Nachruf Prof. Dr. Frauke Stein

Nachruf Prof. Dr. Frauke Stein

Frauke Stein verstorben

 Autorin: Michae­la Helm­brecht, Datum: 05.08.2023

Das Fem­Arc-Netz­werk erreich­te die trau­ri­ge Nach­richt, dass am 7. Juli 2023 unse­re Mit­frau Prof. Dr. Frau­ke Stein im Alter von 87 Jah­ren ver­stor­ben ist.

Frau­ke Stein stu­dier­te ab 1955 Ur- und Früh­ge­schich­te in Ham­burg und Mün­chen. Zu ihren aka­de­mi­schen Leh­rern gehör­ten Hans Jür­gen Eggers und Joa­chim Wer­ner. Ihre Dis­ser­ta­ti­on zu den Adels­grä­bern des 8. Jahr­hun­derts in Deutsch­land, die 1967 in der Rei­he Ger­ma­ni­sche Denk­mä­ler der Völ­ker­wan­de­rungs­zeit erschien, gilt bis heu­te als Mei­len­stein der For­schung. Nach ihrer Pro­mo­ti­on erhielt sie das Rei­se­sti­pen­di­um des Deut­schen Archäo­lo­gi­schen Insti­tuts, das ihr die Türen zu einer aka­de­mi­schen Lauf­bahn öff­ne­te.

1964 hol­te Rolf Hach­mann sie als wis­sen­schaft­li­che Assis­ten­tin nach Saar­brü­cken ans Insti­tut für Vor- und Früh­ge­schich­te der Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des. Zwi­schen 1967 und 1969 schrieb sie dort ihre Habi­li­ta­ti­ons­schrift zu den bron­ze­zeit­li­chen Hort­fun­den in Süd­deutsch­land. Es folg­te 1970 die Hoch­schul­do­zen­tur und ab 1973 eine C3-Pro­fes­sur an der Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des.

Frau­ke Stein war eine jener weni­gen Archäo­lo­gin­nen, denen es gelang, in der frü­hen Bun­des­re­pu­blik erfolg­reich eine aka­de­mi­sche Lauf­bahn ein­zu­schla­gen und bis zur ordent­li­chen Pro­fes­sur auf­zu­stei­gen.

Frau­ke Stein enga­gier­te sich an der Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des auch als Frau­en­be­auf­trag­te. Im Jah­re 2001 ging sie in den Ruhe­stand. Noch bis kurz vor ihrem Tod war Frau­ke Stein wis­sen­schaft­lich tätig. 2007 trat sie dem Ver­ein Fem­Arc – Netz­werk archäo­lo­gisch arbei­ten­der Frau­en e. V. bei, und blieb bis zu ihrem Tod Mit­frau.

Unse­re Gedan­ken sind bei den Hin­ter­blie­be­nen und Ange­hö­ri­gen. Möge sie in Frie­den ruhen.

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Jagende Frauen – noch im Jahr 2023 eine Sensation!?

Jagende Frauen – noch im Jahr 2023 eine Sensation!?

 Autorin: Michae­la Helm­brecht, Datum: 05.07.2023

In den letz­ten Tagen ging eine „Sen­sa­ti­ons­mel­dung“ durch die Medi­en: Eine Stu­die, die zahl­rei­che eth­no­gra­phi­sche Stu­di­en aus­wer­tet, ist zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass in rezen­ten Gesell­schaf­ten, deren Substis­tenz auf Jagd und Sam­meln beruht, durch­aus auch Frau­en jag(t)en. Huch – da ent­puppt sich doch tat­säch­lich das lieb­ge­won­ne­ne Bild des jagen­den Man­nes und der sam­meln­den Frau als Ste­reo­typ! Für mich als Frau, die sich seit Jah­ren mit geschlechts­be­zo­ge­nen Ste­reo­ty­pen beschäf­tigt, ist das kei­ne gro­ße Über­ra­schung. Eher wun­de­re ich mich ein wenig, dass die­ses The­ma tat­säch­lich so ein Auf­re­ger ist.

Aber wor­um geht es in der Stu­die?

Die Autorin­nen und Autoren, die ihre Meta-Stu­die „The Myth of Man the Hun­ter: Women’s con­tri­bu­ti­on to the hunt across eth­no­gra­phic con­texts“ in der Open-Access-Zeit­schrift Plos one ver­öf­fent­licht haben, haben zahl­rei­che eth­no­gra­phi­sche Stu­di­en der letz­ten hun­dert Jah­re zusam­men­ge­tra­gen und fest­ge­stellt, dass in 79 % Pro­zent der Gesell­schaf­ten, über die Anga­ben zur Jagd vor­han­den sind, Frau­en aktiv und vor­sätz­lich auf die Jagd gegan­gen sind, auch auf Groß­wild. Sie ver­bin­den die­se Erkennt­nis mit archäo­lo­gi­schen Fun­den aus der Zeit vor der Sess­haft­wer­dung, die eben­falls nahe­le­gen, dass die Jagd kei­ne aus­schließ­li­che Domä­ne der Män­ner war. Den­noch wur­de lan­ge Zeit sowohl in der Eth­no­gra­phie als auch in der Archäo­lo­gie in der Regel davon aus­ge­gan­gen, dass es eine strik­te Auf­tei­lung gab: die Män­ner jag­ten und die Frau­en sam­mel­ten. Aus­nah­men bestä­tig­ten nur die Regel.

Mit die­ser Meta-Stu­die, die zwar nichts grund­le­gend Neu­es prä­sen­tiert, aber gro­ße Auf­merk­sam­keit in den Medi­en erfah­ren hat, könn­te nun immer­hin ein Schritt getan sein, dass sich das hart­nä­cki­ge Bild der geschlechts­spe­zi­fi­schen Arbeits­tei­lung in der Stein­zeit end­lich aus den Köp­fen ver­ab­schie­det. Solan­ge aber in Schul­bü­chern immer noch behaup­tet wird, dass die Jagd Män­ner­sa­che war, wird sich lei­der auch die­ses Ste­reo­typ nicht so leicht aus der Welt schaf­fen las­sen.

Hier lässt sich die Stu­die lesen:

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0287101

Cita­ti­on: Ander­son A, Chil­c­zuk S, Nel­son K, Ruther R, Wall-Scheff­ler C (2023) The Myth of Man the Hun­ter: Women’s con­tri­bu­ti­on to the hunt across eth­no­gra­phic con­texts. PLoS ONE 18(6): e0287101. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0287101

 

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Ausstellungsrezension zu zwei Ausstellungen im Kestner-Museum Hannover

Ausstellungsrezension zu zwei Ausstellungen im Kestner-Museum Hannover

Personaggi | Persönlichkeiten und Ein gut Theil Eigenheit

 Autorin: Ulri­ke Ram­bu­scheck, Datum: 14.06.2023

Gleich­zei­tig, vom 18.05. bis zum 03.09.2023, fin­den im Kest­ner-Muse­um in Han­no­ver zwei Aus­stel­lun­gen zu Rol­len von Frau­en in der Archäo­lo­gie statt. „Per­son­ag­gi | Per­sön­lich­kei­ten. Der Abstieg der Mäd­chen von den Vasen“ beschäf­tigt sich mit den Rol­len von Frau­en und Män­nern in der grie­chi­schen Anti­ke des 5. Jahr­hun­derts v. Chr., „Ein gut Theil Eigen­heit. Lebens­we­ge frü­her Archäo­lo­gin­nen“ ist eine Wan­der­aus­stel­lung von Akt­Ar­cha.

Per­son­ag­gi ist zwei­ge­teilt: Im ers­ten Teil wird auf ein­zel­ne Aspek­te des Lebens von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern bzw. nur Frau­en im anti­ken Athen ein­ge­gan­gen: Die Polis, Frau­en- und Män­ner­ar­beit auf dem Feld und im Gar­ten, Frau­en im Kult, Kör­per­er­zie­hung, Tex­til­ar­beit, Brun­nen­haus und Grab­mä­ler, Ehe­frau­en und Hetä­ren, Hei­rat, Frau­en und Krieg. Kur­ze Tex­te erläu­tern die ver­schie­de­nen Rol­len von Frau­en und Män­nern in die­sen Berei­chen, die durch archäo­lo­gi­sche Zeug­nis­se wie Vasen, Gem­men und Sta­tu­et­ten anschau­lich gemacht wer­den. In einem zwei­ten Teil der Aus­stel­lung hat sich die Künst­le­rin Lin­de Burk­hardt der jun­gen Frau­en der anti­ken Vasen ange­nom­men und „ent­lässt“ sie aus ihren Vasen­bil­dern. Dazu hat sie Kopien der ori­gi­na­len Vasen geschaf­fen, auf denen aber die Frau­en und Mäd­chen feh­len. Die jun­gen Frau­en und Mäd­chen sind nun klei­ne Bron­ze­fi­gu­ren gewor­den, die mit­ein­an­der in neu­en Situa­tio­nen inter­agie­ren. Die Künst­le­rin hat die­sen Figu­ren Namen gege­ben und lässt sie in einem Hör­stück über­le­gen, was sie außer­halb ihrer ange­stamm­ten Berei­che nun alles unter­neh­men könn­ten.

Die zwei­te Aus­stel­lung „Ein gut Theil Eigen­heit“ wird den meis­ten Mit­frau­en von Fem­Arc vom Namen sicher­lich bekannt sein. Es han­delt sich um eine Sta­ti­on die­ser Wan­der­aus­stel­lung zu frü­hen Archäo­lo­gin­nen, die bereits in Frank­furt und Bonn zu sehen war. Hier in Han­no­ver ist sie um zwei Archäo­lo­gin­nen mit Bezug zum Kest­ner-Muse­um erwei­tert wor­den. Die Kern­aus­stel­lung stellt neun Archäo­lo­gin­nen vor. Posi­tiv ist gleich zu Anfang fest­zu­stel­len, dass es sich nicht, wie häu­fig bei Wan­der­aus­stel­lun­gen, um eine text­las­ti­ge Aus­stel­lung han­delt, son­dern die ein­zel­nen Frau­en wer­den jeweils auf einem Ban­ner mit einem Foto und einem kur­zen Text vor­ge­stellt. Zur Ver­tie­fung liegt eine Art groß­for­ma­ti­ges Buch in Deutsch und Eng­lisch auf einem Lese­pult vor jedem Ban­ner aus. Die­ses Buch ist sehr schön mit Bil­dern und kur­zen Tex­ten gestal­tet. Eine Zeit­leis­te zeigt schnell die wich­tigs­ten Lebens­sta­tio­nen der jewei­li­gen Archäo­lo­gin. So ergibt sich eine gute Vor­stel­lung von der Tätig­keit die­ser Frau­en auch ohne Objek­te. Die zwei zusätz­li­chen Archäo­lo­gin­nen wer­den klas­sisch in Vitri­nen mit Objek­ten vor­ge­stellt, und zwar Hed­wig Küth­mann (1892–1967), eine klas­si­sche Archäo­lo­gin, deren Mann, der Ägyp­to­lo­ge Carl Küth­mann, Direk­tor des Kest­ner-Muse­ums war, und Irm­gard Wol­de­ring (1919–1969), Ägyp­to­lo­gin, die von 1955 bis zu ihrem frü­hen Tod Direk­to­rin die­ses Muse­ums war.

Es han­delt sich um zwei klei­ne, aber doch fei­ne Aus­stel­lun­gen zum The­ma Geschlech­ter­rol­len in der Archäo­lo­gie, ein­mal auf der Ebe­ne einer ver­gan­ge­nen Kul­tur und ein­mal auf der Ebe­ne der Erfor­schung von Ver­gan­gen­heit, die bei­de emp­feh­lens­wert sind. Ich per­sön­lich kann mit dem künst­le­ri­schen Teil der Per­son­ag­gi-Aus­stel­lung nicht so viel anfan­gen, ich emp­fin­de sie als ahis­to­risch, aber da bin ich viel­leicht zu sehr Wis­sen­schaft­le­rin.

Zu bei­den Aus­stel­lun­gen wer­den Füh­run­gen ange­bo­ten. Ab August gibt es ein Vor­trags­pro­gramm.

Infor­ma­tio­nen zum Muse­um und den Füh­run­gen unter: www.museum-august-kestner.de.

 

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Fund von Frauenfigürchen aus der Ukraine

Fund von Frauenfigürchen aus der Ukraine

 Autorin: Sibyl­le Käst­ner, Datum: 30.05.2023

In der Ver­te­ba­höh­le in der West­ukrai­ne wur­den fünf Frau­en­fi­gür­chen der Cucu­te­ni-Tri­pol­je-Kul­tur gefun­den. Ein wei­ter­füh­ren­der Arti­kel dazu fin­det sich unter die­sem Link: https://arkeonews.net/5000-year-old-female-figurines-found-in-a-ukrainian-cave/

 

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Katja Winger

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FemArc

Dr. Katja Winger

Kat­ja Win­ger stu­dier­te Klas­si­sche Archäo­lo­gie und Alte Geschich­te an der MLU Hal­le-Wit­ten­berg. Ihre Magis­ter­ar­beit schrieb sie über herm­aphro­di­ti­sche Löwen­dar­stel­lun­gen. Pro­mo­viert wur­de sie an der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frankfurt/M. mit einer Arbeit zum Oppi­dum von Man­ching. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Publi­ka­tio­nen fin­den sich auf academia.edu (hier Link: https://independent.academia.edu/KatjaWinger )

 

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