Gleichstellungsstandards neu gedacht: ein Kommentar

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Autorin: Julia K. Koch, Datum: 13.07.2020

 

Die DFG hat ihre For­schungs­ori­en­tier­te Gleich­stel­lungs­stan­dards auf den neu­es­ten Stand gebracht – und sorgt für Unru­he in den Wis­sen­schafts­in­sti­tu­tio­nen. Denn ger­ne wer­den dort die Sta­tis­ti­ken zum Stel­len­ver­hält­nis1 Frau­en : Män­ner schön­ge­re­det und hin und her gedreht, bis die Per­spek­ti­ve einen etwas güns­ti­ge­ren Blick auf die Zah­len ergibt. Es ist gut und wich­tig, dass die DFG als einer der wich­tigs­ten Dritt­mit­tel­ge­ber in Deutsch­land die Chan­cen­gleich­heit anmahnt und ver­schie­dens­te För­der­mög­lich­kei­ten in ihrem Pro­gramm hat. Die Unter­stüt­zung der­je­ni­gen Wis­sen­schaft­le­rin­nen, denen die Kar­rie­re in den Uni­ver­si­tä­ten und Insti­tu­ten gelun­gen ist, ins­be­son­de­re bei der Mit­ar­beit in Gre­mi­en, ist rich­tig, denn dort wer­den die Ent­schei­dun­gen über die Rah­men­be­din­gun­gen des Wis­sen­schafts­sys­tems in unse­rem Land getrof­fen.

Es soll­te aber nicht über­se­hen wer­den, dass das gesam­te Sys­tem auf der Aus­nüt­zung des soge­nann­ten Mit­tel­baus beruht – durch (Kurz-)Zeitverträge, kur­ze För­der­pe­ri­oden, hohe Erfolgs­er­war­tun­gen in Form von inter­na­tio­na­len Kon­gress­be­su­chen und zahl­rei­chen Publi­ka­tio­nen. Nur fällt die­se Peri­ode lei­der in die Lebens­pha­se, in der Kin­der groß­ge­zo­gen und Eltern gepflegt wer­den möch­ten. Obwohl die fle­xi­blen Arbeits­zei­ten theo­re­tisch zulas­sen wür­den, vie­les orga­ni­siert zu bekom­men, ver­hin­dert die aus­ge­präg­te Anwe­sen­heits­kul­tur eben die­ses. Der Spa­gat der Mitarbeiter*innen zwi­schen Wis­sen­schaft und Fami­lie ist also sys­tem­im­ma­nent. Es wun­dert mich des­halb nicht, dass ver­nünf­tig den­ken­de Men­schen sich aus dem Sys­tem Wis­sen­schaft ver­ab­schie­den.

Um lang­fris­tig etwas zu ver­än­dern, bedarf es mehr als ein paar mehr Pro­fes­so­rin­nen und Hilfs­kräf­te zur Unter­stüt­zung der­sel­ben. Die tra­di­tio­nel­len Netz­wer­ke müs­sen auf­ge­bro­chen wer­den, sehr viel mehr unbe­fris­te­te Stel­len geschaf­fen – oder viel­leicht etwas ganz Neu­es gewagt wer­den: Wie wäre es mit einem 10-jäh­ri­gen Grund­ein­kom­men für die­je­ni­gen, die einen MA-Abschluss oder eine Pro­mo­ti­on geschafft haben und noch kei­nen unbe­fris­te­ten Arbeits­ver­trag vor­zei­gen kön­nen? Und zwar nicht nur für die kom­men­de Gene­ra­ti­on, son­dern für alle, die aktu­ell als Wissenschaftler*innen arbei­ten und leben möch­ten. Das wür­de Raum für ent­spann­tes, sor­gen­frei­es For­schen und Zeit für eige­ne Pro­jek­te schaf­fen sowie Abhän­gig­kei­ten auf beruf­li­cher wie pri­va­ter Ebe­ne ver­mei­den. M.E. wür­de der Erkennt­nis­ge­winn in den Wis­sen­schaf­ten davon pro­fi­tie­ren.


1
Diver­si­tät ist in der Daten­er­fas­sung bis­her kaum ange­kom­men.

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Genderwochen bei „Miss Jones“

Genderwochen bei „Miss Jones“

Autorin: Fem­Arc-Redak­ti­on, Datum: 03.07.2020

 

Seit dem 14. Juni fin­det auf dem Blog „Miss Jones“ von Geesche Wilts die Akti­on „Gen­der­wo­chen“ statt. Dabei pos­tet sie im Zeit­raum von vier Wochen täg­lich neue Bei­trä­ge und Gast­bei­trä­ge rund um die Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie. Die­se decken ein wei­tes The­men­spek­trum von theo­re­ti­schen Grund­la­gen über die Geschich­te der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie bis zu Gesell­schafts­for­men, Geschlech­ter­rol­len, ‑iden­ti­tä­ten und ‑ste­reo­ty­pen sowie ihre Deu­tung in der Archäo­lo­gie und ihre musea­le Dar­stel­lung ab. Ange­rei­chert sind sie mit span­nen­den Fall­bei­spie­len aus Archäo­lo­gie und Eth­no­lo­gie. Somit bie­ten sie einen inter­es­san­ten und zugäng­li­chen Ein­blick in das For­schungs­feld der Geschlech­ter­ar­chäo­lo­gie und zei­gen, wel­che Mög­lich­kei­ten sich hier für die Archäo­lo­gie bie­ten.

Link zum Blog: https://www.miss-jones.de/

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Genderrollen in der Situlenkunst

Genderrollen in der Situlenkunst

Genderrollen in der Situlenkunst

Autorin: Cla­ra Schal­ler, Datum: 26.06.2020

 

Die hier zusam­men­ge­fass­ten Unter­su­chun­gen sind das Ergeb­nis mei­ner 2018 an der LMU bei Prof. Dr. Caro­la Metz­ner-Nebel­sick ein­ge­reich­ten Mas­ter­ar­beit. Eine über­ar­bei­te­te Fas­sung wur­de 2019 publi­ziert.

Die Situ­len­kunst der spä­ten Hall­statt- und frü­hen Latène­zeit ist ein The­ma, das in der For­schung bereits seit lan­ger Zeit aus­führ­lich dis­ku­tiert wird und eine der weni­gen nar­ra­ti­ven Dar­stel­lungs­ar­ten in die­ser Zeit. Sie zeigt Män­ner und Frau­en bei ver­schie­dens­ten Tätig­kei­ten. Dabei stellt sich die Fra­ge, inwie­fern die Dar­stel­lun­gen von Rol­len­bil­dern in der Situ­len­kunst mit der tat­säch­li­chen Lebens­welt der dama­li­gen Men­schen über­ein­stim­men.

Eine Ana­ly­se der ver­schie­de­nen Rol­len ergibt zunächst ein sehr kla­res Bild. Betrach­tet man die nackt dar­ge­stell­ten Figu­ren, so sind weib­li­che Geschlechts­merk­ma­le immer bei Figu­ren mit einem Schlei­er und männ­li­che Geschlechts­merk­ma­le immer bei Figu­ren mit Hüten oder Glat­zen zu fin­den. Es scheint sich somit um eine binä­re Auf­fas­sung von Geschlecht zu han­deln, wobei die Figu­ren in der Situ­len­kunst haupt­säch­lich über die unter­schied­li­che Haar­tracht bzw. Kopf­be­de­ckung iden­ti­fi­zier­bar sind. Män­ner wer­den dabei bei der Zube­rei­tung von Geträn­ken oder beim Räu­chern, beim Trin­ken, Füh­ren und Rei­ten von Pfer­den, beim Faust­kampf, Wagen­fah­ren, Pflü­gen, Fischen, Tra­gen von Rädern, bei der Ver­sor­gung und beim Opfern von Tie­ren sowie als Musi­ker, Gefan­ge­ne, Krie­ger oder Kämp­fen­de und Kin­der dar­ge­stellt. Frau­en tre­ten beim Spin­nen, Weben, Waschen von Füßen, beim Tra­gen von Schlüs­seln sowie als Gebä­ren­de und Heb­am­men auf. Über­schnei­dun­gen gibt es nur weni­ge, näm­lich beim Aus­schen­ken von Geträn­ken, beim Sex, als Tra­gen­de von Gefä­ßen oder Objek­ten sowie als Gehen­de oder Begleit­fi­gu­ren. Die Zahl der Rol­len (und der Dar­stel­lun­gen) von Män­nern ist damit deut­lich höher als die der Frau­en.

Der Stil der Situ­len­kunst ver­bin­det unter­schied­li­che Kul­tur­grup­pen. Auf­fäl­lig ist dabei, dass sich in der Aus­wahl der ver­schie­de­nen Rol­len regio­na­le Unter­schie­de abzeich­nen. Spin­nen­de und weben­de Frau­en etwa feh­len außer­halb Ita­li­ens in der Situ­len­kunst voll­stän­dig. Auch die Aus­wahl der Objek­te, die mit Situ­len­kunst ver­ziert wer­den, wie unter­schied­li­che Gefä­ße, Tracht­be­stand­tei­le und Waf­fen, unter­schei­det sich.

Wirft man nun einen Blick auf die Grab­fun­de, wird das Bild noch unkla­rer. Eini­ge Rol­len schei­nen hier weit­aus weni­ger geschlechts­spe­zi­fisch auf­ge­teilt, wer­den gar nicht abge­bil­det oder fin­den sich in der Situ­len­kunst nicht wie­der. Auch in ande­ren gleich­zei­ti­gen Kunst­äu­ße­run­gen im Situ­len­kreis und angren­zen­der Regio­nen, etwa Figür­chen, Stein­plas­tik und Kera­mik­de­kor, zeich­nen sich zum Teil Rol­len­bil­der ab, die in der Situ­len­kunst nicht vor­kom­men und umge­kehrt. Ins­ge­samt schei­nen sie sehr viel stär­ker dem regio­na­len Geschmack unter­wor­fen zu sein. Mit einem Blick auf Fall­bei­spie­le wer­den mög­li­che Grün­de für die­se Dis­kre­pan­zen deut­lich.

In den Grä­ber­fel­dern von Novo mes­to und Mag­da­lens­ka gora im slo­we­ni­schen Dolen­js­ko scheint sich eine Eli­ten­grup­pe abzu­zeich­nen, die die Situ­len­kunst nutz­te, um ein bestimm­tes Bild von sich nach außen zu trans­por­tie­ren und ihre eige­ne Ideo­lo­gie zu ver­brei­ten. Wie die rei­chen Grä­ber von Frau­en mit soge­nann­ten Zep­tern zei­gen, exis­tier­ten dane­ben aber zumin­dest zeit­wei­se auch Grup­pen, die sich in einer ande­ren Rol­le mit ande­ren Sta­tus­sym­bo­len dar­stell­ten.

Im Hei­lig­tum von Mechel in Tren­to, Ita­li­en fin­den sich zu Votiv­ble­chen umfunk­tio­nier­te Aus­schnit­te aus Situ­len­kunst. Dabei wur­de eine sehr enge Aus­wahl an Moti­ven getrof­fen, durch die hier auch nur Män­ner als Nut­zer des Plat­zes reprä­sen­tiert wur­den. Ande­re Fund­stü­cke machen aber gleich­zei­tig die Anwe­sen­heit von Frau­en wahr­schein­lich.

Es zeigt sich damit, dass es sich bei der Situ­len­kunst kei­nes­wegs um ein­fa­che und objek­ti­ve Lebens­bil­der han­delt. Viel­mehr ist sie als ein Instru­ment zur Selbst­dar­stel­lung ein­zel­ner Grup­pen zu ver­ste­hen. Auf­grund des ein­heit­li­chen Stils konn­ten sich die­se loka­len Grup­pen dabei in einen grö­ße­ren Kon­text, eine Art über­re­gio­na­le Eli­te ein­ord­nen. Durch den Gebrauch von Situ­len­kunst als ein Sta­tus­sym­bol konn­ten sie ihre Ideo­lo­gie gegen ande­re Eli­ten­grup­pen durch­set­zen.

Publi­ka­ti­on:

Cla­ra Schal­ler, Gen­der­rol­len in der Situ­len­kunst. Mit Schwer­punkt auf den Bei­spie­len aus der Regi­on Dolen­js­ko sowie von den alpi­nen Brand­op­fer­plät­zen. Uni­ver­si­täts­for­schun­gen zur prä­his­to­ri­schen Archäo­lo­gie 337 (Bonn 2019).

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Fundstück: Gegenderte Sprache

Fundstück: Gegenderte Sprache

Autorin: Fem­Arc-Redak­ti­on, Datum: 12.06.2020

 

„Die Nut­zung nur eines Geschlechts hat wenig bis nichts mit einer bes­se­ren Les­bar­keit zu tun! Das ist die alte Aus­re­de, die immer genutzt wird, wenn Schrei­ben­de sich nicht die Mühe machen wol­len, ein paar Buch­sta­ben mehr zu ver­wen­den. Wagen Sie den Selbst­ver­such und lesen Sie mal einen gegen­der­ten Text – Sie wer­den mer­ken, schon nach dem ers­ten Absatz klappt das mit dem „Über­le­sen“ (oder auch: „ein­fa­cher lesen“) der gegen­der­ten Berufs­be­zeich­nung bei­spiels­wei­se schon ziem­lich gut! Da muss ich wenigs­tens kei­nen lan­gen ein­lei­ten­den Text bis zu Ende lesen, um mir kurz mit­tei­len zu las­sen, dass wir ja alle mei­nen – aber das nur lei­der nicht dar­stel­len wol­len‘.“

Quel­le: Michae­la Schau­er, Manu­el Mietz, Jan Schnei­der, CIfA-Umfra­ge 2020 zu Lohn­un­ter­gren­zen in der pri­vat­wirt­schaft­li­chen Archäo­lo­gie (Arbeits­pa­pie­re CIfA Deutsch­land 2). Archäo­lo­gi­sche Infor­ma­tio­nen 43, Ear­ly View, online publi­ziert 28. April 2020, S. 8. https://dguf.de/fileadmin/AI/ArchInf-EV_Schauer-etal.pdf

Die­ses Fund­stück, das aus dem frei­en Teil einer Umfra­ge stammt, spricht Bän­de. Wohl kaum bes­ser kann beschrie­ben wer­den, war­um gegen­der­te Spra­che gar nicht so schlimm ist und die Archäo­lo­gi­schen Infor­ma­tio­nen – gen­der­tech­nisch gese­hen – hin­ter der Zeit her­hin­ken. Dan­ke an die anony­me Autorin für die­ses State­ment!

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Situation archäologisch arbeitender Frauen Mai 2020

Situation archäologisch arbeitender Frauen Mai 2020

Autorin: Fem­Arc-Redak­ti­on, Datum: 05.05.2020

 

Vor etwas mehr als 2 Mona­ten, Mit­te März 2020, wur­den in Deutsch­land im Zuge der Maß­nah­men, die zur Ver­lang­sa­mung der Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus Sars-CoV‑2 und der Krank­heit Covid-19 getrof­fen wur­den, umfang­rei­che Kon­takt­be­schrän­kun­gen ein­ge­führt. Es wur­den Kin­der­gär­ten, Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten geschlos­sen, Biblio­the­ken und Muse­en waren nicht mehr zugäng­lich, und es wur­de, wo mög­lich, Arbeit von zu Hau­se bzw. „home office“ emp­foh­len. Vie­le Berei­che des kul­tu­rel­len Lebens haben sich ins Vir­tu­el­le ver­la­gert – so auch z.B. Ange­bo­te von Muse­en und Biblio­the­ken. Uni­ver­si­tä­re Leh­re fin­det im aktu­el­len Som­mer­se­mes­ter v.a. im digi­ta­len Raum statt. Tagun­gen und Kon­fe­ren­zen wer­den abge­sagt oder eben­falls vir­tu­ell abge­hal­ten. Kurz­um, die Maß­nah­men zur Ver­lang­sa­mung der Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus Sars-CoV‑2 und der Krank­heit Covid-19 betref­fen zum einen vie­le Tätig­keits­be­rei­che von Archäolog*innen, zum ande­ren haben sich die Rah­men­be­din­gun­gen für archäo­lo­gi­sche Arbeit und der All­tag für die in der Archäo­lo­gie Täti­gen stark ver­än­dert.

Um die­se Ver­än­de­run­gen und die Aus­wir­kun­gen auf die Mit­frau­en zu doku­men­tie­ren, haben wir über die Fem­Arc-Mai­ling­lis­te dar­um gebe­ten, auf einer vir­tu­el­len Pinn­wand auf Flinga.fi Kom­men­ta­re zur aktu­el­len Situa­ti­on zu hin­ter­las­sen. Ins­ge­samt sind hier 24 Kom­men­ta­re ein­ge­gan­gen: Die­se kön­nen im ver­link­ten Screen­shot auf der Pinn­wand ein­ge­se­hen wer­den.

Zur bes­se­ren Les­bar­keit sind die­se im Fol­gen­den aber auch noch ein­mal abge­tippt:

„Mir fehlt der täg­li­che wiss. Aus­tausch über Lite­ra­tur, Vor­trä­ge, neue Fun­de – wis­sen­schaft­li­che Ein­sam­keit pur.“

„Einer­seits fehlt mir der per­sön­li­che wis­sen­schaft­li­che Aus­tausch (im Insti­tut, durch Kon­fe­ren­zen etc.), ande­rer­seits durch die vie­len digi­ta­len Ange­bo­te kann ich Vor­trä­ge wahr­neh­men, die ich sonst nie hören wür­de.“

„Das Team ist im Home­of­fice, immer nur eine*r im Büro: Ohne per­sön­li­che Begeg­nung ist Kom­mu­ni­ka­ti­on viel umständ­li­cher und anfäl­li­ger für Miss­ver­ständ­nis­se. Wir haben uns extra Aus­tausch­run­den ein­ge­baut, in denen auch Per­sön­li­ches erzählt wird. Trotz­dem ver­mis­sen wir den Kon­takt.“

„Mei­ne Kolleg*innen taten sich schwer mit vir­tu­el­len Dienst­be­spre­chun­gen – Fol­ge: abge­schnit­ten vom Pro­jekt­team, jede*r arbei­tet für sich, bekommt im Home-Office nichts mehr mit.“

„Beruf­li­che Kon­tak­te wur­den in den ers­ten Wochen per­sön­li­cher, wir haben am Tele­fon auch mal jen­seits des Dienst­li­chen gequatscht.“

„Home­Of­fice will gelernt sein – ohne ver­stärk­te Kom­mu­ni­ka­ti­on geht das nicht. Und schon gar nicht mit unbe­treu­ten Kin­dern (unter 12 J.).“

„Home Office und Home Schoo­ling mit­ein­an­der zu kom­bi­nie­ren ist gar nicht so leicht.“

„Wir schlep­pen uns durch die 10. Woche ohne Kita. Home­of­fice wür­de theo­re­tisch funk­tio­nie­ren, aber wenn die Kin­der zu Hau­se sind, kann immer nur ein Eltern­teil mehr oder weni­ger effek­tiv arbei­ten.“

„Jeden Tag für die Fami­lie eine Mahl­zeit kochen, ist frau gar nicht mehr gewöhnt – wie war das in der Vor­ge­schich­te? Ich kann sehr gut nach­voll­zie­hen, wenn es immer wie­der den glei­chen Ein­topf gab.“

„Auf vir­tu­el­le Muse­ums­füh­run­gen habe ich echt kein Bock momen­tan – gestress­ten Kolleg*innen bei der Arbeit zuse­hen? wo sind gera­de deren Kin­der?“

„Als Gra­bungs­lei­te­rin habe ich ein­fach wei­ter­ge­ar­bei­tet. Das größ­te Pro­blem ist der Trans­port der Gra­bungs­mann­schaft, da nun mehr Fahr­zeu­ge zur Ver­fü­gung gestellt wer­den müs­sen. Hin­sicht­lich mei­ner 10-jäh­ri­gen Toch­ter ist der Spa­gat zwi­schen Home­schoo­ling und Arbeit kräf­te­zeh­rend. Die man­geln­de Per­spek­ti­ve ist zer­mür­bend.“

„Mein befris­te­ter Voll­zeit­ver­trag bis Okt. wur­de auf mei­nen Vor­schlag hin hal­biert – so habe ich jetzt einen befris­ten Teil­zeit­ver­trag bis Feb. 2021. Weni­ger Geld, aber auch ein paar Mona­te weni­ger finan­zi­el­le Sor­gen. Die zuge­hö­ri­ge vor­zu­be­rei­ten­de Aus­stel­lung wur­de im März gleich nach dem Shut­down auf 2022 (statt 2021) ver­scho­ben. Klar arbei­te ich auch ganz­tags, wenn ein­zel­ne Fris­ten es erfor­dern.“

„Als Frei­be­ruf­le­rin fal­len mir Auf­trä­ge weg. Staat­li­che Hil­fen sind, trotz voll­mun­di­ger Ankün­di­gun­gen, schwer zu errei­chen. Das frus­triert, finan­zi­el­le Sor­gen blo­ckie­ren die jetzt eigent­lich beson­ders gefrag­te Krea­ti­vi­tät.“

„Als Frei­be­ruf­le­rin mit Man­gel an Auf­trä­gen habe ich jetzt end­lich Zeit, ehren­amt­li­che Pro­jek­te vor­an­zu­trei­ben, die lan­ge lie­gen­ge­blie­ben waren.“

„Die Biblio­theks­si­tua­ti­on ist t.w. sehr belas­tend (v.a. für die Ein­sicht von Mono­gra­phien), ande­rer­seits wur­den vie­le digi­ta­le Zugän­ge mög­lich gemacht. So konn­te ich in der Coro­na-Zeit ein­fa­cher an Arti­kel her­an­kom­men, die ich sonst in ver­schie­de­nen Biblio­the­ken hät­te müh­sam zusam­men­su­chen müs­sen.“

„Als Studentin/gerade am Ver­fas­sen mei­ner Abschluss­ar­beit fehlt mir beson­ders der unein­ge­schränk­te Biblio­theks­zu­gang und das infor­mel­le Netz­werk am Insti­tut. Die Zusam­men­ar­beit mit mei­nem Betreu­er funk­tio­niert gut, Pro­jek­te lau­fen auch wei­ter, die Mög­lich­keit im Som­mer archäo­lo­gisch zu gra­ben ist teil­wei­se weg­ge­fal­len, bzw ein­ge­schränkt mög­lich. Zum Glück ver­fü­ge ich über gute tech­ni­sche Aus­stat­tung (Monitor/Laptop), die das Arbei­ten erleich­tern.“

„Die Biblio­the­ken und Archi­ve wur­den von einem Tag auf den ande­ren geschlos­sen. Für mein Aus­stel­lungs­pro­jekt (geplan­te Fer­tig­stel­lung Ende Juni) bedeu­te­te das Ein­schrän­kung der Recher­che­mög­lich­kei­ten. Mein Arbeits­ver­trag kann wg. aus­lau­fen­der Dritt­mit­tel aber nicht ver­län­gert wer­den. Also wer­de ich im Juli unbe­zahlt das Pro­jekt zu Ende brin­gen.“

„Leh­re an der Uni: Eini­ge Stu­die­ren­de berich­ten von einer digi­ta­len ‚Erschöp­fung‘. Jeden Tag auf den Moni­tor bli­cken, macht wohl mür­be.“

„Digi­ta­le Leh­re hat Vor- und Nach­tei­le. Eini­ge fin­den VL & SE (bei­des als Video mit Audio­text) sehr gut, da sie so immer zurück­spu­len und sich bestimm­te Inhal­te noch­mal anhö­ren und ver­tie­fen kön­nen. Vie­le füh­len aber kei­nen Zwang, sich Woche für Woche mit den Inhal­ten dann aus­ein­an­der­zu­set­zen. Etwa 1/3 der Stu­die­ren­den lädt der­zeit die Sachen nicht run­ter.“

„Für mich ist der Auf­wand für digi­ta­le LV wesent­lich höher, wofür es kei­ne offi­zi­el­len Ent­las­tun­gen bis­her gibt. Auf­grund der Nicht­ver­gü­tung (unbe­zahl­ter Lehr­auf­trag) ist die Moti­va­ti­on natür­lich nicht immer so hoch.“

„Im Semi­nar: Grup­pen­ar­beit klappt, trotz der poten­zi­el­len Fle­xi­bi­li­tät, mal mehr und mal weni­ger gut. Durch den aus­schließ­lich digi­ta­len Kon­takt auch der Stu­die­ren­den haben eini­ge Pro­ble­me, ihre Grup­pen­mit­glie­der zu errei­chen. Somit bleibt die Arbeit t.w. wie­der nur an den Flei­ßi­gen hän­gen.“

„Digi­ta­les Som­mer­se­mes­ter 2020: Per­sön­li­cher Kon­takt zu Stu­die­ren­den fehlt. Läuft tech­nisch und inhalt­lich aber erstaun­lich gut.“

„Befris­tet ange­stellt, bleibt nichts anders übrig, als das gefor­der­te Lehr­de­pu­tat in die­sem Semes­ter zu erbrin­gen, auch wenn es viel mehr Auf­wand ist als in einem ‚nor­ma­len‘ Semes­ter. Ich kann die Leh­re nicht – wie unbe­fris­tet ange­stell­te Kolleg*innen – im kom­men­den Semes­ter nach­ho­len.“

„Prak­tisch alle Tagun­gen fal­len die­ses Jahr aus. Die Kon­tak­te und der wis­sen­schaft­li­che Input dadurch feh­len. Dafür ist nun Zeit für Publi­ka­tio­nen. Die Arbeit dar­an ist eine ange­neh­me Abwechs­lung, die ich mir auch gön­ne, um das unge­lieb­te Home­of­fice zu über­ste­hen.“

 

Nach­trag: Nach dem 30.5. wur­de noch ein wei­te­rer Ein­trag auf der Pinn­wand hin­zu­ge­fügt

„Nach sechs Jah­ren, die ich dar­an saß, habe ich wäh­rend des Lock­downs ENDLICH mei­ne Dis­ser­ta­ti­on abge­schlos­sen und sie letz­te Woche digi­tal ein­ge­reicht.“

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Neue Redaktion – Was haben wir vor, was wollt Ihr lesen?

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Autorin: Fem­Arc-Redak­ti­on, Datum: 26.04.2020

 

Lie­be Lese­rin­nen und Leser, lie­be Mit­frau­en,

 viel­leicht habt Ihr es im Pro­to­koll des Netz­werktref­fen Anfang März in Kiel gele­sen: Zwei von drei Kol­le­gin­nen, die bis­lang den Blog inhalt­lich koor­di­niert haben, sind aus­ge­schie­den. Des­halb haben Cla­ra Schal­ler und Jana Fries es über­nom­men, zusam­men mit dem ver­blei­ben­den Mit­glied Kers­tin Kowa­rik den Blog des Netz­wer­kes zu betreu­en.

Wir haben uns bespro­chen, was wir uns für den Blog wün­schen und was uns leist­bar erscheint, sie­he unten. Wir wür­den uns aber vor allem freu­en, wenn es aus dem Kreis der Leser*innen Anre­gun­gen gäbe, was hier gepos­tet wer­den soll, wen wir wegen eines Bei­tra­ges anspre­chen könn­ten, wel­che The­men für Euch von Inter­es­se wären. The­men­wün­sche sind uns am liebs­ten, wenn sie gleich mit einem Vor­schlag für ein*en Autor*in ein­her­ge­hen.

Vor­schlä­ge und Anre­gun­gen schickt bit­te an fol­gen­de Adres­se: redaktion@femarc.de

Hier schon ein­mal unse­re bis­he­ri­gen Ideen, lasst uns gern wis­sen, was Ihr davon hal­tet:

Bei­trä­ge zu ein­zel­nen Archäo­lo­gin­nen, gern zu deren Geburts­tag oder Todes­tag. Wen hal­tet Ihr hier für beson­ders loh­nens­wert, ob bekann­te oder eher unbe­kannt For­sche­rin? Wen wür­det Ihr ger­ne durch einen Ein­trag geehrt sehen oder über wen wür­det Ihr gern mehr erfah­ren? Habt Ihr eine inter­es­san­te Archäo­lo­gin ent­deckt, über die noch nicht viel bekannt ist oder die für bestimm­te Fra­gen exem­pla­risch sein kann?

Nütz­lich scheint uns eine – über­schau­ba­re – Lis­te mit Grund­la­gen­li­te­ra­tur. Geschlech­ter­the­men in der Archäo­lo­gie sind kom­plex, es ist nicht ganz ein­fach, hier einen Ein­stieg zu fin­den. Da wäre eine Lis­te gut les­ba­rer Publi­ka­tio­nen, die das wich­tigs­te ver­ständ­lich ver­mit­telt, nütz­lich.

Ein ande­rer Wunsch reicht aus unse­rer Sicht für eine gan­ze Bei­trags­se­rie aus: Die Ideen, Zie­le und Grund­an­nah­men hin­ter dem Netz­werk und der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung sol­len in les­ba­ren Abschnit­ten dar­ge­stellt wer­den. Hier könn­te u.a. das geplan­te Tref­fen des Netz­wer­kes zur Stand­ort­be­stim­mung im Okto­ber wich­tig wer­den, denn dort wol­len wir ja noch­mals grund­sätz­lich nach­den­ken, was unse­re gemein­sa­men Zie­le, Über­zeu­gun­gen und Metho­den sind.

Und schließ­lich sol­len die Akti­vi­tä­ten und Ergeb­nis­se von zwei Grup­pen zum The­ma sexu­el­ler Beläs­ti­gung auf Gra­bun­gen vor­ge­stellt wer­den.

Wir freu­en uns auf Eure Anre­gun­gen

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