2024 Online Vortragsreihe: Geschlechtergeschichte. Fragen, Ansätze, Themen – 11. April & 11. Juli 2024

2024 Online Vortragsreihe: Geschlechtergeschichte. Fragen, Ansätze, Themen – 11. April & 11. Juli 2024

Online Vortragsreihe des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung:

Geschlechtergeschichte. Fragen, Ansätze, Themen – 11. April & 11. Juli 2024

Autorin: Cla­ra Schal­ler, Datum: 26.01.2024
Autorin: Cla­ra Schal­ler, Datum: 26.01.2024

Die his­to­ri­sche Geschlech­ter­for­schung ist in Bewe­gung. Mit einer digi­ta­len Vor­trags­rei­he wid­met sich der AKHFG aktu­el­len For­schungs­fra­gen und ‑per­spek­ti­ven. Zwei- bis drei­mal pro Semes­ter laden wir Ver­eins­mit­glie­der und ande­re Inter­es­sier­te zu Vor­trä­gen und anschlie­ßen­der Dis­kus­si­on ein. Wir freu­en uns sehr, dass wir für den Beginn im Som­mer­se­mes­ter 2024 mit Prof. Dr. Mar­ti­na Kes­sel und Prof. Dr. Clau­dia Opitz-Bel­akhal zwei ein­fluss­rei­che Geschlech­ter­his­to­ri­ke­rin­nen gewin­nen konn­ten, deren Arbeit die Geschichts­wis­sen­schaft seit Jah­ren berei­chert und ver­än­dert hat.

Mar­ti­na Kes­sel wird am 11. April 2024, 16.15–18 Uhr über „Mas­cu­li­ni­ty in World Histo­ry: Über­le­gun­gen zu einer Über­blicks­dar­stel­lung vom 16. Jahr­hun­dert bis heu­te“ spre­chen. Am 11. Juli 2024, 18–19.30 Uhr hält Clau­dia Opitz-Bel­akhal einen Vor­trag zu „Sexis­mus als The­ma der geschlech­ter­ge­schicht­li­chen For­schung“. Alle Inter­es­sier­ten sind herz­lich ein­ge­la­den, via Zoom teil­zu­neh­men. Hier fin­den Sie die Zugangs­da­ten und das Ver­an­stal­tungs­pla­kat, das gern her­un­ter­ge­la­den und geteilt wer­den kann.

Hier fin­den Sie die Zugangs­da­ten und das Ver­an­stal­tungs­pla­kat, das gern her­un­ter­ge­la­den und geteilt wer­den kann.

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2024 Neubukow Einladung zum FemArc Museumswochenende in Neubukow am 14./15.6.2024 (Achtung, neuer Termin!)

2024 Neubukow Einladung zum FemArc Museumswochenende in Neubukow am 14./15.6.2024 (Achtung, neuer Termin!)

Einladung zum Museumswochenende in Neubukow vom 14. bis 15. Juni 2024

Lie­be Kol­le­gin­nen,
anläss­lich der Son­der­aus­stel­lung „Ein gut Theil Eigen­heit“ – Lebens­we­ge frü­her Archäologin­nen möch­te ich am 14./15. Juni 2024 in unser klei­nes Muse­um nach Neu­bu­kow ein­la­den. Doris Guts­miedl-Schüm­ann wird als eine der Urhe­be­rin­nen der Aus­stel­lung gern alle Fra­gen beant­worten. Außer­dem gibt es unse­re Dau­er­aus­stel­lung zu Hein­rich Schli­e­mann – u.a. mit Original­funden aus Troia. Je nach Inter­es­se gibt es die Mög­lich­keit für ver­schie­de­ne Aus­flü­ge in der Umge­bung. Neu­bu­kow liegt zwi­schen den Han­se­städ­ten Ros­tock und Wis­mar in Ost­see­nä­he. Mega­li­thik, Burg­wäl­le, Her­ren­häu­ser und Muse­en gibt es genug!
Direkt vor Ort gibt es das Ost­see­ho­tel auf dem Neu­bu­kower Markt; pri­va­te Feri­en­woh­nun­gen und ‑Zim­mer kön­nen auf der Web­site der Stadt gefun­den wer­den. Ich hel­fe auch gern wei­ter!
Anmel­dun­gen bit­te so früh wie mög­lich an winger@neubukow.de.
Herz­li­che Grü­ße
Kat­ja Win­ger

Kos­ten: Anrei­se und Unter­kunft zahlt und orga­ni­siert jede sel­ber. Ein­tritts­geld für das Muse­um über­nimmt das Netz­werk. Die Teil­nah­me ist kos­ten­los.

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2024: CFP Konfigurationen weiblicher Autoritaet

2024: CFP Konfigurationen weiblicher Autoritaet

Call for Papers: Konfigurationen weiblicher Autorität. Neue Perspektiven auf die Macht von Frauen in Spätantike und Frühmittelalter (4.–8. Jahrhundert)

Datum: 29.02.2024

Tagung vom 14.11.2024 – 15.11.2024 in Frankfurt am Main

 Wie­wohl die Frau­en- und Geschlech­ter­ge­schich­te bereits ver­schie­de­ne For­men weib­li­cher agen­cy ans Licht gebracht hat, bedarf es wei­te­rer For­schung, um das gan­ze Spek­trum der Hand­lungs­fä­hig­keit von Frau­en her­aus­zu­ar­bei­ten. Die geplan­te Tagung will sich den Kon­fi­gu­ra­tio­nen weib­li­cher Auto­ri­tät im spät­an­ti­ken und früh­mit­tel­al­ter­li­chen latei­ni­schen Euro­pa wid­men. Sie strebt an, For­schen­de aus dem deutsch­spra­chi­gen und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Bereich zusam­men­zu­brin­gen. Per­son wohl mit Kline­fel­ter-Syn­drom weib­lich und männ­lich kon­no­tier­te Grab­bei­ga­ben bei­gege­ben wur­den.

Wis­sen­schaft­li­che Lei­tung: Manon Ray­nal, Uni­ver­si­té de Lor­raine / IFRA Frank­furt am Main; Orga­ni­sa­ti­on: Sita Ste­ckel, Frank­furt am Main (Insti­tut fran­co-alle­mand de sci­en­ces his­to­ri­ques et socia­les (IFRA-SHS)), 60329 Frank­furt am Main (Deutsch­land)
14.11.2024 – 15.11.2024
Bewer­bungs­schluss: 08.03.2024 

Call for Papers: “Konfigurationen weiblicher Autorität. Neue Perspektiven auf die Macht von Frauen in Spätantike und Frühmittelalter (4.–8. Jahrhundert)”

Nach Aus­sa­ge des römi­schen Rechts­ge­lehr­ten Pau­lus dür­fen Frau­en kei­ne öffent­li­chen Ämter beklei­den – frei­lich nicht wegen ihres man­geln­den Urteils­ver­mö­gens, son­dern ein­fach auf der Basis des mos mai­orum. Die­ser Aus­schluss von der Macht ist nicht erst seit der römi­schen Zeit bekannt, und er bleibt auch heu­te noch sicht­bar. Dies hat Frau­en jedoch nicht dar­an gehin­dert, in ver­schie­de­nen Berei­chen Auto­ri­tät aus­zu­üben, sei es in Beglei­tung eines Man­nes oder allein. Wie­wohl die Frau­en- und Geschlech­ter­ge­schich­te bereits ver­schie­de­ne For­men weib­li­cher agen­cy ans Licht gebracht hat, bedarf es wei­te­rer For­schung, um das gan­ze Spek­trum der Hand­lungs­fä­hig­keit von Frau­en inner­halb unter­schied­li­cher sozia­ler, poli­ti­scher und reli­giö­ser Kon­fi­gu­ra­tio­nen her­aus­zu­ar­bei­ten. Die geplan­te Tagung will sich vor die­sem Hin­ter­grund den Kon­fi­gu­ra­tio­nen weib­li­cher Auto­ri­tät im spät­an­ti­ken und früh­mit­tel­al­ter­li­chen latei­ni­schen Euro­pa wid­men. Sie strebt an, For­schen­de aus dem fran­zö­sisch­spra­chi­gen und deutsch­spra­chi­gen Raum sowie aus den Teil­dis­zi­pli­nen der Alten und Mit­tel­al­ter­li­chen Geschich­te ins Gespräch zu brin­gen.

Um For­men der ‚Auto­ri­tät‘ genau­er zu kon­tu­rie­ren, erscheint es hilf­reich, sich mit mög­li­chen rele­van­ten Kon­no­ta­tio­nen des Begriffs aus­ein­an­der­zu­set­zen – nicht zuletzt da sie, wie man hin­zu­fü­gen muss, im Deut­schen und im Fran­zö­si­schen durch­aus unter­schied­lich gela­gert sind. Das Rechts­le­xi­kon Voca­bu­lai­re juri­di­que defi­niert Auto­ri­tät zunächst ein­mal als ‚die Befehls­ge­walt, die Regie­ren­den und bestimm­ten öffent­li­chen Bediens­te­ten zusteht‘. Auto­ri­tät erscheint somit als Form von Macht, die einer spe­zi­fi­schen, indi­vi­du­el­len Amts­aus­übung zu Grun­de liegt. Die­se Macht kann einer Per­son auf­grund ihrer indi­vi­du­el­len Per­sön­lich­keit oder durch Erb­fol­ge zuge­kom­men sein, also etwa von Ver­wand­ten über­tra­gen wor­den sein. Macht­po­si­tio­nen kön­nen auch von ande­ren Mäch­ti­gen ver­lie­hen oder mit Gewalt erlangt wer­den. Dem­entspre­chend kann Macht vie­le For­men anneh­men. Sie kann mit einem poli­ti­schen, admi­nis­tra­ti­ven oder reli­giö­sen Amt ver­bun­den sein, das die Aus­übung bestimm­ter Amts­ge­walt ermög­licht. Auch der Besitz von Ver­mö­gen und ande­rem wirt­schaft­li­chem Kapi­tal schlägt aber meist auf die Siche­rung unter­schied­li­cher Macht­po­si­tio­nen durch. Sol­che Res­sour­cen kön­nen durch indi­vi­du­el­len Auf­stieg erwor­ben wer­den, lei­ten sich aber häu­fig vom Sta­tus der eige­nen Fami­lie her, von deren gesell­schaft­li­chem Rang und damit ver­bun­de­nen Pri­vi­le­gi­en man pro­fi­tiert. In der hier zitier­ten Defi­ni­ti­on ver­weist die Ver­wen­dung des Verbs ‚befeh­len‘ zudem auf die Anwen­dung von Auto­ri­tät auf Unter­ge­be­ne. Macht muss bekannt­lich von ande­ren und von der Gesell­schaft aner­kannt wer­den, was zur Aus­hand­lung von Macht­ver­hält­nis­sen sowie zur Eta­blie­rung von Rang­ord­nun­gen führt.

Geht man, wie hier zitiert, von einer Auto­ri­tät von ‚Regie­ren­den‘ und ‚bestimm­ten öffent­li­chen Bediens­te­ten‘ aus, wird zunächst pos­tu­liert, dass Auto­ri­tät sich stets aus der Beklei­dung eines öffent­li­chen Amts und des­sen Aus­übung her­lei­ten muss. In die­sem Rah­men konn­ten Frau­en in den hier rele­van­ten Zeit­räu­men kei­ne offi­zi­el­le Regie­rungs­po­si­ti­on inne­ha­ben. Frei­lich sehen wir den­noch Köni­gin­nen als Regen­tin­nen im Namen ihrer min­der­jäh­ri­gen Söh­ne Herr­schaft aus­üben. Eben­so inter­es­sant erscheint die Posi­ti­on von Äbtis­sin­nen, die auf der Basis ihres geist­li­chen Amtes sowohl poli­ti­sche als auch spi­ri­tu­el­le Auto­ri­tät besa­ßen. Zudem muss betont wer­den, dass die öffent­li­che und die pri­va­te Sphä­re in Spät­an­ti­ke und frü­hem Mit­tel­al­ter nicht strikt von­ein­an­der getrennt waren, son­dern sich viel­mehr auf kom­ple­xe Wei­se durch­dran­gen.

In einem wei­te­ren Schritt der Aus­ein­an­der­set­zung mit der oben ange­führ­ten Defi­ni­ti­on kann man anfüh­ren, dass Auto­ri­tät auf ein ‚mit die­ser Macht ausgestattete[s] Organ‘ bezo­gen wird. Die Erwäh­nung eines ‚Organs‘ oder einer ‚Instanz‘ betont die Kol­lek­ti­vi­tät. Zwar kön­nen ein­zel­ne Per­so­nen allein Auto­ri­tät aus­üben – aber sie kön­nen sie auch mit ande­ren tei­len. Dies kann auf hier­ar­chi­sche Wei­se gesche­hen, wie im Fall vie­ler Ver­wal­tun­gen, aber auch in hori­zon­tal struk­tu­rier­ten Gemein­schaf­ten. In den Quel­len wird die elter­li­che Sor­ge manch­mal auf die­se Wei­se dar­ge­stellt. In Rechts­kon­tex­ten wird etwa der Wil­le oder die Zustim­mung der Eltern ange­spro­chen, was eine Posi­ti­on müt­ter­li­cher Auto­ri­tät impli­ziert (wenn auch die Rea­li­tät davon oft abweicht und dem Vater die letz­te Ent­schei­dungs­ge­walt über­lässt). Schließ­lich kann Auto­ri­tät auch ein ‚Wert [sein], der mit bestimm­ten Hand­lun­gen ver­bun­den ist‘. Auto­ri­tät rührt also nicht nur aus spe­zi­fi­schen Posi­tio­nen, son­dern kann in kon­kre­ten Situa­tio­nen durch Per­for­manz und Ges­ten sicht­bar gemacht wer­den. Der Begriff des ‚Werts‘ oder der ‚Wer­tig­keit‘ ver­weist dabei auf die per­sön­li­che Aus­übung von Auto­ri­tät, die in bestimm­ter Wei­se wahr­ge­nom­men und legi­ti­miert wird.

Es erscheint inso­fern pro­duk­tiv, nicht all­ge­mein nach schwer defi­nier­ba­ren For­men von Macht, son­dern spe­zi­fi­scher nach Kon­fi­gu­ra­tio­nen der ‚Auto­ri­tät‘ von Frau­en zu fra­gen. Das hier vor­ge­schla­ge­ne Ver­ständ­nis des Begriffs der ‚Auto­ri­tät‘ bezieht sich dabei bewusst auf Rela­tio­nen des Gehor­sams, die an kon­kre­te Macht­po­si­tio­nen gekop­pelt sind. Die Plu­ra­li­sie­rung des Auto­ri­täts­kon­zepts, die im Deut­schen in eine Fra­ge nach ‚Kon­fi­gu­ra­tio­nen‘ der Auto­ri­tät über­setzt wird, wird eben­falls bewusst gesetzt. Sie will die Viel­falt mög­li­cher Kon­stel­la­tio­nen auf der Ebe­ne der Form, der Mit­tel, der Dar­stel­lun­gen usw. her­vor­he­ben.

Tat­säch­lich erscheint die Hete­ro­ge­ni­tät des Auto­ri­täts­be­griffs im Deut­schen noch etwas aus­ge­präg­ter, da Auto­ri­tät mit einer gan­zen Rei­he von Begrif­fen beschrie­ben wer­den kann. Das Kon­zept der ‚Auto­ri­tät‘ selbst ist dabei sehr all­ge­mein und wird in sei­ner Rea­li­tät durch ver­schie­de­ne zusätz­li­che Begrif­fe kon­kre­ti­siert, etwa die ‚Behör­de‘, die ‚Macht‘, die ‚Herr­schaft‘, das ‚Anse­hen‘, die ‚Maß­geb­lich­keit‘ usw. Die­se Über­le­gun­gen las­sen sich auch auf das Latei­ni­sche als wich­tigs­te Quel­len­spra­che über­tra­gen. Ins­be­son­de­re las­sen sich die Begrif­fe auc­to­ri­tas, impe­ri­um, poten­tia, potes­tas, regnum usw. nen­nen. Als Fra­ge erscheint, wie die­ses Voka­bu­lar mit den Situa­tio­nen der in den Quel­len beschrie­be­nen Frau­en in Ver­bin­dung zu brin­gen ist.

Die zwei­tä­gi­ge Tagung lädt dazu ein, ver­schie­de­ne Kon­fi­gu­ra­tio­nen und Dyna­mi­ken der Auto­ri­tät von Frau­en im beson­de­ren Kon­text der Spät­an­ti­ke und des Früh­mit­tel­al­ters zu beleuch­ten. Damit sol­len gezielt die Kon­ti­nui­tä­ten und Trans­for­ma­tio­nen die­ser zwei tra­di­tio­nell von­ein­an­der abge­setz­ten Zeit­räu­me in den Blick genom­men wer­den. Tat­säch­lich sind bereits eini­ge Aspek­te von Trans­for­ma­tio­nen wie von aus­ge­präg­ten Kon­ti­nui­tä­ten über lan­ge Zeit­räu­me hin­weg auf­ge­zeigt wor­den. Die ‚bar­ba­ri­schen‘ König­rei­che, die sich im Rah­men der ‚Trans­for­ma­ti­on der römi­schen Welt‘ bil­de­ten, stell­ten sich ja mehr oder weni­ger selbst­be­wusst als Erben des Römi­schen Rei­ches dar und über­nah­men Merk­ma­le der römi­schen Welt wie Ver­wal­tung, Gesetz­ge­bung und Reli­gi­on. Den­noch for­mier­ten sich neue Eli­ten mit einer eige­nen Kul­tur, die sie mit der ihrer Vor­gän­ger zu ver­schmel­zen oder ihr über­zu­ord­nen ver­such­ten, was in eini­gen Fäl­len auch gelang. Sowohl beim Auf­stieg die­ser neu­en gesell­schaft­lich domi­nan­ten Grup­pen wie bei ihrem Macht­er­halt kam Frau­en eine wesent­li­che Rol­le zu.

Vor die­sem Hin­ter­grund lädt die Tagung ein, sich auf die fol­gen­den Schwer­punk­te und Fra­gen zu kon­zen­trie­ren:
- Aus­prä­gun­gen der Aus­übung von Macht und Auto­ri­tät von Frau­en. Wie behaup­te­ten weib­li­che Per­so­nen ihre Auto­ri­tät? Der Blick auf den poli­ti­schen Bereich scheint am nahe­lie­gends­ten, sei es auf loka­ler, aber auch auf höhe­rer poli­ti­scher Ebe­ne, beson­ders im Fall der Herr­sche­rin­nen. Doch auch der reli­giö­se und der fami­liä­re Bereich neh­men einen wich­ti­gen Platz ein, der eben­so wie der Bereich der Wirt­schaft nicht ver­nach­läs­sigt wer­den soll­te. Per­so­nen mit kai­ser­li­cher und könig­li­cher Auto­ri­tät sind so die am bes­ten sicht­ba­ren, aber kei­nes­wegs die ein­zi­gen Inha­be­rin­nen von Auto­ri­tät. Auch die Frau­en der Eli­te besetz­ten bestimm­te Posi­tio­nen. Ins­be­son­de­re wäre zu fra­gen, inwie­fern sich die weib­li­che Auto­ri­tät im Kon­text der dyna­mi­schen Abgren­zung der öffent­li­chen und pri­va­ten Sphä­re ent­fal­ten konn­te. Denk­bar sind in allen die­sen Berei­chen sowohl Fall­stu­di­en als auch ver­glei­chen­de Über­le­gun­gen.
- Bezie­hun­gen zwi­schen Män­nern und Frau­en. Die Unter­su­chung der Kon­fi­gu­ra­tio­nen weib­li­cher Auto­ri­tät kann in patri­ar­cha­li­schen Gesell­schaf­ten, in denen die Macht von Män­nern aus­ge­übt wird, nicht ohne die Berück­sich­ti­gung der Geschlech­ter­fra­ge durch­ge­führt wer­den. Übten Frau­en etwa als Teil von Grup­pen und Kol­lek­ti­ven Auto­ri­tät aus? Ver­füg­ten Frau­en über die glei­chen Res­sour­cen wie Män­ner? Oder ver­füg­ten sie über bestimm­te Werk­zeu­ge, die ihnen eigen waren? Unter­la­gen sie bei der Durch­set­zung ihrer Macht bestimm­ten ein­schrän­ken­den Erwar­tun­gen? Gelang es ihnen, die­se zu über­win­den – und wenn ja, mit wel­chen Mit­teln? Die Reprä­sen­ta­ti­vi­tät der Macht könn­te dabei auch durch archäo­lo­gi­sche oder iko­no­gra­fi­sche Ansät­ze the­ma­ti­siert wer­den.
- Quel­len­pro­ble­ma­ti­ken. Uner­läss­lich erscheint auch, sich mit den Per­spek­ti­ven von Quel­len aus­ein­an­der­zu­set­zen, die fast aus­schließ­lich von Män­nern ver­fasst wur­den. Wie wur­den ent­spre­chen­de Kon­fi­gu­ra­tio­nen von anti­ken und früh­mit­tel­al­ter­li­chen Autoren beschrie­ben und wahr­ge­nom­men? Las­sen sich über­grei­fen­de Ten­den­zen fest­stel­len oder sind bestimm­te Wahr­neh­mun­gen autoren­spe­zi­fisch?

Die Ver­an­stal­tung rich­tet sich vor­ran­gig, aber nicht aus­schließ­lich, an jun­ge For­sche­rin­nen und For­scher (Dok­to­ran­din­nen und Dok­to­ran­den sowie Post­dok­to­ran­din­nen und Post­dok­to­ran­den). Die Arbeits­spra­chen wer­den haupt­säch­lich Deutsch und Fran­zö­sisch sein.

Die Tagung fin­det an der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt am Main in Deutsch­land am 14.–15. Novem­ber 2024 statt. Die Kos­ten für Trans­port und Unter­kunft (übli­cher­wei­se 1 Nacht) wer­den (unter der Bedin­gung der Finan­zie­rungs­zu­sa­ge) von den aus­rich­ten­den Insti­tu­tio­nen über­nom­men.

Bit­te rich­ten Sie Vor­schlä­ge für Vor­trä­ge von c. 30 Minu­ten bis zum 8. März 2024 an Manon Ray­nal (manon.raynal@univ-lorraine.fr). Abs­tracts kön­nen auf Deutsch oder Fran­zö­sisch ein­ge­reicht wer­den und soll­ten nicht mehr als 500 Wör­ter umfas­sen. Bit­te fügen Sie einen Lebens­lauf mit Anga­ben zu even­tu­el­len Ver­öf­fent­li­chun­gen und Sprach­kennt­nis­sen bei. Ein wis­sen­schaft­li­ches Komi­tee wird bei der Aus­wahl der Vor­schlä­ge mit­wir­ken. Die Zusa­gen wer­den bis zum 15. März 2024 ver­sandt. 

[French details]

Call for Papers: “Autorités féminines. Reconsidération du pouvoir des femmes durant l’Antiquité tardive et le haut Moyen Âge (IVe-VIIIe siècle)”

Selon le juris­te romain Paul, les femmes ne peu­vent exer­cer de char­ges publi­ques, non à cau­se de leur man­que de juge­ment mais selon le mos mai­orum . Cet écar­te­ment du pou­voir ne date pas de la péri­ode romaine et est enco­re visi­ble aujourd’hui. Cepen­dant, cela n’a pas empê­ché aux femmes d’exercer une auto­ri­té dans dif­fé­ren­tes sphè­res, accom­pa­gnées d’un hom­me ou seu­le. L’histoire des femmes et du gen­re ont jus­tem­ent per­mis de mett­re en lumiè­re cet­te agen­cy fémi­ni­ne et il est néces­saire de pour­suiv­re les recher­ches pour déga­ger tou­te la teneur de la capa­ci­té d’action de ces femmes au sein de dif­fé­ren­tes con­fi­gu­ra­ti­ons socia­les, poli­ti­ques et reli­gieu­ses . Dans ce con­tex­te, ce col­lo­que se con­s­acrera aux auto­ri­tés fémi­ni­nes dans l’Europe lati­ne durant l’Antiquité tar­di­ve et le haut Moy­en Âge. Il vise à fai­re dia­lo­guer des cher­cheurs des espaces fran­co­pho­nes et ger­ma­no­pho­nes ain­si que des sous-disci­pli­nes de l’histoire anci­en­ne et médié­va­le.

D’après la défi­ni­ti­on don­née dans le Voca­bu­lai­re juri­di­que, l’autorité se défi­nit tout d’abord com­me « le pou­voir de com­man­der appar­ten­ant aux gou­ver­nants et à cer­ta­ins agents publics » . L’auteur nous expli­que qu’il s’agit d’un pou­voir, soit d’une capa­ci­té déte­nue par l’individu qui exer­ce cet­te auto­ri­té. Cel­le-ci peut être natu­rel­le, pro­ven­ant de sa per­son­na­li­té ou héré­di­taire, con­fiée par des par­ents. Le pou­voir peut éga­le­ment avoir été octroyé par d’autres puis­sants ou avoir été pris par la force. De ce fait, ce pou­voir peut revêtir plu­s­ieurs for­mes. Il peut être lié à une char­ge poli­tique, admi­nis­tra­ti­ve ou reli­gieu­se qui met la per­son­ne en posi­ti­on de force. La pos­ses­si­on d’un patri­moi­ne et de capi­taux éco­no­mi­ques repré­sen­te éga­le­ment un moy­en d’assurer sa con­di­ti­on. Cela peut s’acquérir par le tra­vail et les oppor­tu­ni­tés mais sur­tout par le biais de sa famil­le qui octroie un sta­tut social et les pri­vilè­ges qui en décou­lent. L’emploi du ver­be « com­man­der » ren­voie à l’utilisation de l’autorité sur autrui. Il est néces­saire qu’elle soit recon­nue par l’autre et la socié­té, amen­ant à des rap­ports de force et à une hié­rar­chi­sa­ti­on des per­son­nes. Ici, il est ques­ti­on de « gou­ver­nants » et de « cer­ta­ins agents publics », con­sidé­rant que l’autorité doit être publi­que et donc com­me une posi­ti­on offi­ci­el­le liée à une char­ge. Dans ce cad­re, à l’époque qui nous inté­res­se, les femmes ne pou­vai­ent déte­nir un office dans le gou­ver­ne­ment mais par sa posi­ti­on, la rei­ne réus­sit à diri­ger notam­ment au nom de son fils, lors des péri­odes de mino­ri­té. Le cas de l’abbesse est tout aus­si inté­res­sant déten­ant une auto­ri­té à la fois poli­tique mais aus­si spi­ri­tu­el­le. Il faut aus­si souli­gner que durant l’Antiquité tar­di­ve et le haut Moy­en Âge, les sphè­res publi­ques et pri­vées ne sont pas stric­te­ment sépa­rées mais au con­trai­re, con­nais­sent des inter­pé­né­tra­ti­ons.

Dans un second temps, l’autorité ren­voie à « l’organe inves­ti de ce pou­voir ». La men­ti­on « d’organe » met l’accent sur la coll­ec­ti­vi­té. Cer­tes, un indi­vi­du peut exer­cer seul une auto­ri­té mais aus­si la par­ta­ger avec d’autres. Cela peut être de maniè­re hié­rar­chi­sée com­me dans le cas de l’administration mais éga­le­ment de façon con­join­te. L’autorité paren­ta­le est par­fois pré­sen­tée de cet­te maniè­re dans les sources en indi­quant la volon­té ou le con­sen­te­ment des par­ents mais la réa­li­té dif­fè­re très sou­vent, lais­sant le pou­voir décis­i­on­n­aire final au père. Enfin, cela peut éga­le­ment être une « valeur atta­chée à cer­ta­ins actes ». L’autorité n’est pas uni­quement une posi­ti­on mais est visi­ble à tra­vers des ges­tes. La noti­on de « valeur » révè­le l’aspect per­son­nel de l’autorité, la reli­ant à sa per­cep­ti­on et à sa légiti­mi­té.

Le choix du ter­me « auto­ri­tés » n’est pas anodin. Le délaisse­ment du sub­stan­tif « pou­voirs » s’explique par sa défi­ni­ti­on trop géné­ra­le. L’autorité ren­voie à l’obéissance et à une posi­ti­on de force plus per­cep­ti­ble. L’utilisation du plu­ri­el est aus­si réflé­chie, vou­lant mett­re en avant la diver­si­té au niveau de la for­me, des moy­ens, des repré­sen­ta­ti­ons, etc. Cet­te hété­ro­gé­né­i­té est enco­re plus mar­quée en alle­mand où exis­tent plu­s­ieurs mots pour tran­scr­i­re cet­te auto­ri­té : « die Auto­ri­tät » est le plus géné­ral mais des réa­li­tés dif­fé­ren­tes sont don­nées par l’emploi de « die Behör­de », « die Macht », « die Herr­schaft », « das Anse­hen », « die Maß­geb­lich­keit », etc . Cet­te réfle­xi­on se trans­po­se éga­le­ment dans le latin, lan­gue uti­li­sée dans nos sourced. Nous pou­vons notam­ment citer les ter­mes auc­to­ri­tas, impe­ri­um, poten­tia, potes­tas, regnum, etc. Il est néces­saire de ques­ti­on­ner ce voca­bu­lai­re et mett­re en lien avec la situa­ti­on des femmes décri­tes dans les tex­tes.

Ces deux jour­nées ont pour objec­tifs de mett­re en avant les dyna­mi­ques auto­ri­taires des femmes dans le con­tex­te par­ti­cu­lier de l’Antiquité tar­di­ve et du haut Moy­en Âge, long­temps per­çu com­me une péri­ode de rup­tu­re mais les cher­cheurs ont désor­mais mon­tré ses aspects de tran­si­ti­on et de con­ti­nui­té mar­qué sur le temps long. En effet, les Romains n’ont pas dispa­ru en Occi­dent en 476 avec la desti­tu­ti­on de l’empereur Romu­lus Augus­tu­le mais ont con­tin­ué d’exister dans une nou­vel­le socié­té carac­té­ri­sée par la for­ma­ti­on des royau­mes bar­ba­res. Ces nou­veaux sou­ve­rains se pré­sen­tent de maniè­re plus ou moins affir­mée les héri­tiers de l’Empire romain, repren­ant des carac­té­ris­ti­ques du mon­de romain notam­ment son admi­nis­tra­ti­on, sa légis­la­ti­on ou sa reli­gi­on tout en y ajou­tant leurs pro­pres spé­ci­fi­ques. Une nou­vel­le éli­te appa­raît avec sa pro­pre cul­tu­re qu’elle ten­te de fusi­on­ner voi­re d’affirmer pour cer­ta­ins peu­ples, sur cel­le de ses pré­dé­ces­seurs. Dans ce con­tex­te, les femmes jouent un rôle essentiel dans l’établissement d’un nou­veau grou­pe domi­nant et de son main­ti­en dans le temps .

La réfle­xi­on se con­cen­trera autour des axes sui­vants :
- La mani­fes­ta­ti­on des pou­voirs des femmes. Com­ment ces per­son­nes fémi­ni­nes affir­ment-elles leur auto­ri­té ? S’intéresser au milieu poli­tique sem­ble être le plus évi­dent que ce soit au niveau local mais aus­si natio­nal notam­ment via le Queen­ship mais l’environnement reli­gieux et celui fami­li­al tien­nent une place importan­te à ne pas nég­li­ger tout com­me celui éco­no­mi­que . Les figu­res d’autorité impé­ria­les et roya­les sont les plus visi­bles mais ne sont pas les seu­les . Les femmes de l’élite exer­cent éga­le­ment une influence. Les noti­ons de sphè­re publi­que et pri­vée sont rela­ti­ves à cet­te péri­ode et con­nais­sent des inter­pé­né­tra­ti­ons . Dans ce cad­re d’affirmation de l’autorité fémi­ni­ne, pour­ront être évo­qués des cas par­ti­cu­liers tout com­me des étu­des plus glo­ba­les.
- L’étude des auto­ri­tés fémi­ni­nes ne peu­vent se réa­li­ser sans la pri­se en comp­te du gen­re et des rap­ports ent­re les hom­mes et femmes dans des socié­tés patri­ar­ca­les où les pou­voirs sont acca­pa­rés par les hom­mes . Les femmes exer­çai­ent-elles l’autorité en tant que mem­bres de grou­pes ou de coll­ec­tifs ? Dis­po­sent-t-elles des mêmes moy­ens que les hom­mes ? Ou pos­sè­dent-elles des outils qui leur sont pro­pres ? De même, dans l’affirmation de leur puis­sance, sont-elles sujet­tes à des atten­tes qui pour­rai­ent être limi­tan­tes ? Arri­vent-elles à les dépas­ser et par quels moy­ens ? La repré­sen­ta­ti­vi­té du pou­voir peut être éga­le­ment abor­dée notam­ment par des appro­ches archéo­lo­gi­ques ou ico­no­gra­phi­ques ;
- Le ques­ti­on­ne­ment des sources sem­ble éga­le­ment indis­pensable étant don­né qu’elles sont qua­si-exclu­si­ve­ment rédi­gés par des hom­mes. Com­ment ces actes sont-ils décrits et per­çus par les auteurs anti­ques et alti­mé­diévaux ? Est-il pos­si­ble de des­si­ner des évo­lu­ti­ons glo­ba­les ou les per­cep­ti­ons sont-elles spé­ci­fi­ques à l’auteur ?

Cet­te mani­fes­ta­ti­on s’adresse en prio­ri­té, mais pas exclu­si­ve­ment, aux jeu­nes cher­cheurs et cher­cheu­ses (doctorant·e·s et post-doctorant·e·s). Les lan­gues de tra­vail seront le fran­çais et l’allemand mais l’anglais sera tolé­ré pour les éch­an­ges hors con­fé­rence.

Cet­te jour­née d’étude se tien­dra le 14 et le 15 novembre 2024 à l’Université Goe­the de Fran­c­fort-sur-le-Main en Alle­ma­gne. Les frais de trans­port et d’hébergement (1 nuit) seront pris en char­ge (sous con­di­ti­ons de finance­ment) par les insti­tu­ti­ons orga­ni­satri­ces. Les pro­po­si­ti­ons de com­mu­ni­ca­ti­on sont à adress­er à Manon Ray­nal (manon.raynal@univ-lorraine.fr) avant le 8 mars 2024. Elles peu­vent être sou­mi­ses en fran­çais ou en alle­mand et ne doi­vent pas excé­der 500 mots. Mer­ci d’y joind­re un CV avec men­ti­on des éven­tu­el­les publi­ca­ti­ons et des com­pé­ten­ces lin­gu­is­ti­ques. Un comi­té sci­en­ti­fi­que par­ti­ci­pe­ra à la sélec­tion des pro­po­si­ti­ons. Les attri­bu­ti­ons seront envoy­ées avant le 15 mars 2024.

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Manon Ray­nal (manon.raynal@univ-lorraine.fr)

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2024: CFP Konfigurationen weiblicher Autoritaet

Archäogenetik

Archäogenetik – Identifikation von intergeschlechtlichen Personen in der britischen Vergangenheit

 Autorin: Cla­ra Schal­ler, Datum: 11.02.2024

Durch eine neue Ana­ly­se­me­tho­de von aDNA konn­te ein bri­ti­sches For­scher­team meh­re­re Per­so­nen mit Aneu­plo­idi­en in bri­ti­schen Pro­ben aus der Eisen­zeit und dem Früh­mit­tel­al­ter iden­ti­fi­zie­ren. Die Metho­de ermög­licht es, Aneu­plo­idi­en von mög­li­chen Ver­un­rei­ni­gun­gen in aDNA-Pro­ben zu unter­schei­den. (1)
Aneu­plo­idi­en sind Anoma­lien im Chro­mo­so­men­satz, Abwei­chun­gen von der gewöhn­li­chen Chro­mo­so­men­zahl bei Gono­so­men oder Auto­so­men, die etwa zu Inter­ge­schlecht­lich­keit oder Tri­so­mien füh­ren kön­nen. Die Stu­die iden­ti­fi­zier­te drei Indi­vi­du­en aus je der Eisen­zeit, dem Mit­tel­al­ter und dem frü­hen 19. Jahr­hun­dert mit dem Kline­fel­ter-Syn­drom (47,XXY) sowie eine früh­mit­tel­al­ter­li­che Per­son mit dem XYY-Syn­drom (47,XYY). Eine eisen­zeit­li­che Per­son wies das Tur­ner-Syn­drom mit Mosa­ik­bil­dung auf (45,X0/46,XX) was den ältes­ten bekann­ten Fall die­ser Art dar­stellt. Die­se gene­ti­schen Anoma­lien kön­nen sich phy­sisch auf ver­schie­de­ne Aspek­te wie Sta­tur, Erkran­kungs­ri­si­ken und Ent­wick­lung aus­wir­ken, ein­schließ­lich der Fort­pflan­zung, und damit auch auf die Wahr­neh­mung etwa des Geschlechts der Per­son durch die Gesell­schaft. Dazu konn­te bei einem eisen­zeit­li­chen Neu­ge­bo­re­nen Tri­so­mie 21 (47,XY, + 21, Down-Syn­drom) nach­ge­wie­sen wer­den.
Dass Inter­ge­schlecht­lich­keit auch in der Ver­gan­gen­heit exis­tier­te, wird kaum über­ra­schen. Aller­dings kön­nen durch ihre Iden­ti­fi­ka­ti­on span­nen­de Erkennt­nis­se zum Umgang der jewei­li­gen Gesell­schaft und ihren Geschlech­ter­kon­zep­tio­nen jen­seits binä­rer Kate­go­rien gewon­nen wer­den. So konn­te in die­ser Stu­die nach­ge­wie­sen wer­den, dass in fast allen Fäl­len inter­ge­schlecht­li­che Per­so­nen regel­haft und nicht abwei­chend vom Rest der Bevöl­ke­rung bestat­tet wur­den. Auf­grund des Feh­lens von Grab­bei­ga­ben kann nichts über die Wahr­neh­mung des Geschlechts durch das Indi­vi­du­um selbst oder die Gesell­schaft aus­ge­sagt wer­den, die Autor*innen füh­ren aber eine Bestat­tung aus Finn­land an, bei der einer früh­mit­tel­al­ter­li­chen Per­son wohl mit Kline­fel­ter-Syn­drom weib­lich und männ­lich kon­no­tier­te Grab­bei­ga­ben bei­gege­ben wur­den.
Auch über die Wahr­neh­mung von Men­schen mit chro­mo­so­ma­len Abwei­chun­gen wie Tri­so­mie 21 kann uns eine Unter­su­chung von gene­ti­schem Mate­ri­al unter die­sem Gesichts­punkt viel ver­ra­ten. Es bleibt zu hof­fen, dass in Zukunft mehr Mate­ri­al mit neu­en Metho­den unter­sucht wird, die uns mehr über das Leben von Men­schen mit Aneu­plo­idi­en in der Ver­gan­gen­heit ver­ra­ten.

Der Arti­kel mit den Ergeb­nis­sen wur­de bei com­mu­ni­ca­ti­ons bio­lo­gy ver­öf­fent­licht:
(1) Ana­sta­sia­dou, K., Sil­va, M., Booth, T. et al. Detec­tion of chro­mo­so­mal aneu­plo­idy in anci­ent geno­mes. Com­mun Biol 7, 14 (2024).
https://doi.org/10.1038/s42003-023–05642‑z
https://www.nature.com/articles/s42003-023–05642‑z

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Nachruf auf Liv Helga Dommasnes

Nachruf auf Liv Helga Dommasnes

30.5.1949 (Molde, Norway) – 13.9.2023 (Bergen, Norway)

 Autorin: Doris Guts­miedl, Datum: 05.02.2024

 Am 13. Sep­tem­ber 2023 ver­starb Liv Hel­ga Dom­mas­nes, die vie­len Mit­frau­en nicht nur als Kol­le­gin und Pio­nie­rin der archäo­lo­gi­schen Geschlech­ter­for­schung bekannt ist, son­dern auch Fem­Arc über vie­le Jah­re hin­weg unter­stüt­ze.

Dr. phi­los. Liv Hel­ga Dom­mas­nes war Pro­fes­so­rin für Archäo­lo­gie am Depart­ment of Cul­tu­ral Histo­ry, Uni­ver­si­ty Muse­um of Ber­gen, Nor­we­gen. Dort war sie zustän­dig für die älte­re Eisen­zeit skan­di­na­vi­scher Ter­mi­no­lo­gie, von der vor­rö­mi­schen Eisen­zeit bis zum Früh­mit­tel­al­ter. In ihrer For­schung kon­zen­trier­te sie sich jedoch eher auf jün­ge­re Zeit­epo­chen, von der Völ­ker­wan­de­rungs­zeit bis zur Wikin­ger­zeit. Sie schrieb bedeu­ten­de Bei­trä­ge zu The­men­be­rei­chen Bestat­tungs­sit­ten und Reli­gi­on sowie zu archäo­lo­gi­scher Geschlech­ter­for­schung, femi­nis­ti­scher Archäo­lo­gie, und zur Archäo­lo­gie der Kind­heit.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes pro­mo­vier­te 1976 mit einer Arbeit über “Yng­re jer­nal­der i Sogn – for­søk på sosi­al rekon­struks­jon” (Frü­he Eisen­zeit in Sogn – Ver­such einer sozia­len Rekon­struk­ti­on) an der Uni­ver­si­tät Ber­gen. Dies war eine der ers­ten Arbei­ten in der euro­päi­schen Archäo­lo­gie, die eine Geschlech­ter­per­spek­ti­ve ein­nahm. Sie selbst schrieb dazu im Tagungs­band zu 25 Jah­ren Fem­Arc: “When my turn came to choo­se a sub­ject for my dis­ser­ta­ti­on, I deci­ded that I wan­ted to know about Viking women of the past, but I also had the good sen­se to name it ‘inves­ti­ga­ting social struc­tu­re’.” Die­ser Arbeit soll­ten vie­le wei­te­re fol­gen.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes set­ze sich über vie­le Jah­re hin­weg für Frau­en und für Geschlech­ter­for­schung in der Archäo­lo­gie ein – unter ande­rem im nor­we­gi­schen Netz­werk K.A.N. (Kvin­ner i Arkeolo­gi i Nor­ge – Frau­en in der Archäo­lo­gie in Nor­we­gen), das seit 1985 auch die gleich­na­mi­ge Zeit­schrift K.A.N. her­aus­gab. Dies war das ers­te Netz­werk archäo­lo­gisch arbei­ten­der Frau­en in Euro­pa, und ein Vor­bild für Fem­Arc.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes war auch maß­geb­lich an der Grün­dung der Com­mu­ni­ty “Archäo­lo­gie und Geschlecht in Euro­pa (AGE)” im Rah­men der Euro­pean Asso­cia­ti­on of Archaeo­lo­gists (EAA) im Jahr 2008 betei­ligt. Sie war von 2009 bis 2014 zusam­men mit San­dra Mon­tón Sub­í­as (ICREA-Pom­peu Fabra Uni­ver­si­ty, Bar­ce­lo­na, Spa­ni­en) Co-Chair von AGE, und trug wesent­lich zum Erfolg der EAA-Com­mu­ni­ty bei.

Liv Hel­ga Dom­mas­nes wuss­te um die Bedeu­tung von Ver­net­zung und Zusam­men­ar­beit. Sie brach­te For­schen­de aus ver­schie­de­nen Län­dern, aka­de­mi­schen Tra­di­tio­nen und Fach­ge­bie­ten zusam­men. Sie ebne­te auch vie­le ihrer jün­ge­ren Kol­le­gin­nen den Weg in die Archäo­lo­gie. Sie war eine her­aus­ra­gen­de For­sche­rin, aber auch eine Men­to­rin, die immer zu Gesprä­chen bereit war und Rat wuss­te. Ihr Wis­sen und ihre Bereit­schaft zu Aus­tausch und Zusam­men­ar­beit wer­den alle, die sie kann­ten, ver­mis­sen. Ihr wis­sen­schaft­li­ches Werk wird blei­ben – auch als Inspi­ra­ti­on für kom­men­de Gene­ra­tio­nen von For­schen­den.

Möge sie in Frie­den ruhen.

Ein eng­lisch­spra­chi­ger Nach­ruf ist in “The Euro­pean Archaeo­lo­gist” erschie­nen

https://www.e‑a-a.org/EAA/Navigation_Publications/TEA_79_content/Obituary.aspx

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