­bern in der Bücher­ecke des loka­len Second­hand Ladens, fällt mir das Buch „Auf­ge­taut“ von David Safier in die Hän­de. Der Buch­rü­cken infor­miert: „Über drei­und­drei­ßig­tau­send Jah­re war Urga zusam­men mit einem Baby-Mam­mut in einem Eis­block ein­ge­fro­ren, doch dank der Erd­er­wär­mung tau­en sie wie­der auf. Nach einem ers­ten Blick auf die moder­ne Mensch­heit wür­de die Stein­zeit­frau am liebs­ten gleich wie­der zurück ins Eis gehen. Aber Urga ist eine Kämp­fe­rin: Bevor sie auf­gibt, will sie her­aus­fin­den, ob man in die­ser höchst selt­sa­men Welt das Glück fin­den kann. Ihre Irr­fahrt führt sie von der Ark­tis über Indi­en bis nach Ita­li­en. Wird Urga das Geheim­nis des Glücks fin­den? Für sich? Für das klei­ne Mam­mut?“ Klingt span­nend, den­ke ich mir. Außer­dem fand ich den Roman „Mie­ses Kar­ma“ des sel­ben Autoren lus­tig, kurz­wei­lig in der Lek­tü­re und ange­nehm zu lesen. Ent­spre­chend gespannt war ich auf die Lek­tü­re, gera­de weil femi­nis­ti­sche The­men in der Archäo­lo­gie zu mei­nen Haupt­in­ter­es­sen gehö­ren.

Der Roman ver­sucht nicht, prä-his­to­ri­sche Rea­li­tä­ten abzu­bil­den, son­dern fokus­siert sich humor­voll auf die lie­be­voll kon­stru­ier­ten Cha­rak­te­re und deren Suche quer durch die Welt nach dem wah­ren Glück. Ohne jedoch hier groß auf den wei­te­ren Inhalt und Ver­lauf der Geschich­te ein­zu­ge­hen, möch­te ich an die­ser Stel­le auf­zei­gen, wes­halb es die For­schungs- und Auf­klä­rungs­ar­beit von Femi­nis­ti­scher Archäolog*innen braucht und wes­halb sie so wich­tig ist.

Denn in der Dar­stel­lung der Stein­zeit­frau Urga kom­men eini­ge Rol­len­kli­schees zum Vor­schein. So ste­hen da Sät­ze wie: „Urga woll­te den kräf­tigs­ten Krie­ger zu ihrem Mann machen“ und „Urga wuss­te natür­lich, wie toll­kühn ihr Unter­fan­gen war: nor­ma­ler­wei­se nah­men sich die Män­ner die Weib­chen.“. Oder mein per­sön­li­ches High­light: „… die bes­ten Jäger [kom­men] nach dem Tod zum gro­ßen Gott Grand­ning in eine wun­der­schö­ne war­me Höh­le , in der es für sie Mam­mut­fleisch in Hül­le und Fül­le gab und ihnen die schöns­ten Frau­en wil­lig zu Diens­ten waren. Die unge­hor­sa­men Frau­en hin­ge­gen kämen nach dem Tod zur Göt­tin Brund in eine kar­ge Höh­le und müss­ten sich dort von Fuss­na­gel­brei ernäh­ren.“

Doch Urga wider­setzt sich den urzeit­li­chen patri­ar­cha­len Struk­tu­ren: sie will jagen gehen, was den Stam­mes­äl­tes­ten (logi­scher­wei­se männ­lich) ent­setzt: “Ein … ein Weib­chen … auf Jagd? Der Stam­mes­äl­tes­te griff sich an die Brust. […] Doch nie­mand moch­te ihr [Urga] wider­spre­chen. Ihr Vor­satz war unge­heu­er­lich, gera­de­zu unvor­stell­bar“. Wohl­ge­merkt will Urga pri­mär jagen gehen, um ihrem Ange­be­te­ten zu bewei­sen, dass sie des­sen Lie­be mehr als wür­dig, aber auch weil sie der Über­zeu­gung ist, dass nicht nur Män­ner die­ses Pri­vi­leg besit­zen soll­ten. Wobei dies gewis­ser­mas­sen auch als femi­nis­tisch ange­se­hen wer­den kann. Doch pri­mär geht es für sie auch noch als in der Neu­zeit Auf­ge­tau­te um die Suche nach dem Glück, was in Form von Lie­be zu einem Mann dar­ge­stellt wird.

Das Erschre­cken­de war für mich gewis­ser­mas­sen die Erkennt­nis, dass sich die­se Stein­zeit-Rol­len­kli­schees von jagen­den Män­nern und Frau­en in der Höh­le (hier syn­onym für Heim und Herd) und auf der Suche nach Lie­be noch immer so hart­nä­ckig hal­ten. Sie fin­den in zeit­ge­nös­sisch-humo­ris­ti­schen Roma­nen völ­lig unhin­ter­fragt Ein­gang und wer­den dadurch immer wei­ter repro­du­ziert. Und dies, obwohl wir es doch inzwi­schen bes­ser wis­sen. Es gibt genü­gend For­schungs­ar­bei­ten – nicht nur von Mit­frau­en von Fem­Arc, son­dern von vie­len ande­ren auf der gan­zen Welt, wel­che auf­zei­gen, dass unse­re Vor­stel­lun­gen von Rol­len und Gen­der sozi­al kon­stru­iert sind. Dass das kon­ser­va­ti­ve im 18. Jahr­hun­dert gepräg­te Bild der Stein­zeit­men­schen im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes der Ver­gan­gen­heit ange­hört und nicht der­art pau­schal und kli­schee­haft in den Köp­fen der Men­schen wei­ter­le­ben soll­te. Es braucht Ver­än­de­rung und es braucht Men­schen, die dar­an mit­wir­ken und so hof­fent­lich ein neu­es akku­ra­te­res Bild von Geschlech­ter­rol­len schaf­fen. 

David Safier, Auf­ge­taut. Rowohlt Ver­lag, 2021

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2023: Rezension Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

2023: Rezension Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

Rezension: Katharina Wesselmann, Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen.

 Autorin: Ulri­ke Ram­bu­scheck, Datum: 02.10.2023

Katha­ri­na Wes­sel­mann, Die abge­trenn­te Zun­ge. Sex und Macht in der Anti­ke neu lesen. wbg Theiss (Darm­stadt 2021). 223 Sei­ten, 13 Abbil­dun­gen.

Was haben Incels und Rap­per mit der Anti­ke zu tun? Eini­ge ihrer miso­gy­nen Äuße­run­gen und gewalt­tä­ti­gen Inhal­te haben ihre Wur­zeln in der anti­ken Lite­ra­tur. Die Par­al­le­len zu eini­gen Dich­tern wie Catull oder Ovid sind so auf­fäl­lig, dass man mei­nen könn­te, sie hät­ten sie gele­sen, was aber eher unwahr­schein­lich ist. Wie kommt es dann zu die­sen frap­pie­ren­den Ähn­lich­kei­ten? Hin­ter die­ses Geheim­nis nimmt uns die Alt­phi­lo­lo­gin Katha­ri­na Wes­sel­mann mit auf eine lite­ra­ri­sche Rei­se in die Anti­ke. In neun Kapi­teln wird von einem aktu­el­len miso­gy­nen Ereig­nis der Gegen­wart aus nach den anti­ken Wur­zeln die­ses Phä­no­mens gefahn­det. Dies ist sehr erstaun­lich, da wir doch meis­tens davon aus­ge­hen, dass die Anti­ke die Wie­ge von so posi­ti­ven Sachen wie Demo­kra­tie, Phi­lo­so­phie oder Recht­spre­chung ist, von der unse­re abend­län­di­sche Kul­tur bis heu­te tief beein­flusst ist. Doch die Anti­ke ist auch die Wie­ge des Patri­ar­chats, der Miso­gy­nie und der Gewalt gegen Frau­en und alle Men­schen, die kei­ne männ­li­chen Bür­ger waren. Die­sen Bogen von der Anti­ke zu Phä­no­me­nen unse­rer heu­ti­gen west­li­chen Welt zu schla­gen, macht für mich den Reiz des Buches aus. Plötz­lich erschei­nen auch so unschul­di­ge Din­ge wie Vasen­ma­le­rei­en in einem ganz neu­en Licht.
Die Band­brei­te der The­men reicht von „Erzähl­te Frau­en“, bei dem Frau­en aus einer männ­li­chen Per­spek­ti­ve beschrie­ben wer­den, über die Dar­stel­lung von mäch­ti­gen Frau­en, die in der Öffent­lich­keit stan­den, bis zu den häss­li­chen Frau­en, die nicht ins anti­ke Schön­heits­ide­al pass­ten. Wei­te­re Kapi­tel beschäf­ti­gen sich mit den Grau­sam­kei­ten gegen Frau­en, denen wir in den Mythen begeg­nen, wie Ver­ge­wal­ti­gun­gen und ver­such­te sexu­el­le Über­grif­fe, sowie mit Ver­ge­wal­ti­gun­gen in der Ehe, wie sie aus Komö­di­en (!) bekannt sind. In einem Kapi­tel wird auf Män­ner als Opfer ein­ge­gan­gen, denn nur erwach­se­ne freie Bür­ger waren sicher vor sexu­el­ler Gewalt, für Skla­ven oder sehr jun­ge Män­ner galt dies häu­fig nicht. In einem wei­te­ren Kapi­tel wird die latei­ni­sche Lie­bes­ele­gie vor­ge­stellt und wie sie bis heu­te unse­re Vor­stel­lun­gen von geglück­ten Lie­bes­be­zie­hun­gen beein­flusst, meis­tens mit eher nega­ti­ven Fol­gen für die Frau­en. Damit eng ver­bun­den ist die Idee der roman­ti­schen Lie­be in der anti­ken Lite­ra­tur und ihre fata­len Aus­wir­kun­gen auf Frau­en. In einem Kapi­tel wird auf die Obs­zö­ni­tät und Gewalt­ver­herr­li­chung von eini­gen Gedich­ten Catulls und sei­ner Dich­ter­kol­le­gen ein­ge­gan­gen.
Dür­fen sol­che Tex­te heu­te noch gele­sen wer­den? Die Autorin sagt ganz klar Ja, aber sie müs­sen kon­tex­tua­li­siert wer­den. Dann kön­nen sie uns viel über die anti­ken Struk­tu­ren und Macht­ver­hält­nis­se sagen und dar­über hin­aus auch Phä­no­me­ne unse­rer eige­nen Gegen­wart bes­ser ver­ste­hen hel­fen, deren Ursprün­ge in der Anti­ke lie­gen. Des­halb kann ich das Buch allen emp­feh­len, die an sol­chen Lini­en zwi­schen Anti­ke und Gegen­wart inter­es­siert sind. Das Buch ist flüs­sig und span­nend geschrie­ben. Es basiert auf einer Vor­le­sung an der Chris­ti­an-Albrechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel, wo die Autorin Pro­fes­so­rin für Fach­di­dak­tik der Alten Spra­chen ist. Den­noch ist es für ein brei­te­res Publi­kum geeig­net. Abge­run­det wird es durch ein Regis­ter der im Text genann­ten anti­ken Autor*innen (Sap­pho ist die ein­zi­ge Dich­te­rin) mit ihren Lebens­da­ten sowie die Biblio­gra­fie.

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2023: Rezension Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

2023: Rezension Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

Rezension: Marylène Patou-Mathis, Weibliche Unsichtbarkeit. Wie alles begann.

 Autorin: Ulri­ke Ram­bu­scheck, Datum: 02.10.2023

Marylè­ne Patou-Mathis, Weib­li­che Unsicht­bar­keit. Wie alles begann. Aus dem Fran­zö­si­schen von Ste­pha­nie Singh. Han­ser Ver­lag, Mün­chen 2021. Ori­gi­nal: L’homme pré­his­to­ri­que est aus­si une femme. Une his­toire de l’invisibilité des femmes. All­ary Edi­ti­on, Paris, 2020. 286 Sei­ten.

Die fran­zö­si­sche Ur- und Früh­ge­schicht­le­rin Marylè­ne Patou-Mathis legt hier ein Buch vor, das laut Klap­pen­text den prä­his­to­ri­schen Frau­en den ihnen gebüh­ren­den Platz in der Geschich­te ein­räu­men will.
In der Ein­lei­tung wird betont, dass die alten Kli­schees der jagen­den Män­ner und in den Höh­len häus­li­che Arbei­ten ver­rich­ten­den Frau­en nicht mehr gel­ten, da sie durch „[n]eue Ana­ly­se­te­chi­ken archäo­lo­gi­scher Relik­te, jüngs­te Ent­de­ckun­gen mensch­li­cher Fos­si­li­en und die Ent­wick­lung der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie“ ent­kräf­tet wor­den sei­en (S. 9). Ziel des Buches ist es „ (…) Ant­wor­ten auf die Fra­ge nach der Geschich­te der Frau­en in den urge­schicht­li­chen Gesell­schaf­ten zuta­ge zu för­dern“ (S. 13).

Im ers­ten Kapi­tel „Die prä­his­to­ri­sche Frau in der Lite­ra­tur“ geht es erst­mal um Skulp­tu­ren und Gemäl­de aus dem 19. und dem Anfang des 20. Jahr­hun­derts, die Urmen­schen dar­stel­len, wie sie damals gese­hen wur­den: Frau­en und Kin­der erwar­te­ten in der Höh­le die Rück­kehr der Män­ner von der Jagd. Hier ist es sehr bedau­er­lich, dass es kei­ne Abbil­dun­gen gibt. In Roma­nen bis in die 1930er-Jah­re wur­den Frau­en nur kli­schee­haft geschil­dert. In Fil­men der 1960er-Jah­re muss­ten sie haupt­säch­lich für Män­ner sexy sein.
Im Unter­ka­pi­tel „Waren unse­re Vor­fah­ren von Natur aus gewalt­tä­tig?“ geht es um die Vor­stel­lun­gen einer gewalt­vol­len Ver­gan­gen­heit, wie sie in Roma­nen und Kunst­wer­ken des 19. Jahr­hun­derts zum Aus­druck kommt. Aus die­ser Zeit stammt das Ste­reo­typ des tier­fell­tra­gen­den, keu­len­schwin­gen­den Man­nes, der sich gegen eine feind­li­che Natur erweh­ren muss und rie­si­ge Beu­te­tie­re wie Mam­muts jagt. Archäo­lo­gi­sche Fun­de geben aber eher Hin­wei­se auf Gewalt ab dem Neo­li­thi­kum oder der Bron­ze­zeit. Die Autorin zieht dar­aus den Schluss, dass das Geschlech­ter­ver­hält­nis in der Alt­stein­zeit noch aus­ge­gli­chen war und „[d]ie Unter­wer­fung der Frau­en (…) jün­ge­ren Datums (ist) und (…) auf die Errich­tung des patri­ar­cha­len Sys­tems (folgt) …“ (S. 22). Im Unter­ka­pi­tel „Frau­en­raub“ wird dar­über spe­ku­liert, ob die Urmen­schen Frau­en­raub oder doch eher Frau­en­tausch betrie­ben hät­ten.

Im Kapi­tel „Die Ent­ste­hung der Urge­schich­te als wis­sen­schaft­li­che Dis­zi­plin“ sol­len die Bestand­tei­le unse­res kul­tu­rel­len Erbes unter­sucht wer­den, die die wis­sen­schaft­li­che Beschäf­ti­gung mit der Urge­schich­te beein­flusst haben. Es geht um die Grün­de, wes­halb in der west­lich-abend­län­di­schen Kul­tur die Frau­en als den Män­nern unter­le­ge­ne Wesen auf­ge­fasst wer­den. Dazu wer­den Dis­kur­se aus Reli­gi­on, Phi­lo­so­phie, Medi­zin und – seit dem 18. Jahr­hun­dert – den neu­en Wis­sen­schaf­ten vom Men­schen (Anthro­po­lo­gie, „Schä­del­kun­de“, „Ras­sen­kun­de“) her­an­ge­zo­gen, die alle­samt die Frau­en nega­tiv bewer­te­ten.

Im Kapi­tel „Die prä­his­to­ri­sche Frau im Licht neu­er Erkennt­nis­se der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie“ geht es in zwei Unter­ka­pi­teln um „Frau­en im Paläo­li­thi­kum“ und um „Frau­en im Neo­li­thi­kum und in der Metall­zeit“. Im ers­ten Unter­ka­pi­tel wird haupt­säch­lich die Kunst des Jung­pa­läo­li­thi­kums mit sei­nen Höh­len­ma­le­rei­en und Sta­tu­et­ten vor­ge­stellt. Hier zeigt sich beson­ders deut­lich, wie wich­tig Abbil­dun­gen gewe­sen wären. Die Frau­en­sta­tu­et­ten wer­den lei­der immer als „Venus­fi­gu­ren“ bezeich­net, obwohl in einer Fuß­no­te dar­auf hin­ge­wie­sen wird, dass die­se Bezeich­nung unan­ge­mes­sen ist. Es wird noch auf die Tätig­kei­ten und die kör­per­li­che Ver­fas­sung von alt­stein­zeit­li­chen Frau­en, auf Patri- oder Matri­lo­ka­li­tät (für die Autorin gab es Patri­lo­ka­li­tät bereits bei den Nean­der­ta­lern, die sie als Zwang gegen­über den Frau­en ansieht) und auf Bestat­tun­gen ein­ge­gan­gen, bevor sich der Fra­ge zuge­wen­det wird, ob es matri­ar­cha­le Gesell­schaf­ten gege­ben habe und wenn ja, ab wann. Für die heu­ti­ge Zeit wer­den Matri­ar­cha­te bestrit­ten (S. 123; auf Sei­te 192 aller­dings wird das Gegen­teil behaup­tet). Für paläo­li­thi­sche Gesell­schaf­ten kon­sta­tiert die Autorin zum Schluss die­ses Unter­ka­pi­tels, dass die­se matri­li­ne­ar orga­ni­siert oder die Geschlech­ter­ver­hält­nis­se gleich­be­rech­tigt gewe­sen sei­en.
Das Unter­ka­pi­tel „Frau­en im Neo­li­thi­kum und in der Metall­zeit“ fragt danach, ob sich der Sta­tus von Frau­en im Neo­li­thi­kum ver­bes­sert oder ver­schlech­tert habe. Nach Abwä­gen eini­ger Mei­nun­gen kommt die Autorin zu kei­nem ein­deu­ti­gen Ergeb­nis. Es wird kon­sta­tiert, dass die Situa­ti­on von Frau­en je nach Gebiet und ihrer gesell­schaft­li­chen Posi­ti­on unter­schied­lich war. Dann wird auf die Ama­zo­nen der grie­chi­schen Sage und ihrer mög­li­chen Ver­bin­dung zu sky­thi­schen Krie­ge­rin­nen­grä­bern ein­ge­gan­gen. Danach wird auf die vie­len Frau­en­dar­stel­lun­gen ein­ge­gan­gen, die oft als Frucht­bar­keits- oder Mut­ter­göt­tin­nen gedeu­tet wer­den. Nach die­sen neo­li­thi­schen Frau­en­dar­stel­lun­gen wer­den weib­li­che Gott­hei­ten in den anti­ken Hoch­kul­tu­ren behan­delt.

Im vier­ten Kapi­tel „Ewi­ge Rebel­lin­nen“ wer­den gro­ße Frau­en­per­sön­lich­kei­ten und Ent­wick­lun­gen, die Frau­en betra­fen oder an denen sie Anteil hat­ten, von der Anti­ke bis ins 20. Jahr­hun­dert vor­ge­stellt.

Das Nach­wort „Frau­en und Femi­nis­mus – ges­tern und heu­te“ ist ein lei­den­schaft­li­cher Appell für die Rech­te der Frau­en in der heu­ti­gen Gesell­schaft wie in der Geschich­te. Beson­ders das Patri­ar­chat müs­se als das erkannt wer­den, was es sei: „eine Denk- und Hand­lungs­form, die eine auf Geschlech­ter­bi­na­ri­tät und Geschlech­ter­hier­ar­chie fußen­de Ord­nung schafft“ (S. 192). Im Fol­gen­den wer­den Unge­rech­tig­kei­ten, unter denen bis heu­te Frau­en lei­den, auf­ge­zählt wie Unter­re­prä­sen­ta­ti­on von Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen und in der Wis­sen­schaft, Sexis­mus in den Medi­en, geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Erzie­hung, die Jun­gen gegen­über Mäd­chen bevor­zugt, oder Mas­ku­li­ni­sie­rung der Spra­che. Statt wie jahr­hun­der­te­lang Frau­en wei­ter­hin in kul­tu­rell vor­ge­ge­be­ne Rol­len zu zwin­gen, soll­te das Patriachat über­wun­den und die Kom­ple­men­ta­ri­tät der Geschlech­ter ange­strebt wer­den.

Für mich stellt sich nach der Lek­tü­re die­ses Buches beson­ders die Fra­ge, für wen es geschrie­ben ist? Nach Auf­ma­chung und Klap­pen­text des Buches wohl eher für ein grö­ße­res Publi­kum. Die Autorin ist Ur- und Früh­ge­schicht­le­rin und ein Vier­tel des Buches sind Anmer­kun­gen, eigent­lich gute Vor­aus­set­zun­gen für eine soli­de wis­sen­schaft­li­che Arbeit. Lei­der hat es die Autorin aber nicht geschafft, das Mate­ri­al in ange­mes­se­ner Wei­se zu prä­sen­tie­ren: Nur sel­ten ist ein roter Faden zu erken­nen, zu oft schwankt die Argu­men­ta­ti­on hin und her, ohne zu einem Ergeb­nis zu kom­men. Wie schon bei der Beschrei­bung der ein­zel­nen Kapi­tel deut­lich gewor­den sein soll­te, hal­ten die Über­schrif­ten oft nicht, was sie erwar­ten las­sen. Aus all die­sen Grün­den blei­ben Lai*innen rat­los zurück und für Fachwissenschaftler*innen ist es ein gro­ßes Durch­ein­an­der.
Begrif­fe wie Gen­der, Geschlech­ter­rol­len, die Gen­der­theo­rie, Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie und femi­nis­ti­sche Archäo­lo­gie wer­den ver­wen­det, ohne die­se genau zu erklä­ren; Glei­ches gilt für archäo­lo­gi­sche Fach­be­grif­fe. Hier wäre ein Glos­sar sinn­voll gewe­sen.
Und dann die Fra­ge, was soll­te eigent­lich ver­mit­telt wer­den? Der Inhalt geht weit über die Archäo­lo­gie hin­aus. Es han­delt sich eher um eine Geschich­te der Frau­en von der Alt­stein­zeit bis heu­te.
Neben die­sen inhalt­li­chen Kri­tik­punk­ten gibt es noch eine Rei­he von for­ma­len Unzu­läng­lich­kei­ten. Neben, wie schon erwähnt, feh­len­den Bil­dern und einem Glos­sar ist das Buch teil­wei­se schlecht über­setzt: Im Deut­schen gibt es weder „Urhis­to­ri­ker“ noch „Wild- und Feld­beu­ter“, noch eine „Ursün­de“.
Als ein­zi­ger posi­ti­ver Punkt ist die Nen­nung von fran­zö­si­scher Lite­ra­tur anzu­füh­ren, die in der deut­schen ur- und früh­ge­schicht­li­chen For­schung wenig rezi­piert wird.
Als Fazit bleibt, dass ich das Buch nicht emp­feh­len kann. Hier ist eine Chan­ce ver­tan wor­den, die archäo­lo­gi­sche Geschlech­ter­for­schung einem grö­ße­ren Publi­kum vor­zu­stel­len und Fachwissenschaftler*innen mit den neu­es­ten Erkennt­nis­sen bekannt zu machen.

Wer als fach­frem­de Per­son etwas über die Arbeits­wei­se der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie wis­sen möch­te, soll­te lie­ber auf das Buch von Mar­ga­ret Ehren­berg „Die Frau in der Vor­ge­schich­te“ von 1992 zurück­grei­fen. Die Vor­ge­hens­wei­se der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung wird hier klar struk­tu­riert erklärt und an Bei­spie­len erläu­tert, die nichts an Aktua­li­tät ver­lo­ren haben. Auch die zwei Aus­stel­lungs­ka­ta­lo­ge „Frau­en – Zei­ten – Spu­ren“, Kata­log Aus­stel­lung Mett­mann (1998 her­aus­ge­ge­ben von Bär­bel Auf­fer­mann und Gerd C. Weni­ger) und „Ich Mann. Du Frau. Fes­te Rol­len seit Urzei­ten?“ Begleit­buch zur Aus­stel­lung des Archäo­lo­gi­schen Muse­ums Colom­bischlöss­le (2014 her­aus­ge­ge­ben von Bri­git­te Röder) sind ein guter Ein­stieg ins The­ma. Als kri­ti­sche Stim­me zur soge­nann­ten Matri­ar­chats­for­schung sei auf das Buch „Göt­tin­nen­däm­me­rung. Das Matri­ar­chat aus archäo­lo­gi­scher Sicht“ von Bri­git­te Röder, Julia­ne Hum­mel und Bri­git­ta Kunz aus dem Jahr 1996 hin­ge­wie­sen, das sich eben­falls eher an ein brei­te­res Publi­kum wen­det, ohne fach­li­che Abstri­che zu machen.

 

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Rezension: Julia K. Koch/Wiebke Kirleis (Hrsg.), Gender Transformations in Prehistoric and Archaic Societies. Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies 6

Rezension: Julia K. Koch/Wiebke Kirleis (Hrsg.), Gender Transformations in Prehistoric and Archaic Societies. Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies 6

Rezension: Julia K. Koch/Wiebke Kirleis (Hrsg.), Gender Transformations in Prehistoric and Archaic Societies. Scales of Transformation in Prehistoric and Archaic Societies 6 (Leiden 2019)

Autorin: Kat­ja Win­ger, Datum: 19.03.2020

Sides­tone Press, 500 S., Abb. tlw. far­big

 Erfreu­li­cher­wei­se wid­me­te sich der the­ma­tisch recht weit gefass­te Kie­ler SFB 1266 „Sca­les of Trans­for­ma­ti­on – Human-Envi­ron­men­tal Inter­ac­tion in Pre­his­to­ric and Archaic Socie­ties“ mit einer Tagung im März 2018 auch dem The­ma der Gen­der Trans­for­ma­ti­ons. Da sich zahl­rei­che Aspek­te mit die­sem Titel ver­bin­den las­sen, nah­men vie­le Kolleg*innen die Ein­la­dung nach Kiel an, um ihre aktu­el­len Pro­jek­te vor­zu­stel­len. Aus den Bei­trä­gen die­ser Ver­an­stal­tung ist nun in bemer­kens­wert kur­zer Zeit als sechs­ter Band der Rei­he des SFB ein Tagungs­band in eng­li­scher Spra­che her­vor­ge­gan­gen. Obwohl die Vor­trä­ge von Bir­te Ahrens/Christiane Fran­ken, John Robb/Oliver Har­ris, Bri­na Škvor Jer­ne­jčič, Katha­ri­na Rebay-Salis­bu­ry, Ree­na Persch­ke und Bea­ta Kacz­ma­rek kei­nen Ein­gang in die Publi­ka­ti­on fan­den, ist die Band­brei­te der The­men pas­send zum SFB enorm. Die an die Ein­lei­tung der Her­aus­ge­be­rin­nen anschlie­ßen­den 25 Bei­trä­ge wur­den von 30 Kolleg*innen aus 16 Län­dern ver­fasst, wobei sich die unter­schied­li­chen For­schungs­stän­de der Gen­der Stu­dies in den ein­zel­nen Län­dern gele­gent­lich zei­gen. Lei­der bedien­ten sich die Autor*innen auch unter­schied­li­cher Arbeits­wei­sen, sodass die natur­wis­sen­schaft­li­che Zitier­wei­se zwar vor­herrscht, jedoch eini­ge Bei­trä­ge über 80 Fuß­no­ten ent­hal­ten.

Die Bei­trä­ge des Tagungs­ban­des sind in die Kapi­tel 1 Gen­de­ring fieldwork, 2 Tra­cing gen­der trans­for­ma­ti­ons (2.1 In metho­do­lo­gy, 2.2 In buri­als, 2.3 In cul­tu­ral land­scapes, 2.4 In ritu­al and art), Gen­de­ring and sha­ping the envi­ron­mentunter­teilt, was der Ori­en­tie­rung inner­halb des Ban­des zugu­te­kommt. Das ers­te Kapi­tel umfasst vier Bei­trä­ge und reflek­tiert Geschlech­ter­rol­len wäh­rend der archäo­lo­gi­schen Feld­ar­beit. Als Fall­bei­spie­le wer­den die Gra­bun­gen auf dem Athe­ner Keramei­kos (Jut­ta Stro­szeck) sowie die por­tu­gie­si­sche Feld­ar­beit der 1960er und 70er Jah­re (Ana Cris­ti­na Mar­tins) vor­ge­stellt, bevor die Bedeu­tung von Gra­bungs­prak­ti­ka inner­halb der deut­schen BA-Stu­di­en­gän­ge kri­tisch unter­sucht wird (Doris Guts­miedl-Schüm­ann). Der anschlie­ßen­de Bei­trag von Jana Esther Fries wid­met sich der öffent­li­chen Wahr­neh­mung und geschlechts­spe­zi­fi­schen Reprä­sen­ta­ti­on von Archäolog*innen in den ver­schie­de­nen Medi­en. Das zwei­te Kapi­tel ent­hält mit Abstand die meis­ten Bei­trä­ge, wes­halb es sinn­voll in vier Unter­ka­pi­tel geteilt wur­de. Die ers­ten drei Bei­trä­ge befas­sen sich mit metho­di­schen Fra­ge­stel­lun­gen auf der Suche nach Umwand­lun­gen von Geschlech­ter­be­zie­hun­gen (Gen­der Trans­for­ma­ti­ons). Als Ers­tes macht Marie Loui­se Stig Søren­sen anhand von Bei­spie­len aus der Bron­ze­zeit deut­lich, wie sich Trans­for­ma­tio­nen aus archäo­lo­gi­scher Sicht dar­stel­len. Johan­na Kranz­büh­ler dis­ku­tiert die Gren­zen der Bestim­mung von sex und gen­der durch Anthro­po­lo­gie und Archäo­lo­gie. Dar­auf folgt der Bei­trag von Nils Mül­ler-Schee­ßel, wel­cher sich auf­grund feh­len­der Daten zu den bei der Tagung vor­ge­stell­ten Befun­den aus Vrá­b­le inhalt­lich vom Tagungs­vor­trag unter­schei­det und sich auf einer über­ge­ord­ne­ten Ebe­ne den Geschlech­ter­rol­len der Lini­en­band­ke­ra­mik wid­met. Die sie­ben unter Kapi­tel 2.2 zusam­men­ge­fass­ten Bei­trä­ge suchen nach Gen­der Trans­for­ma­ti­ons in Grä­bern. Hier­bei han­delt es sich wenig über­ra­schend um das Kapi­tel mit den meis­ten Bei­trä­gen, da die Grä­ber­ar­chäo­lo­gie mit der Suche nach hori­zon­ta­len Sozi­al­struk­tu­ren nach wie vor einen wich­ti­gen Teil der gen­der stu­dies bil­det. Bedau­er­li­cher­wei­se fällt gera­de in die­sem Kapi­tel auf, dass die archäo­lo­gi­schen Fun­de und Befun­de unter­schied­lich kri­tisch als Abbild der Lebens­wirk­lich­keit gese­hen wer­den. Die behan­del­ten Bei­spie­le rei­chen vom euro­päi­schen Meso­li­thi­kum bis Mit­tel­neo­li­thi­kum (Danie­la Nord­holz), über das Mit­tel- und Spät­neo­li­thi­kum in Ungarn (Alex­an­dra Anders/Emese Gyön­gy­vér Nagy), das Äneo­li­thi­kum Zen­tral­eu­ro­pas und Mit­tel­asi­ens (Jan Turek), die Bron­ze­zeit Kasach­stans (Emma R. Usmanova/Mariana K. Lach­ko­va) und des Urals (Nata­lia Ber­sen­eva), die mit­tel­eu­ro­päi­sche Spät­bron­ze- und Früh­ei­sen­zeit (Caro­li­ne Tré­meaud) bis zu den Sky­then und Kal­mü­cken (Maria Ochir-Gory­ae­va). Die unter­schied­li­chen metho­di­schen und theo­re­ti­schen Hin­ter­grün­de der ein­zel­nen Autor*innen sor­gen für ein sehr hete­ro­ge­nes Gesamt­bild die­ses Unter­ka­pi­tels. Anders als zu erwar­ten schließt sich kein Kapi­tel zu „Gen­der Trans­for­ma­ti­ons in sett­le­ments“ an. Die­ses Man­ko lässt sich auf die Vor­trags­an­mel­dun­gen und Publi­ka­ti­ons­be­reit­schaft zurück­füh­ren und wird hof­fent­lich zukünf­tig besei­tigt wer­den – wenn­gleich es abseh­bar auch kei­nen Tagungs­band der Ses­si­on „Raum und Geschlecht“ der AG Geschlech­ter­for­schung (Würz­burg 2019) geben wird. Das sich anschlie­ßen­de Unter­ka­pi­tel 2.3 beschäf­tigt sich mit Gen­der Trans­for­ma­ti­ons in Kul­tur­land­schaf­ten, wobei die bei­den Fall­bei­spie­le (Ilo­na Ven­der­bos und Chris­ti­an Heitz) aus der frü­hen Eisen­zeit Ita­li­ens stam­men und somit chro­no­lo­gisch und topo­gra­fisch rela­tiv nah bei­ein­an­der­lie­gen. Das Kapi­tel 2.4 wid­met sich schließ­lich den Umwand­lun­gen von Geschlech­ter­rol­len in Ritu­al und Kunst, wobei die ers­ten Bei­trä­ge (Nata­lia Mykhai­l­o­va und Andy Rey­mann) sich auf unter­schied­li­che Wei­se dem Phä­no­men der „Scha­ma­nen­grä­ber“ nähern. Aysel Ars­lan dis­ku­tiert am Bei­spiel ana­to­li­scher Figu­ri­nen die Funk­ti­on von Geschlechts­zu­schrei­bun­gen durch moder­ne Betrach­ter. Der letz­te Bei­trag die­ses Kapi­tels (Vir­gi­nie Def­en­te) stellt die Bedeu­tung email­lier­ter Objek­te für die Bestat­tungs­ge­mein­schaft des früh­latène­zeit­li­chen Grä­ber­felds Gäu­fel­den-Nebrin­gen dar, indem die Ergeb­nis­se der archäo­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen mit anthro­po­lo­gi­schen Daten und DNA-Unter­su­chun­gen kon­tex­tua­li­siert wer­den. Das drit­te Kapi­tel umfasst fünf Bei­trä­ge und beginnt mit einer kur­zen Ein­lei­tung zu Geschlecht und Umwelt (Julia Katha­ri­na Koch/Oliver Nako­inz), wel­che aus der Kick-Off-Dis­kus­si­on wäh­rend der Tagung her­vor­ge­gan­gen ist. Danach dis­ku­tie­ren drei ira­ni­sche Kolleg*innen (Rou­hol­lah You­se­fi Zoshk/Saeed Baghizadeh/Donya Ete­ma­di­far) geschlechts­be­zo­ge­ne Arbeits­tei­lung anhand pro­to-ela­mi­ti­scher Tex­te, bevor Anne Augereau sich eben­falls mit gen­der und Arbeits­tei­lung – aller­dings für das Früh- und Mit­tel­neo­li­thi­kum des Pari­ser Beckens – aus­ein­an­der­setzt. Im nächs­ten Bei­trag beleuch­tet Wieb­ke Kir­leis mit archäo­bo­ta­ni­schen, archäo­lo­gi­schen und eth­no­gra­fi­schen Metho­den den schein­ba­ren Gegen­satz von Hor­ti- und Agri­kul­tur im Neo­li­thi­kum. Der Band schließt mit der Vor­stel­lung räum­li­cher Kon­zep­te und ihrer Bedeu­tung für die Geschlech­ter am Bei­spiel chal­ko­li­ti­scher Archi­tek­tur der Ibe­ri­schen Halb­in­sel (Ana Mar­ga­ri­da Vale) und dem Ver­zeich­nis der Autoren. Auf­grund der nicht vor­han­de­nen Syn­the­se emp­fiehlt es sich, am Ende noch ein­mal die Ein­lei­tung der bei­den Her­aus­ge­be­rin­nen zur Hand zu neh­men, um den Wert die­ses Ban­des voll zu erfas­sen.Zusam­men­fas­send han­delt es sich beim vor­ge­stell­ten Tagungs­band um eine in chro­no­lo­gi­scher, topo­gra­fi­scher aber auch metho­di­scher Hin­sicht sehr abwechs­lungs­rei­che Zusam­men­schau aktu­el­ler Pro­jek­te sowohl jun­ger als auch lan­ge eta­blier­ter Kolleg*innen. Die­se wird hof­fent­lich nicht nur der Sicht­bar­ma­chung neu­es­ter For­schun­gen zu geschlech­ter­be­zo­ge­nen The­men der Archäo­lo­gie die­nen, son­dern bie­tet auch zahl­rei­che Ansät­ze für zukünf­ti­ge For­schun­gen. Die Abfas­sung des kom­plet­ten Ban­des in eng­li­scher Spra­che wird sicher­lich nicht nur zu einer gro­ßen Reich­wei­te der Publi­ka­ti­on bei­tra­gen, son­dern auch hel­fen, den im Band immer wie­der bemerk­ba­ren unter­schied­li­chen For­schungs­stand – ins­be­son­de­re zu theo­re­ti­schen Fra­gen – in den nächs­ten Jah­ren zu nivel­lie­ren.

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